Die Zukunft wird Asien gehören

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Asien
Prof. Dr. Karl Pilny

Am 23. März veranstaltete die Förde Sparkasse das Anlegerforum „Zukunft Asien“ mit Prof. Dr. Karl Pilny als Gastreferenten. „Panasiatisch und holistisch“, beschreibt sich Pilny selbst. Der Wirtschaftsjurist hat in den achtziger und neunziger Jahren in Asien gelebt und gearbeitet. Er war dort Partner in einer internationalen Anwaltssozietät in Tokyo, die in den gesamten asiatischen Raum Niederlassungen unterhielt und unter anderem Unternehmen wie Samsung oder auch Toyota beriet. So konnte Pilny nicht nur sein verhandlungssicheres Japanisch anwenden, er lernte auch ganz Asien kennen und schätzen. Mit der Buch-Trilogie „Das asiatische Jahrhundert“ machte sich Pilny in der breiten Öffentlichkeit als Asienkenner einen Namen. Heute zählt er zu den profundesten Asienexperten Deutschlands. In seinen jüngsten Büchern „Asia 2030 – Was der globalen Wirtschaft blüht“, erschienen im Campus Verlag, skizziert er den Aufstieg der Region Asien zur wirtschaftlichen Weltmacht und in „Praxiswissen China“ erschienen im Hanser Verlag den Aufstieg Chinas und wie die Chinesen ticken.

Sie haben das Anlegerforum „Zukunft Asien“ verpasst? HIER können Sie es sich in voller Länge ansehen.

Herr Pilny, sind die asiatischen Staaten noch auf dem Sprung oder sind sie nicht schon längst gesprungen?

Pilny: Sie sprechen den Titel meines Buches „Tiger auf dem Sprung: Politik, Märkte und Mächte in Südostasien“ an. Da geht es aber nicht um Asien als Ganzes, sondern um die südostasiatischen Tigerstaaten. Asien ist eben mehr als nur ein Land. Im aktuellen „China-Hype“ vergisst man schnell, dass es neben China ein gutes Dutzend spannender asiatischer Länder gibt. Und in der Tat, die Tigerstaaten Thailand, Malaysia, Taiwan, Indonesien und Südkorea waren schon einmal auf dem Sprung bis ihnen 1997 die Währungskrise den Garaus gemacht hatte. Aber gerade jetzt sind diese Staaten wieder auf dem Sprung, mehr denn je. 

Wieso das?

Pilny: Der Grund ist RCEP (Regional Comprehensive Economic Partnership), welches sich gerade in der Ratifizierungsphase befindet. Es ist die größte wirtschaftliche Freihandelszone der Welt und wird auch die sogenannten Tigerstaaten auf eine ganz neue Bedeutungsebene heben. 

Warum hat das RCEP Abkommen eine so große Bedeutung für Asien und was bedeutet das für hiesige Privatanleger?

Pilny: Asien integriert sich als Region arbeitsteilig immer mehr und koppelt sich gleichzeig immer weiter von den westlichen Märkten ab. Genau das passiert gerade jetzt. Es gab zwar zuvor in Südostasien die AFTA (Asia Free Trade Area), ebenfalls eine Freihandelszone, doch die umfasste gerade einmal circa 600 Mio. Menschen. Durch RCEP kommen jetzt u.a. China, Japan, Südkorea und Australien hinzu. Nun sind es auf einmal 2,2 Mrd. Menschen, die bereits jetzt schon über 40 % der globalen Wirtschaftsleistung ausmachen, Tendenz stark steigend. Es würde für diese Länder völlig ausreichen, wenn diese Länder nur untereinander Handel treiben. Sie brauchen im Grunde genommen niemanden mehr. RCEP wird die bereits bestehende Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationskraft dieser Staaten erhöhen und im Jahr 2022 – mit der voraussichtlich abgeschlossenen Ratifizierung – wird es erst richtig losgehen. RCEP ist ein enormer Katalysator für weiteres innerasiatisches Wachstum.

Und das alles wird unter der Vormachtstellung Chinas geschehen?

Pilny: Natürlich ist der Aufstieg Chinas zu einer globalen Wirtschaftsmacht, über den ich beim Anlegerforum der Förde Sparkasse auch sprechen werde, das große Thema unserer Zeit. Ganz besonders gilt dann diese starke Position Chinas im Verhältnis zu den asiatischen Nachbarn. Darum wird RCEP als ein so besonderer Erfolg angesehen, weil man China in das Abkommen einbeziehen konnte. Wie China und die Chinesen ticken und wie wir damit am Besten umgehen, ist Thema meines aktuellen Buches „Praxiswissen China“. 

Und was ist mit Indien und den USA, mischen die bei RCEP nicht mit?

Pilny: Indien ist kein Mitglied des RCEP. Das Land ist aktuell auf einen nationalistischen Ausflug, eine Art Deglobalisierungstrip. Und RCEP ist erst deswegen entstanden, weil sich die USA unter Präsident Trump aus der transpazifischen Partnerschaft (TPP) rausgezogen hat. Dadurch ist ein Vakuum entstanden, das nun durch RCEP mehr als aufgefüllt wird.

Welche Wirtschaftsbereiche und Branchen entwickeln sich denn in Asien aus Ihrer Sicht aktuell besonders gut und könnten auch für Anleger interessant sein?

Pilny: Alles was mit den sogenannten Megatrends, also den Wachstumstreibern, zu tun hat. Daran kann man sich orientieren. Inzwischen ist es aber nicht nur so, dass sich die Megatrends in Asien einfach auswirken, vielmehr werden viele Megatrends in Asien erst gemacht. Das gilt vor allem für die Digitalisierung in Verbindung mit der Künstlichen Intelligenz und natürlich in diesem Zusammenhang dem digitalen Handel, dem E-Commerce, der in China und in Asien insgesamt im Vergleich zu westlichen Ländern enorm stark gewachsen ist. Aber eine besonders wichtige Entwicklung ist für ganz Asien noch eine ganz andere: Ich meine die ‚emerging middleclass‘, die wachsende Mittelschicht. Das durchschnittliche Prokopf-Einkommen pro Jahr liegt in China aktuell bei 10.800 US Dollar. Zur Mittelschicht zählen dort aktuell etwa 150 Mio. Menschen. Bis 2030 wird sich das Prokopf-Einkommen der Chinesen verdoppeln. Dann werden allein in China 300 bis 500 Mio. Menschen zur Mittelschicht gehören. Das wird in vielen Bereichen zu einem Boom führen, beispielsweise auch im innerasiatischen Tourismus. 

Gerade wir im Westen verbinden insbesondere China mit Risiken, sei es beim Klimaschutz, dem Schutz der Privatsphäre, den bürgerlichen Freiheitsrechten oder dem Handelskrieg mit den USA – wie schätzen Sie diese Risiken gerade für Anleger ein? 

Pilny: Ich sehe die Risiken tatsächlich relativ moderat. Alle genannten Themen sind wichtig und richtig. Die asiatischen Unternehmen sind aber sehr anpassungsfähig und agil aufgestellt. Die Auswirkungen dieser Themen spiegeln sich nicht unbedingt in den Börsenkursen chinesischer Unternehmen wider. Und inzwischen hat die chinesische Führung die große Bedeutung des Naturschutzes selbst erkannt. Darum versucht sie mit großem Kapitaleinsatz massiv dagegen zu steuern. Es gibt zahlreiche chinesische Hersteller für Wind- und Solarkraft, die inzwischen führend auf ihrem Gebiet sind. Kurzum aus den genannten Herausforderungen ergeben sich für Anleger wieder Chancen. Anders verhält es sich beim geopolitischen Risiko, damit meine ich den Handelskrieg mit den USA. Der Begriff Handelskrieg ist eigentlich irreführend. Das ist ein langer systemischer Wettbewerb, der sich über Jahre und Jahrzehnte hinziehen wird. Die Exportverbote von Halbleitern durch die USA haben die Chinesen wirklich getroffen. Aus diesem Grund wurde seitens der chinesischen Führung ein 5-Jahres-Plan aufgestellt, um auch in diesem Gebiet völlige Unabhängigkeit zu erlangen. Und es wäre nicht das erste Mal, dass Druck von außen das Gegenteil von dem bewirkt, was man eigentlich erreichen wollte.

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Die Bücher  „Asia 2030 – Was der globalen Wirtschaft blüht“ und „Praxiswissen China“  von Prof. Dr. Karl Pilny können übrigens direkt über die E-Mail-Adresse info@karlpilny.com als signiertes Exemplar bestellt werden.

2 Kommentare

  1. …und was passiert mit RCEP, wenn Bidens USA wieder in TPP reingehen? Schließlich ist RCEP ja noch nicht von allen ratifiziert.

    • Eine wirklich interessante Frage. Es ist schwer vorstellbar, dass eine Rückkehr der USA in TPP, die Ratifizierung der 15 pazifischen Staaten zur RCEP-Freihandelszone noch beeinflussen wird. Herr Dr. Pilny wird am Dienstag im Anlegerforum diese Frage sicher konkreter beantworten können. Melden Sie sich gerne an.

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