DIE Nachhaltigkeitsstrategie gibt es nicht

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Nachhaltigkeitsstrategie

Der Begriff Nachhaltigkeit stammt aus dem 18. Jahrhundert und basiert auf einem Zitat von Hans von Carlowitz aus der Forstwirtschaft. „Schlage nur soviel Holz ein, wie der Wald verkraften kann! Lebe von den Zinsen des Kapitals Wald.“ Auch die Nachhaltigkeit ist in der Finanzwelt zu einem wichtigen Thema geworden. Was ist schließlich schöner, als mit gutem Gewissen Geld zu verdienen. Allerdings fehlt es an einer einheitlichen Definition, was unter nachhaltigem Investieren zu verstehen ist. Dazu bräuchte es eine allgemein akzeptierte ethisch-moralische Instanz, die exakt festlegt, was richtig und was falsch ist. Bei nachhaltigen Geldanlagen sollte das primäre Ziel der reale Kapitalerhalt sein. Daneben gilt es u.E. auch die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft zu berücksichtigen.

Was bedeutet nachhaltiges Investieren?

Da es an einer einheitlichen Definition fehlt, was unter nachhaltigem Investieren zu verstehen ist, werden Moralvorstellungen häufig zu Ausschlusskriterien umformuliert, die dann zu entsprechenden Anlageverboten führen. Beispielsweise:

– Gesundheitsmoral (kein Alkohol, keine Zigaretten)
– Pazifistisch geprägte Moral (keine Waffen)
– Religiös geprägte Moral (keine Zinsen, keine Verhütungsmittel)

Je mehr Branchen allerdings ausgeschlossen werden, desto kleiner wird das Anlage-Universum. Eine wirklich konsequente Umsetzung müsste dann auch noch wichtige Geschäftspartner und Lieferanten auf die Verbotsliste setzen, etwa Banken und Versicherungen, die die Geschäfte finanzieren und versichern, oder Glashersteller, die Schnapsflaschen produzieren. Am Ende bliebe dann nicht mehr viel übrig.

Best-in-Class

Um die Problematik der Ausschlusskriterien zu vermeiden, hat sich ein sogenannter „Best-in-Class“-Ansatz etabliert. Damit ist es möglich, mit gutem Gewissen auch in eigentlich verpönte Branchen zu investieren, sofern das betreffende Unternehmen zu den Besten unter den Schlechtesten zählt. Sozusagen der Klassenbeste in einer Branche.

Divestment

Eine weitere Investmentstrategie besteht in dem sogenannten Divestment. Hier wird vor allem in Unternehmen investiert, die eine geringe Emissionsbilanz an Treibhausgasen aufweisen. Die Anlagepolitik schließt z.B. Kohle und andere fossile Energieträger aus.

Inzwischen gibt es Ratingagenturen, die als sogenannter „Nachhaltigkeits-TÜV“ den Anlegern helfen sollen, ihre Strategien umzusetzen. Als gemeinsamer Nenner dient zumeist der Dreiklang „Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung“, der international als „ESG“ bezeichnet wird.

Unsere klare Empfehlung:

Verbinden Sie die Nachhaltigkeitsanalyse mit der traditionellen Finanzanalyse, um eine umfassende Grundlage für Ihre Anlageentscheidung zu haben. Das heißt: Verknüpfen Sie immer den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens mit den ESG-Kriterien und den ökologischen Fußabdrücken, die ein Unternehmen hinterlässt. Machen Sie sich auch ein eigenes Bild Ihrer eigenen „Nachhaltigkeitsstrategie“, denn DIE „Nachhaltigkeitsstrategie“ gibt es nicht!

Nachhaltigkeitsstrategie
Florian Unrau

Zum Autor: Florian Unrau ist bei der Förde Sparkasse Leiter der Aktiven Depotbetreuung und berät mit seinem fünfköpfigen Team Kunden individuell bei der Suche nach der optimalen Anlagestrategie.

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