Energiewende: Was Eigenheimbesitzer:innen derzeit bewegt

Die Veranstaltung „Energetisches Modernisieren“, die am letzten Donnerstag per Online-Schaltung aus der Förde Sparkasse am Lorentzendamm stattgefunden hat, zeigte vor allem eines: Das Thema bewegt viele Eigenheimbesitzer:innen in der Region. Es waren detaillierte Fragen der über 300 Teilnehmer:innen, die auf die Fachreferenten eingeprasselt sind. Aus diesem Grund haben wir einige Zuschauerfragen für Sie noch einmal hier zusammengestellt. Und für alle, die es sich am 30. März zeitlich nicht einrichten konnten, stellen wir am Ende des Beitrages einen Link zur Aufzeichnung der Veranstaltung zur Verfügung.

Was ist von den hochpreisigen Angeboten der Handwerker, insbesondere für den Einbau von Wärmepumpen zu halten?

Die Angebote der Handwerker zum Einbau einer Wärmepumpe sind oft nicht genau nach Kostenpositionen aufgeschlüsselt und die Preise haben sich zudem innerhalb des letzten Jahres nahezu verdoppelt. Ist das gerechtfertigt? Wie können die Eigenheimbesitzer:innen erkennen, dass sie nicht übervorteilt werden? „Bei den Heizungsbauern herrscht aktuell eine Art Goldgräberstimmung“, bestätigt der Haus & Grund Jurist und Rechtsanwalt Martin Rathsack. Das läge auch daran, dass es auf dem Gebiet für Wärmepumpen noch nicht so viele Spezialisten gäbe. „Mit Inflationssteigerungen bei den Baukosten von 20 bis 25 Prozent muss man allerdings tatsächlich rechnen.“ Rathsack weiter: „Wenn Sie ein komisches Gefühl haben, weil im Angebot die Kostenpositionen nicht aufgeschlüsselt sind, sollten Sie sich auch nicht für diesen Anbieter entscheiden.“ Schließlich sei es laut Rathsack generell wichtiger, einen renommierten Handwerksbetrieb vor Ort zu beauftragen, schon weil dieser ja auch kontinuierlich die Heizung warten müsse.

Wie groß ist das Einsparpotenzial von Photovoltaik-Anlagen?

Das genaue Einsparpotenzialpotenzial von Photovoltaik-Anlagen wurde von den Teilnehmer:innen abgefragt, zumeist mit den genauen Maßen der eigenen Dächer. Solche individuellen Fragestellungen lassen sich natürlich nur schwierig für die Allgemeinheit beantworten. Unsere Experten hatten allerdings einen guten Tipp parat: Auf der Seite Solaroffensive SH | Mach dein Dach zum Stromerzeuger! können Sie genau für die Größe Ihres Daches das Einsparpotenzial ausrechnen. Im Übrigen gibt es in Schleswig-Holstein noch keine verpflichtende Bestimmung zum Flächenanteil der PV-Anlage von der Gesamtfläche des Daches. Allerdings kann man davon ausgehen, dass alsbald eine bundeseinheitliche Bestimmung vom Gesetzgeber verabschiedet wird. Da 65 % erneuerbarer Energie aus der Heizungsanlage stammen sollen, ist dies ein guter Richtwert, mit dem zu rechnen ist.

Reicht ein Austausch defekter Dachpfannen aus?

Bei vielen Häusern sind die Dachpfannen in die Jahre gekommen. Reicht hier ein Austausch der Dachpfannen aus oder müssen die Eigentümer:innen im Falle eines Austausches nun auch immer für eine geeignete Dämmung unter den Dachpfannen sorgen? Die passende Antwort ist abhängig von dem Anteil der auszutauschenden Dachpfannen. Rechtsanwalt Rathsack: „Wenn mehr als 30 % des Daches neue Dachpfannen benötigt, sind zwingend die Vorschriften des Gebäudeenergiegesetzes einzuhalten.“ Eigentümer:innen sollten sich dann über dem Umfang der Dämmung gut beraten lassen.

Jetzt noch auf Gasheizung mit zusätzlichem Ofen umsatteln?

Ob es wirklich noch Sinn macht, die veraltete Ölheizung mit einer verhältnismäßig günstigen Gasheizung zu ersetzen und die 15 % Anteil erneuerbarer Energie gemäß § 9 Absatz 4 EWKG-SH mit einem zusätzlichen Holz-Ofen zu erfüllen, bezweifelten die Fachleute, ohne es direkt zu verneinen. Das Ganze müsste genau ausgerechnet werden. Dagegen spricht aber, dass Ende dieses Jahres bzw. Anfang nächsten Jahres neue und strengere Bestimmungen greifen könnten. „Sie halten dann für viel Geld an einem alten System fest, das innerhalb der nächsten zehn Jahren die künftigen Bestimmungen nicht mehr erfüllen kann“, sagte Rathsack.

Wie lässt sich eine Haus-Modernisierung im Rentenalter noch realisieren?

Wer bereits das Rentenalter erreicht hat oder kurz davorsteht, fürchtet nun, die Energiewende mit den neuen Klimagesetzen finanziell nicht mehr tragen zu können. Hier konnte LBS-Mann Rupert von Buddenbrock beruhigen. Zum einen gäbe es jetzt noch die Möglichkeit schnell von einem günstigen Zinskorridor aus dem Jahr 2021 auf Darlehensseite profitieren zu können. Zum anderen sei das Alter in der Baufinanzierung nicht maßgebend. Auch für Senior:innen gibt es die passenden Finanzierungsmodelle.

Was kostet ein Sanierungsfahrplan?

Wer sein Haus energetisch renovieren bzw. sanieren möchte, benötigt eine:n Energieberater:in, der/die einen Sanierungsfahrplan erstellt. Dieser Fahrplan bewegt sich je nach Objekt zwischen 1.500 und 2.000 Euro. Mit einer 80-prozentigen Förderung können die Eigenheimbesitzer:innen rechnen. Eine sinnvolle Investition, um mehr Klarheit für die nächsten Schritte zu erhalten.  

Und hier geht es zur Aufzeichnung

Mehr Überblick und Klarheit zu den rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen erhalten Sie vor allem auch, wenn Sie sich noch einmal den Mitschnitt der Veranstaltung in Ruhe anschauen. Aufgrund der vielen Anfragen haben wir beschlossen, Ihnen die Aufzeichnung zum Online-Event Energetisches Modernisieren vom 30. März hier bereitzustellen.

Übrigens: In diesem Blogartikel liefert Rupert von Buddenbrock, Gebietsleiter der LBS in der Förde Sparkasse und zertifizierter Modernisierungsberater, weitere Antworten auf die Frage, was Sie zur energetischen Modernisierung Ihres Eigenheims wissen müssen.