Edelmetalle als Wertanlage: Nicht nur Gold, das glänzt

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Edel- und Halbedelmetalle Barren

Die Wirtschaftskraft in Europa und in den USA schrumpft. In solchen rezessiven Phasen wird der Ruf nach Gold, Silber, Platin oder auch Palladium als Krisenwährung spürbar lauter. Eigentlich zu Unrecht: Edelmetalle sollten in der Vermögensstruktur generell zwischen 5 und 10 Prozent des gesamten Vermögens ausmachen. Doch welche Anlage-Motivation auch dahintersteckt: Wer gerade jetzt verstärkt in Edelmetalle investieren will, hat zunächst die Qual der Wahl.

Edelmetalle als Krisenwährung

Gold, Silber, Platin oder Palladium? Edelmetalle zählen zu den sogenannten Krisenwährungen. Neben der natürlichen Limitierung der Rohstoffe hat das vor allem historische Gründe. Immer wenn die Wirtschaftskraft eines Landes oder einer Region schrumpft, mischen die institutionellen Anleger, Großaktionäre und Ihre Vermögensberaterinnen und -berater Edelmetalle als Sachwert-Asset dem Vermögen bei, was in einer steigenden Nachfrage mündet und den Wert nach oben treibt. Edelmetalle gelten also unter den Anlegerinnen und Anlegern als sicherer Hafen und Inflationsschützer für die Geldanlage. Das gilt allen voran für Gold.

Warum Gold bisher nicht durch die Decke gegangen ist

Foto: Portfolioberater Udo Sörensen.

Getrieben von starken ETC-Käufen (Exchange Traded Commodities) aufgrund des Ukraine-Kriegs und seiner Eigenschaft als sicherer Hafen erreichte der Goldkurs im März dieses Jahres mit 2.070 US Dollar für eine Unze (31,1034768 Gramm) seinen diesjährigen Höchststand. Bei steigender Inflation und Rezessionsangst sollte man annehmen, dass der Goldkurs nach oben schnellt. Weit gefehlt: Bis Ende September musste der Goldkurs eine Korrektur nach unten auf 1.620 US Dollar pro Unze hinnehmen. Vor allem die Zinswende in den USA und der feste US-Dollar machte den Gold-Anlegerinnen und Anlegern einen Strich durch die Rechnung. „Wenn die Zinsen steigen, wird der Goldkurs erst einmal ausgebremst. Alternativen zur Goldanlage sind dann festverzinsliche Wertpapiere oder auch Zinsen auf den Spar- bzw. Kapitalkonten“, sagt Udo Sörensen, Portfolioberater bei der Aktiven Depotbetreuung der Förde Sparkasse. Und noch etwas ist seit der Zinserhöhung durch die Fed geschehen: Nachdem der Dollar gegenüber dem Euro um 10-12 % gestiegen war, sorgte das für Gewinnmitnahmen bei denjenigen, die zuvor in einer starken Europhase ordentlich Gold eingekauft hatten. Denn aufgrund des festen US-Dollars wurde auf Euro-Basis sogar ein neuer Rekordpreis beim Gold erreicht!

Wenn die Zinsen steigen, wird der Goldkurs erst einmal ausgebremst. Alternativen zur Goldanlage sind dann festverzinsliche Wertpapiere oder auch Zinsen auf den Spar- bzw. Kapitalkonten.

Portfolioberater Udo Sörensen, Aktive Depotbetreuung Förde Sparkasse.

Silber und Platin noch in Lauerstellung

Silber zählt zu den Industriemetallen. Aus diesem Grund ist der Silberpreis konjunkturabhängiger als beispielsweise Gold. Dennoch wird dem Silber wie auch dem Platin ein großer Wertzuwachs in den nächsten Jahren prognostiziert. Beide Edelmetalle gelten als die zukünftigen Profiteure der Bereiche Elektromobilität und Photovoltaik. Die Nachfrage nach ihnen soll in den kommenden Jahren deutlich steigen. Trotzdem befindet sich der Silberpreis seit 1,5 Jahren im Sinkflug. Allein in den letzten sechs Monaten ist der Kurs um ein Drittel gesunken. Es kann also fast nur besser werden.

Palladium: Ein Star am Anlagehimmel bekommt Kratzer

Neben Gold zählte vor allem das Palladium zu den relativ krisensicheren Rohstoffen. Doch sein Kurs unterlag in den letzten zwei Jahren starken Schwankungen (siehe Grafik). Palladium gilt als wichtigster Rohstoff zur Herstellung von Katalysatoren für Benzin-Automobile. Daneben ist die Elektroindustrie die größte Abnehmerin eines Rohstoffes, dessen natürliche Vorkommen bereits erschöpft sein sollen, so die Fachvereinigung  Edelmetalle.

Grafik: Wertentwicklungen von Gold, Silber Palladium und Platin im Vergleich zu DAX und dem iShare-MSCI-World ETF in einem Zeitraum von 10 Jahren.

Ende 2018 gab es einen massiven Run auf Palladium. Der Grund: Nach der Dieselgate-Affäre stieg die Nachfrage an Automobilen mit Benzin-Motoren. Die benötigen bekanntlich einen Katalysator. Das ließ den Preis für Palladium nach oben schnellen. Inzwischen hat der Kurs von Palladium einige Korrekturen erfahren. Es gibt nicht wenige Stimmen unter den Rohstoffexperten, die Palladium auf einen absteigenden Ast sehen. Zum einen, weil Russland neben Südafrika der einzige große Palladiumproduzent ist, zum anderen, weil die Elektromobilität auf unseren Straßen Einzug hält. Hierfür benötigt die Industrie weniger das Edelmetall Palladium, sondern vor allem Lithium und Kupfer. Das Halbedelmetall Kupfer gilt übrigens als das Konjunkturbarometer schlechthin. Läuft es mit der Weltwirtschaft nicht, sinkt auch der Kurs von Kupfer aufgrund fehlender Nachfrage aus der Industrie. Und genau in dieser Situation befindet sich die Weltwirtschaft aktuell. Der Kupferpreis pro Tonne lag im März 2022 noch bei über 10.700 US Dollar und dümpelt nunmehr bei 7.400 US Dollar herum (Stand 27.09.2022).

Verwahrungsmöglichkeiten für Gold und Co.

Natürlich können Anlegerinnen und Anleger Edelmetalle unmittelbar physisch erwerben und dann im eigenen Safe zu Hause oder in einem Schließfach Ihrer Bank oder Sparkasse verwahren. Notwendig ist dies indes nicht, wenn man sich für ein Edelmetall-Depot entscheidet. Ein solches bietet beispielsweise das Unternehmen SOLIT an, das beim Einkauf der edlen Metalle mit der Bayrischen Landesbank zusammenarbeitet. Die Vorteile liegen bei dieser Verwahrungsform auf der Hand: Die Kosten sind überschaubar und die Anlegerinnen und Anleger haben jederzeit Anspruch auf physische Herausgabe ihrer Wertanlage. Zudem lässt sich über ein Edelmetall-Depot die Struktur und damit die Anteile der verschiedenen Edelmetalle selbst zusammenstellen. Es ist sogar möglich, Sparpläne selbst anzulegen. Auf diese Weise lassen auch mit kleinen Beträgen wie etwa 50 Euro pro Monat ratierlich Edelmetalle in das Depot hinzukaufen.

Steuerliche Vorteile

Nicht zu vernachlässigen sind die steuerlichen Vorteile der Edelmetalle. Diese fallen beim Gold am größten aus. Hier müssen Sie beim Kauf keinerlei Mehrwertsteuer entrichten. Und für alle Edelmetalle gilt: beim Verkauf von Edelmetallen, die über ein Jahr gehalten wurden, sind die Gewinne nicht steuerpflichtig. Es gibt also keine Kapitalertragssteuer. Selbst Minderjährige dürfen ein Edelmetall-Depot besitzen. Schon deswegen sind Edelmetalle für Eltern und Großeltern eine interessante Sparalternative, um ihren Kindern und Enkelkindern später eine glänzende Startposition zu ermöglichen.

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