Die Themen Flüchtlinge und Flüchtlingshilfe sind Begriffe, die fast täglich eine Rolle in den Medien spielen. Dabei geht es um die Registrierung der eingewanderten Personen, deren Unterbringung und natürlich auch um die Unterstützung in ihrem Alltag in Deutschland. Dazu zählen natürlich die bürokratischen Pflichten bei Behörden und Ämtern. Dazu zählen aber auch Termine bei Sparkassen oder Banken zur Kontoeröffnung, damit das tägliche Leben möglichst unabhängig bestritten werden kann.
Die Idee der Veranstaltung
Da die finanzielle Welt hier eine ganz andere ist als in den Heimatländern und die meisten Flüchtlinge nicht von heute auf morgen alles Neue erlernen und begreifen können, gibt es bei vielen Geflüchteten Probleme bei der Kontoführung. Das birgt Gefahren, denn eine wachsende Anzahl von Flüchtlingen droht (unwissentlich) in eine Schuldenfalle zu laufen. Auslöser dafür sind zum größten Teil kostenpflichtige Verträge mit einer festen Laufzeit und das Bezahlen in Geschäften ohne ausreichende Kontodeckung. Wenn sich Flüchtlinge mit den Schreiben von Inkasso-Unternehmen an die Betreuer oder Migrationsberatungsstellen wenden, ist es häufig schon fast zu spät.
Daraus entstand die Idee, in drei separaten Informationsveranstaltungen in großen Gemeinschaftsunterkünften über die Themen Kontoführung und Schuldenfalle zu informieren. Beteiligt sind dabei die Förde Sparkasse, die Stadt Kiel, das Schuldner- und Insolvenzberatungszentrum Kiel sowie die Betreuungsträger AWO, DRK und Diakonie Altholstein. Alle Informationen werden dabei von einem Übersetzer übersetzt. Außerdem wird jeder der drei Termine in einer anderen Sprache gestaltet.
Bezahlverfahren sorgen für Verwirrung bei Flüchtlingen
Die erste Veranstaltung in Kiel-Wik stieß auf große Resonanz.
Die Begrüßung erfolgte durch einen Mitarbeiter der Betreuungsträger vor Ort. Danach gab eine Mitarbeiterin der Schuldner- und Insolvenzberatung den Flüchtlingen ein paar wichtige Hinweise mit auf den Weg. Beispielsweise ging es um die aktuelle finanzielle Situation der Geflüchteten, mögliche kostenlose Beratungsstellen und um Vertragsabschlüsse, die häufig der Einstieg in die Schuldenfalle sind. Außerdem gab sie einen Ausblick darauf, wie sich die finanzielle Lage ändern kann, wenn eine Aufenthaltsgenehmigung erteilt wird und damit einer beruflichen Tätigkeit nachgegangen werden kann.
Ein Mitarbeiter der Förde Sparkasse übernahm den zweiten Teil des Vortrags. Er lieferte allgemeine Informationen zum Kontomodell, das für die Flüchtlinge eröffnet wird. In dem Zusammenhang wies er darauf hin, dass jeder das gesetzliche Recht auf ein eigenes sogenanntes „Basiskonto“ hat. Anschließend erklärte er die unterschiedlichen Möglichkeiten des Bezahlens: Karte + PIN, Karte + Unterschrift, Dauerauftrag, Lastschrifteinzug. Dabei betonte er, dass jeder Kontoinhaber selbst für ausreichende Kontodeckung verantwortlich ist. Auch die Wichtigkeit der Kontoauszüge spielte eine Rolle. Mit Hilfe derer teilt die Sparkasse ihren Kunden beispielsweise mit, wenn eine Lastschrift nicht eingelöst werden konnte. Zusätzlich müssen diese oftmals bei Behörden oder Ämtern vorgelegt werden.
Anschließend konnten die Flüchtlinge Fragen stellen. Diese Möglichkeit wurde zahlreich genutzt. Dabei ging es in den meisten Fällen um die Verwirrung, die die unterschiedlichen Bezahlmethoden bei vielen auslösen. Beim Einkauf beispielsweise sei es doch viel einfacher, wenn alle Geschäfte den gleichen Weg nutzen würden. Auch die Verpflichtung, die mit einem zeitlich gebundenen Vertrag einhergeht, ist oft nicht allen bewusst. Fazit: Der Umgang mit EC-Karte und geheimer PIN ist für uns selbstverständlich, für Menschen, die dieses System überhaupt nicht kennen, sehr ungewohnt und schwer zu verstehen.