Keine leichte Zeit für Sparer – bietet diese Krise auch Chancen?

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Dass die Ereignisse der letzten Wochen sich als Albtraum herausstellen, wir erwachen und die Welt vorfinden wie zuvor, das ist leider wenig wahrscheinlich. Für uns im sanktionierenden Westen bieten sich deshalb aktuell wenig Chancen, aber sie werden kommen. Noch sind zu viele Puzzleteile in Bewegung mit unklaren Auswirkungen. Aber es gilt auch Szenarien zu verfolgen, die positiv für die westlichen Finanzmärkte wirken. Eine Waffenruhe in der Ukraine und friedliche Koexistenz wären dazu die ersten wichtigen Schritte.

Reale Bedingungen für Sparer bleiben hart

Die höheren Renditen können das Attraktivitätsproblem deutscher Rentenpapiere nicht heilen. Inflationsbereinigt drohen weiterhin Vermögensverluste am Rentenmarkt. Seit Anfang März haben 10-jährige Bundesanleihen bis zu 10 % an Wert verloren. Dies war der größte Ertragseinbruch seit 32 Jahren und die Rendite wurde über die 1 %-Marke getragen. Die Rendite 10-jähiger Bundesanleihen überschritt zeitweise bereits wieder die 1 %-Marke. Würden die aktuellen Inflationsraten über zehn Jahre Bestand haben, wäre der reale Verlust eines Investments in deutschen Staatspapieren dramatisch. Am Ende der Laufzeit hat man zwar durch die Zinszahlungen etwas mehr in der Tasche. Die ursprüngliche Kaufkraft wäre aber fast halbiert.

Die Inflation bleibt

Mit so einem extremen Inflationsszenario ist zwar nicht zu rechnen, gleichwohl ist es wahrscheinlich, dass die Teuerung im Euroraum auch langfristig über dem Niveau der Vor-Corona-Zeit bleibt und in den kommenden Jahren über 2 %-Marke liegen wird. Der Anstieg der Kapitalmarktzinsen müssten daher noch deutlich höher ausfallen, damit ein Langfristanleger auf der sicheren Seite wäre. Entscheidende Bedeutung kommt hier der EZB zu, die überrumpelt von den Ereignissen bislang einen eher abwartenden geldpolitischen Kurs gepflegt hat. Dass die Zinswende im Sommer ansteht, scheint inzwischen aber klar. Unklar ist jedoch, mit welchem Tempo der EZB-Rat die Leitzinsen in den kommenden Jahren nach oben ziehen wird. Seit der Finanz – und Wirtschaftskrise lagen die Zinssätze, bis auf kurze Deflationsphasen, immer deutlich niedriger als die Teuerungsrate bzw. die Inflationserwartungen. Wenn die EZB diese Grundhaltung nicht ändert, stehen die Chancen auf positive Realrenditen eher schlecht. Ebenfalls zu berücksichtigen ist die vermutlich eher länger als kürzer dauernde Krisen- bzw. Kriegslage. Ein historischer Rückblick auf den realen Kapitalmarktzins in den USA zeigt, dass Katastrophenzeiten wie wir sie gerade erleben – oft einhergehend mit hoher Verschuldung – keine leichte Zeit für Sparer sind.

Aktien und Edelmetalle: Gut diversifiziert durch die Krise

Analysen vergangener Inflationszeiten helfen. Über die ganze Periode kamen Investoren mit Aktien, Edelmetallen und Immobilien am besten durch die Phase. Wenig werthaltig über die gesamte Periode waren Nominalanlagen (Bargeld, Anleihen, Sparbuch). Sie schwanken zwar in der Regel weniger, bei steigenden Zinsen fällt aber vorübergehend auch ihr Kurs und über die gesamte Laufzeit verlieren sie mit der Inflation ganz einfach an realem Wert. Deswegen mögen wir trotz erhöhten Schwankungsrisiken nach wie vor Aktien. Gut diversifiziert in unterschiedlichen Regionen (USA, Europa, Asien) und Anlagevarianten (Value, Growth, Dividenden) wird der Anleger auch gut durch diese Krise kommen. Edelmetalle bringen zwar keine Erträge, dürften aber real werthaltig sein und helfen damit in Krisenzeiten.

Mit Fondssparen durch die Krise

Wer in in einen Fonds regelmäßig pro Monat eine feste Rate ab 25 Euro einzahlt, nutzt den sogenannten Durchschnittskosteneffekt (Cost-Average-Effekt): Bei höheren Kursen können Sie weniger und bei niedrigeren Kursen – wie in der aktuellen Krisensituation – mehr Anteile des Fonds erwerben. Ein weiterer Vorteil ist der Zinseszinseffekt: Die automatisch wiederangelegten Erträge können wiederum Erträge abwerfen. Ein Tipp zum Schluss: Fondssparpläne sind übrigens sehr beliebt, um Vermögenswirksame Leistungen anzulegen. Darauf hat in Deutschland die große Mehrheit der Arbeitnehmer Anspruch.

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