Plastik – Was es mit uns macht und was wir damit machen müssen

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Plastikmüll am Strand

Weißer, feiner Sandstrand, türkisfarbenes, klar schimmerndes Wasser, im sanften Wind wiegen sich die Palmen, im Hintergrund spielt entspannt Musik in der Strandbar: ein perfekter Traumstrand, eine Idylle. Tatsächlich sehen viele Strände heute anders aus – sie gleichen einer Müllhalde. Alte Fangnetze, Plastikflaschen und -tüten und sonstiger Plastikabfall werden an die Ufer gespült. Und auch, wenn der Strand optisch eine Idylle ist, im Sandstrand befinden sich häufig kleinste, kaum zu erkennende Plastikmüllreste. Forscher und Forscherinnen kommen zu dem Ergebnis, dass bis zu 10 Prozent des Sandes heute bereits aus Plastik besteht.

Erdöl, die Grundlage für Plastik

Auch wenn bereits Ötzi seine Pfeilspitzen mit Birkenpech, einer Art Steinzeit-Allzweckkleber, hergestellt hat, so dauerte es doch bis in das Jahr 1907, als der belgisch-amerikanische Chemiker Leo Hendrik Baekeland den ersten synthetischen Kunststoff erfand. Kunststoffe haben Vor- und Nachteile. Kunststoffe sind leicht, wärmedämmend, hitzebeständig, günstig, rein und flexibel. Kunststoff muss bei der Herstellung nur auf 300 Grad erhitzt werde, Glas hingegen auf 600 Grad. Und Kunststoff ist langlebig. Die Herstellung von Kunststoffen erfolgt aus Erdöl. Durch das Hinzufügen von chemischen Zusatzstoffen, wie Weichmacher, Stabilisatoren oder Farbmittel, wird die jeweilige gewünschte Eigenschaft erreicht.

Mikroplastik an allen Orten

An unserem Sandstrand befindet sich neben dem Müll auch das kleine, kaum zu erkennende Mikroplastik, das zwischen 20 Mikrometern und 5 Millimeter groß ist. Unterschieden wird hier zwischen primärem, direkt von der Industrie hergestelltem Mikroplastik, das als billiger Füllstoff oder für Reinigungseffekte in Kosmetik oder Reinigungsmitteln eingesetzt wird, und dem sekundären Mikroplastik, das durch die Zersetzung von großen Plastikteilen entsteht. Durch Sonne, Reibung und Wettereinflüsse zerfällt größerer Müll in kleinste Partikel. Aber auch Fasern, die sich beim Waschen aus der Kleidung lösen, oder Reifenabrieb von Autos und LKW sind Mikroplastik und gelangen in die Umwelt.

Die positive Eigenschaft, dass Plastik so langlebig ist, ist zugleich das Problem für die Umwelt: Plastik bleibt bei uns. Plastik verrottet nicht wie biologische Stoffe, sondern zerfällt in immer kleinere Teilchen. Während eine Bananenschale sich innerhalb von 2 bis 5 Wochen zersetzt, benötigt ein Kaffee-to-go-Becher ungefähr 50 Jahre, um sich in kleinste Teile zu zersetzen. Jedes Jahr landen riesige Mengen, lt. BUND 11,5 Mio. Tonnen jährlich, an neuem Plastik in der Umwelt und über die Flüsse in Meeren, die Tendenz ist steigend.

Gefahr für Mensch und Tierwelt

Schon jetzt gefährdet Mikroplastik Tiere, die am und im Wasser leben. Zum einen verfangen sich viele Tiere in den alten Fangnetzen und verenden qualvoll. Zum anderen nehmen wir Menschen Mikroplastik über die Nahrungskette auf, indem wir Fisch essen. Forschungsergebnisse zeigen, dass Mikroplastikpartikel in Tieren und Kleinstlebewesen die Ökosysteme verändern können. Tiere, die Partikel in ihrem Körper aufwiesen, wurden teilweise träge und nahmen weniger Nahrung auf. Ihre Aufgabe, die sie in unserem komplexen Ökosystem einnehmen, können sie dadurch nicht mehr voll wahrnahmen. Mit der Folge, dass unser Ökosystem ins Wanken gerät. Umso wichtiger ist es, Plastik weltweit zu reduzieren und den, den wir nutzen, im Recyclingkreislauf zu halten.

Recycling, eine globale Aufgabe

Die fünfte Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA) erteilte am 2. März 2022 ein Mandat zum Verhandeln eines umfassenden globalen Plastikabkommens. In zwei Jahren soll es stehen. Ein erstes Treffen mit 140 teilnehmenden Ländern gab es dazu im Dezember 2022 in Uruguay. Es geht also schon jetzt darum und nicht erst nach dem Abkommen, Plastik richtig zu sammeln und zu sortieren. Dies ist eine besondere Herausforderung, weil oft verschiedene Plastikarten miteinander verbunden und nur schwer zu trennen sind, um reines, neues Plastik herstellen zu können. Schon jetzt verzeichnen Unternehmen für Pfandautomaten und Recycling einen starken Zulauf. Supermärkte sammeln verstärkt Pfandflaschen, da die Rücknahme von Plastikflaschen immer verpflichtender wird.

Seit 2022 sind alle Plastikflaschen in Deutschland pfandpflichtig. Bis dahin galt, dass grundsätzlich ein Pfand von 25 Cent auf Einweg-Getränkeflaschen von Bier, Mineralwasser, Erfrischungsgetränken und alkoholhaltigen Mischgetränken erhoben wird. Ausgenommen davon waren Milch, Wein, Spirituosen, Cider, Energydrinks, Frucht- und Gemüsesäfte. Weiterhin ausgenommen von der Regelung sind Getränkekartons, beispielweise von Herstellern wie Tetra Pak, denn diese Verpackungen gelten als umweltfreundlicher. Ihre Recyclingfähigkeit wird auf 90 Prozent beziffert.

Neues Pfandgesetz

Ab 2023 wird das Pfandsystem auf Verpackungen für „Essen-to-go“ ausgeweitet und ab 2024 sieht das Pfandgesetz auch den – wegen Hygienebedenken umstrittenen – Pfand für Milchgetränke in Plastikflaschen vor. 2025 wird das Gesetz noch einmal verschärft. Dann müssen PET-Flaschen aus mindestens 25 Prozent Recyclingplastik bestehen. Deutschland ist hier ein Vorreiter: Die Quote wird schon lange erreicht. Auch die ab 2030 geltende Mindestquote von 30 Prozent stellt für Deutschland im Gegensatz zu den EU-Nachbarstaaten keine Schwierigkeit dar, da die Quote des recycelten Materials bereits bei über 40 Prozent liegt.

Recycling-Firmen als Anlagetrend

Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen investieren u.a. in aussichtsreiche Unternehmen aus der Recyclingbranche. Das sind beispielsweise Unternehmen, die die Leergutautomaten, die in den Supermärkten aufgestellt sind, herstellen und die Märkte auch mit einem technischen Support unterstützen. Da Plastik nicht gleich Plastik ist und oft verschiedene Stoffe miteinander verbunden sind, haben sich einige Unternehmen darauf spezialisiert, diese verschiedenen Materialien zu trennen. Durch die Trennung gewinnen sie wieder reine Stoffe aus dem Recyclingkreislauf zurück, um sie dann erneut in den Produktionskreislauf bringen zu können. Mit ihrer Investition in diese Unternehmen tragen sowohl das Management von Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen als auch die Fondsanteilinhaber:innen so durch ihren finanziellen Beitrag einen wesentlichen Teil zur Veränderung, zur Transformation unseres Umweltverhaltens und zum Schutz unseres Lebensraums bei.

Über die Autorin: Die Autorin Anja Schnack arbeitet im Wertpapier-Produktmanagement der Förde Sparkasse und ist Expertin für Geldanlagen mit Nachhaltigkeitsaspekten.

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