Frauen in Finanzfragen den Rücken stärken

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Foto von Frau Dr. Widmann von Deka Investments

Die Volkswirtin Dr. Gabriele Widmann ist Leiterin Immobilien und Makro Trends bei der DekaBank, verantwortlich für Research Immobilien, Infrastruktur, Rohstoffe, Konjunktur und Märkte. Damit ist Frau Widmann noch immer eine Ausnahme in den von Männern dominierten Chefetagen. Kein Wunder, dass ihr das Thema „Frauen und Finanzen“ – neudeutsch „Female Finance“ – besonders am Herzen liegt. Mit dem Deka Podcast Money-on-her-Mind möchte Widmann den Frauen den Rücken stärken und ihnen die nötige Selbstsicherheit geben, um in Geldfragen endlich mehr Unabhängigkeit zu erlangen. Wir befragten Frau Widmann zur richtigen Anlagestrategie, ihrem Podcast und wie Frauen ihrer Finanzautonomie näherkommen können.

Frau Dr. Widmann, sich Finanzwissen anzueignen, gilt als schwierig – können Sie das aus Ihrer Erfahrung bestätigen?

Widmann: Ja! Ich muss ehrlich gestehen, dass ich viele Details rund um das Finanzen-Thema erst im Lauf meines Berufslebens gelernt bzw. herausgefunden habe. Fürs praktische Leben war mein Wissen aus dem Studium nur begrenzt tauglich.

Hatten Sie hier einen „Kniff“, um leichter Zugang zu finden?

Widmann: Ausprobieren. Meine eigene Erfahrung zeigt, dass wir durchs Geldanlegen am meisten lernen. Und, mindestens genauso wichtig: Suchen Sie sich eine Beraterin oder einen Berater bei Ihrer Sparkasse, einen Profi, dem Sie vertrauen und der Sie bei der Suche nach den richtigen Geldanlagen unterstützt. Nicht zu vergessen: Fürs erfolgreiche Geldanlagen braucht man gar nicht so viel Wissen. Wer seine Anlagen breit streut, wer weiß, dass eine höhere Rendite in der Regel nur mit höherem Risiko erzielt werden kann, wer regelmäßig investiert, hat die wichtigsten Grundlagen schon verinnerlicht.

Wer seine Anlagen breit streut, wer weiß, dass eine höhere Rendite in der Regel nur mit höherem Risiko erzielt werden kann, wer regelmäßig investiert, hat die wichtigsten Grundlagen schon verinnerlicht.

Dr. Gabriele Widmann, DekaBank

Welche Anlageoptionen haben Sie persönlich gewählt?

Widmann: Angefangen habe ich mit 20 Jahren mit der Anlage in einige Aktien-Einzeltitel, bekannte DAX-Werte. Als ich Ende Zwanzig war, fing die Internet-Begeisterung an. Da habe ich Neue-Markt-Titel gezeichnet und gekauft, war völlig begeistert, wie schnell und einfach man eine unglaubliche Rendite erwirtschaften konnte. Gezeichnete Dotcom-Titel haben sich schnell mal im Wert verdoppelt. Natürlich habe ich die ganzen Verluste ab Frühjahr 2000 dann auch mitgenommen. Seither kaufe ich mir nur noch breit gestreute Fonds, die zwar auf den ersten Blick weniger Gewinne als damals versprechen, mir aber am Ende natürlich viel mehr Vermögenszuwachs bringen als das vermeintliche „schnelle Geld“ Ende der Neunzigerjahre.

In Ihrem Podcast „Money on Her Mind” informieren Sie Frauen über Finanzbelange. Aus welcher Motivation heraus entstand Ihr Podcast? Warum haben Sie die „Zielgruppe Frauen“ gewählt?

Widmann: Meine Podcast-Kollegin Tanja Heinrich und ich haben uns bei einem Videodreh zu Rohstoffen kennengelernt. Sie kam danach auf mich zu und fragte mich, ob ich Lust hätte, mit ihr gemeinsam einen Podcast „von Frauen für Frauen“ zu starten. Ich war Feuer und Flamme. Meine Erfahrungen in über 100 Sparkassen-Frauenveranstaltungen zum Finanzthema haben mir gezeigt, dass es unglaublich wichtig ist, Frauen bei dem Thema den Rücken zu stärken und ihnen Selbstsicherheit zu geben. Es ist ja weiterhin so, dass Frauen sich tendenziell nicht so gern mit Gelddingen beschäftigen. Dagegen wollen Tanja und ich was tun – damit mehr Frauen mehr finanzielle Unabhängigkeit erlangen.

Was ist die häufigste Unwissenheit bzw. Unsicherheit, der Sie bei Frauen begegnen?

Widmann: Das Interessante ist ja, dass viele Frauen ganz gut informiert sind, und dass sie theoretisch auch das Richtige tun würden. Es ist oft nur die Befürchtung, dass man etwas falsch macht. Und dann lassen die Frauen das Geld halt auf dem Girokonto liegen – oder sie überlassen das Feld ihren Männern.

Welches Thema oder auch welche Themen sind dabei insbesondere gefragt und werden am häufigsten gehört?

Widmann: Wir haben neben dem Thema „Finanzwissen vermitteln“ noch einen zweiten Schwerpunkt. Immer wieder laden wir erfolgreiche Frauen aus der Finanzwelt in unser Studio ein, um deren Geschichte zu erfahren und zu präsentieren. Das sind die Folgen, bei denen wir am meisten Echo bekommen. Mir hat das bewusstgemacht, wie wichtig es ist, zu zeigen, auf welch unterschiedlichen Wegen Frauen in der Finanzwelt in Führung gehen können. Auf dass diese „Role Models“ den Weg für viele junge Frauen in die Finanzwelt ebnen.

Was sollte man bei der privaten Altersvorsorge beachten?

Widmann: Bei der privaten Altersvorsorge hat man in der Regel einen sehr langfristigen Anlagehorizont, deutlich mehr als fünf Jahre. Da spielen Schwankungen der Geldanlagen eine geringere Rolle als bei kurzfristiger Geldanlage. Zugleich kann ich durch den Zinseszinseffekt bei einer höheren Rendite auch mit niedrigeren regelmäßigen Beträgen viel erreichen. Deshalb kann ein hoher Aktienanteil bei der Geldanlage hier sinnvoll sein. 

Welche Investment-Möglichkeiten eignen sich besonders für kleine Budgets?

Widmann: Denken Sie bitte nie, dass ein kleiner investierter Betrag sich nicht lohnt. Gerade wenn wenig Geld zur Verfügung steht, ist die disziplinierte regelmäßige Anlage wichtig. Achten Sie bitte auch darauf, dass Sie eine durchschnittliche Renditeerwartung der Anlage haben, die die Inflation übertrifft, damit die Kaufkraft des Ersparten erhalten bleibt.

Ist grundsätzlich jede Art der Geldanlage für alle Anlegertypen geeignet?

Widmann: Nein. Die Art der Geldanlage muss zur persönlichen Risikoeinstellung und zur Lebensphase passen. Risikofreudige Typen mit hohem Einkommen können viel höhere Schwankungen der Geldanlagen aushalten als sicherheitsbedürftige Menschen, deren Einkommen ihnen gerade so reicht.

Ist es je zu spät, sein Geld in die Hand zu nehmen und zu investieren?

Das ist ja das Gute: Es ist nie zu spät, mit dem Sparen und Geldanlegen anzufangen. Das heißt, in jedem Alter und in jeder Lebenslage lohnt es sich, Vermögen aufzubauen. Je älter man ist, desto mehr sollte man auf eine hohe Renditeerwartung und hohe monatliche Sparbeträge achten. Aber beachten Sie bitte eine wichtige Regel: Der beste Zeitpunkt, um mit dem Vermögensaufbau zu starten ist immer jetzt. Schieben Sie das Thema nicht auf die lange Bank. Denn die Zeit ist ein wichtiger Faktor beim Geldanlegen, nicht zuletzt wegen des Zinseszinseffekts.

Es ist nie zu spät, mit dem Sparen und Geldanlegen anzufangen

Dr. Gabriele Widmann, DekaBank

Statistisch legen Frauen ihr Geld seltener in Wertpapieren an als Männer, dabei tun sie dies oft sogar erfolgreicher. Wieso ist dem so?

Widmann: Typischerweise überlegen Frauen länger, wie sie ihr Geld anlegen, bleiben dann aber auch eher bei ihrer Meinung, sie legen also stetiger an. „Hin und her macht Taschen leer“ – diese Stetigkeit kann also durchaus Teil des weiblichen Erfolgsrezepts sein.

Was hält Frauen Ihrer Meinung nach zurück, sich mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen?

Widmann: Oftmals die Tatsache, dass sie weniger Geld zur Verfügung haben als die Männer. Außerdem ist das Thema einfach für Frauen oft nicht spannend. Genau das ist ja das Ziel von Tanja Heinrich und mir in unserem Podcast „Money on Her Mind“, das Thema für Frauen spannender und fassbarer zu machen.

Welche Finanzentscheidungen sollte man so früh wie möglich treffen?

Widmann: Ich persönlich würde so früh wie möglich einen Sparplan auf einen breit gestreuten Aktienfonds starten. Das ist aus meiner Sicht ein echter „Geheimtipp“.

Was würden Sie Frauen raten, die im Umgang mit ihren Finanzen noch zögerlich sind?

Widmann: Suchen Sie sich eine Beraterin oder einen Berater, der oder dem Sie vertrauen. Und probieren Sie mit wenig Geld mal einige Geldanlagen aus, um Erfahrungen zu sammeln.

Welche Erfolgsgeschichten kennen Sie von Frauen, die sich erst spät dazu entschieden, sich mit dem Thema Finanzen zu befassen?

Widmann: Es ist mir mehrfach passiert, dass nach Frauenveranstaltungen ältere Damen auf mich zugekommen sind, die mir berichtet haben von den klassischen Fällen: Scheidung, plötzlicher Tod des Mannes. Und die mit Mut und Energie das Finanzthema angepackt haben und richtig erfolgreich waren mit dem Management ihres Geldes. Meistens haben sie das – natürlich – gemeinsam mit ihren Sparkassenberatern geschafft.

Was spiegeln Ihnen Ihre Hörerinnen: Inwiefern hilft Ihr Podcast?

Widmann: Zuallererst, dass er die Hemmschwelle senkt: Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken, haben Sie keine Angst, beim Geldanlegen etwas falsch zu machen. Die Grundregeln lauten: Breit streuen über alle Anlageklassen – Aktien, Renten, Immobilien; regelmäßig investieren; möglichst früh anfangen; darauf achten, dass die Renditeerwartung höher ist als die Inflation; Risiko wagen, um eine höhere Rendite zu bekommen.

Am 19. September werden Sie auf der ersten Female-Finance-Veranstaltung der Förde Sparkasse einen Vortrag halten. Was werden Sie den gut 150 eingeladenen Frauen mit auf den Weg geben?

Widmann: Mein wichtigstes Ziel ist es, durch meinen Vortrag die Frauen darin zu bestärken, sich selbst um ihre Finanzen zu kümmern. Dazu werde ich im ersten Teil meines Vortrags einen Ausblick für Konjunktur und Finanzmärkte geben, um dann darauf aufbauend ein paar grundsätzliche Dinge zum Geldanlagethema zu erläutern. Damit möchte ich eine Grundlage schaffen für das nächste Gespräch mit der persönlichen Beraterin bzw. dem persönlichen Berater bei der Förde-Sparkasse.

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