Elementarversicherung wird immer wichtiger

0

In den vergangenen Jahren gab es drei „Jahrhunderthochwasser“: 2013 an der Elbe, 2021 im Ahrtal und 2024 an der Donau. Bei diesen Katastrophen wurden nicht nur Häuser, sondern zum Teil auch ganze Landstriche zerstört – und Kosten in Milliardenhöhe verursacht. Erst nach der Katastrophe kam für viele die bittere Erkenntnis: Ein großer Teil der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten war nicht ausreichend abgesichert. Denn Hausratversicherung und Wohngebäudeversicherung greifen in diesen Fällen nur bedingt. Eine Elementarversicherung sichert dagegen umfassend ab. Nun wird auch darüber diskutiert, ob sie verpflichtend sein soll.

Klimawandel: Das Risiko für Naturkatastrophen steigt

Der Klimawandel fordert nicht nur Leben und zerstört Existenzen er ist auch sehr teuer: Allein der Wiederaufbau der 2021 in NRW, Bayern und Rheinland-Pfalz zerstörten Hochwasser-Regionen kostet viele Milliarden Euro. Eine konkrete Summe ist noch immer nicht bekannt, aber Schätzungen belaufen sich auf einen Gesamtbetrag von mehr als 30 Milliarden Euro. Die Landesregierung von NRW beziffert den Schaden allein dort auf 13 Milliarden Euro.

Schon in den Jahren zuvor waren die Überflutungen folgenschwer: Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) zahlten die Versicherer 2020 rund 2,5 Milliarden Euro für Beschädigungen durch Sturm, Hagel und weitere Naturgefahren wie zum Beispiel Starkregen. Gerade Starkregen ist laut Expert:innen eine unterschätzte Bedrohung. Es kommt nämlich in kurzer Zeit zu sehr viel Regen und die Kanalisation kann die großen Wassermengen nicht mehr bewältigen. Die Konsequenz daraus sind vollgelaufene Keller und zerstörtes Eigentum – und zwar überall in Deutschland. So berichtet der GDV in seinem Naturgefahrenreport 2020: „Auch Regionen fernab großer Flüsse und Seen können überschwemmt werden – allein durch die Sturzflut aus den Wolken.“

Eine Elementarversicherung bietet umfassenden Schutz

Während bundesweit fast alle Wohngebäude (95 Prozent) gegen Sturm und Hagel abgesichert sind, sind laut Statista lediglich 52 Prozent (im Frühjahr 2023) gegen Elementarschäden versichert. Ein möglicher Grund: Naturkatastrophen waren in Deutschland bisher selten und eine entsprechende Versicherung erschien vielen Menschen unnötig. Viele Immobilienbesitzer:innen oder Mieter:innen denken zudem, dass sie bereits ausreichend über ihre Wohngebäudeversicherung geschützt sind. Diese deckt gerade bei älteren Verträgen im Normalfall Schäden durch Feuer, Leitungswasser, Hagel und Sturm ab. Besonders im Extremfall ist dieser Schutz jedoch unzureichend.

Als Zusatzbaustein in der Wohngebäude- und Hausratversicherung bietet eine Elementarschadenversicherung, kurz Elementarversicherung deutlich umfassenderen Schutz. Sie zahlt bei Schäden durch:

  • Starkregen, Überschwemmung oder Rückstau
  • Hochwasser
  • Schneedruck
  • Lawinen/Erdrutsch
  • Erdsenkung
  • Erdbeben
  • Vulkanausbruch

Schutz gegen Elementarschäden – bei Eigentum und Miete wichtig

Doch für wen ist eine Elementarversicherung eigentlich sinnvoll – nur für Immobilienbesitzer:innen oder auch für Mieter:innen? Grundsätzlich gilt: für beide.

Wenn Sie als Eigenheimbesitzer:in als Zusatz zur Wohngebäude- oder Hausratversicherung eine Elementarversicherung abgeschlossen haben, werden notwendige Reparaturen im und am Haus, eine Trockenlegung oder Sanierung des Gebäudes erstattet. Ist eine Reparatur nicht mehr wirtschaftlich, zahlt die Versicherung sogar den Abriss des alten und den Neubau eines gleichwertigen Hauses.

Obgleich Sie zur Miete wohnen, kann ein Schutz gegen Elementarschäden als Zusatz zur Hausratversicherung sinnvoll sein. Denn im Schadensfall wird meistens nicht nur das Gebäude, sondern auch der Hausrat mit allen Möbeln und Gegenständen beschädigt oder zerstört. In diesem Fall muss auch die Besitzer:in des Hausrats – ganz gleich, ob man in seiner eigenen Immobilie lebt oder zur Miete wohnt – den Hausrat extra gegen Elementarschäden versichert haben. Die normale Hausratversicherung reicht hier nicht aus. Auch die Versicherung der Hauseigentümer:in haftet in einem solchen Fall nicht.

Kostenberechnung je nach Gebiet und Gefahrenklasse

Die Kosten für die Zusatzversicherung richten sich nach dem Risiko eines Schadens. Grundsätzlich sind die Preisspannen sehr groß. Entscheidend ist dabei unter anderem die Gefahrenklasse, die das statistische Hochwasserrisiko in Klassen von 1 (sehr geringe Gefährdung) bis 4 (hohe Gefährdung) unterteilt – und zwar für jedes einzelne Gebäude entlang einer Straße. Allerdings befinden sich laut Stiftung Warentest nur etwa 1,5 Prozent aller Adressen in Deutschland in sogenannten Hochrisikozonen. Liegt Ihr Haus oder Ihre Wohnung jedoch in einem Gefahrengebiet, können die Kosten entsprechend höher liegen. Vergleichen lohnt sich also.

Elementarversicherung – Pflicht oder nicht?

Befürworter sagen: Mehr Selbstverantwortung! Zum einen, um die Allgemeinheit zu entlasten, zum anderen aber auch, um die eigene finanzielle Sicherheit zu verbessern. Gegner stellen wiederum infrage, warum man erst bei den Schäden ansetzen sollte – und nicht beim Schutz vor den Schäden.

PRO

  1. Eine Pflichtversicherung entlastet die Allgemeinheit
    Eine Pflichtversicherung verteilt die Kosten von Naturkatastrophen für Gebäudeschäden auf die Versicherungswirtschaft und die Versicherten. Das setzt öffentliche Mittel für andere staatliche Aufgaben frei. Denn: Der Staat braucht das Geld auch an anderer Stelle – er kann nicht „Dauerkatastrophenfinanzierer“ sein.
  2. Die Pflicht schafft eine hohe Versicherungsdichte
    Positivbeispiel Baden-Württemberg: Dort bestand lange Zeit eine Versicherungspflicht für Elementarschäden. Bis heute ist in dem Bundesland die Versicherungsdichte und damit die finanzielle Absicherung am höchsten. Befürworter sagen: Auf diese finanzielle Sicherheit kommt es an.
  3. Existenzgrundlagen wären gesichert
    Bei einer Pflichtversicherung fließt Geld, wenn ein Schaden eintritt. Versicherungen sind da oft auch schneller als Wiederaufbauprogramme, und die erwartbaren Summen sind überdies berechenbarer.
  4. Finanzielle Vorsorge wird gefördert
    In anderen Ländern gibt es schon Pflichtversicherungen gegen Elementarschäden. In Frankreich etwa wird eine private Grundabsicherung mit staatlichen Mitteln ergänzt. Im Schnitt zahlen französische Haushalte im Rahmen der Gebäudeversicherung 26 Euro im Jahr.

CONTRA

  1. Mehr Hochwasserschutz statt mehr Versicherungsschutz
    Wenn Deiche schon nach zwei Tagen Dauerregen nicht mehr halten oder Gebäude in ausgewiesenen Hochwasserzonen errichtet werden, fehlt Konsequenz in der staatlichen Prävention. Das abzusichern ist aber nicht Aufgabe der Eigenheimbesitzer:innen, sondern der öffentlichen Hand.
  2. Eine Pflicht belastet alle zusätzlich
    Eine Versicherungspflicht bedeutet zusätzliche Kosten. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und hoher Inflation könnten diese zusätzlichen Ausgaben für viele Bürger:innen schwer zu tragen sein. Auszuschließen ist auch nicht, dass Eigentümer:innen die höheren Kosten auf die Miete umlegen – egal, wie weit die Immobilie von einer möglichen Gefahrenzone entfernt ist.
  3. Juristische Hürden bei Eingriff in die Vertragsfreiheit
    Eine Pflichtversicherung ist als Eingriff in die Vertragsfreiheit verfassungsrechtlich problematisch. Es gibt in Deutschland nur wenige private Pflichtversicherungen: die Haftpflicht fürs Auto, für einige Tierhalter und Berufe. Sie folgen dem Verursacherprinzip und decken Sach- und Personenschäden ab. Eine Parallele zum Hochwasserschutz gibt es da nicht.
  4. Anreize für risikoreicheres Verhalten
    Wenn Hausbesitzer:innen wissen, dass sie durch eine Pflichtversicherung abgesichert sind, haben sie weniger Anreize, präventive Maßnahmen zu ergreifen oder risikobewusst zu bauen. Das wirtschaftliche Risiko wird hier erst recht auf die Allgemeinheit verlagert.

Tipps

Unwetter lassen sich nicht vermeiden. Im Gegenteil: Aufgrund des Klimawandels wird es auch in Zukunft vermehrt zu starken Wettereignissen kommen. Allerdings können Sie sicherstellen, dass Sie auf solche Ereignisse bestmöglich vorbereitet sind:

  • Die Smartphone-App MehrWetter liefert aktuelle Wetter-Informationen und warnt mit automatischen Push-Nachrichten hausnummerngenau vor Unwettern.
  • Auch KATWARN warnt ortsgenau und ist als App für das Smartphone downloadbar.
  • Der Hochwassercheck der Versicherer – wie gefährdet ist Ihr Haus?
  • Der digitale Hochwasseratlas gibt aktuelle Überblicke und Gefährdungslagen.

KOMMENTAR SCHREIBEN (Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.)

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein