Warum gibt es Zinsen?

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Wie sie sich zusammensetzen und was sie bewirken

In der Bank, beim Möbelkauf oder im Autohaus: Von Zinsen ist in unserem Alltag immer wieder die Rede. Aber was steckt eigentlich hinter dem Begriff und was bedeuten sie für Bürgerinnen und Bürger?

Was sind Zinsen überhaupt?

Das Wort „Zins“ leitet sich vom lateinischen „census“ ab und bedeutet übersetzt „Abschätzung“.  Von Zinsen ist meistens im Zusammenhang mit Geld die Rede. Wird Geld verliehen oder angelegt, sind oft Zinsen fällig. Sie werden in Prozent angegeben und zeigen, in welcher Höhe Zinsen berechnet werden. Die Höhe der Zinsen wird vertraglich und passend zur Marktlage festgelegt.

Der Zins ist ein komplexes volkswirtschaftliches Thema. Wirtschaftswissenschaftler und Wirtschaftswissenschaftlerinnen sind sich weitgehend einig, dass Zinsen notwendig sind und einen positiven Einfluss auf die Wirtschaft nehmen. Geld soll so jenen Unternehmen und Menschen zugutekommen, die zur kontinuierlichen Entwicklung der Gesellschaft durch Güter und Dienstleistungen beitragen. Unproduktive Investitionsprojekte sollen so gleichzeitig umgangen werden. Beides ist jedoch empirisch bisher nicht nachgewiesen.

Wann erhält man Zinsen?

Sparen Sie auf Ihrem Konto Geld, können Sparkassen und Banken dafür Zinsen zahlen. Die Höhe des Zinssatzes orientiert sich am Zinsniveau und an der Höhe der Einlagensumme. Auch der Anlagezeitraum spielt eine Rolle. Je länger Sie auf Ihr Geld verzichten können, desto höher ist in der Regel der Zinssatz.

Wenn Sie beispielsweise eine Einlage von 10.000 Euro auf einem Festgeldkonto mit einem Zinssatz von zwei Prozent p.a. („per annum“ / „pro Jahr“) für zwei Jahre anlegen, entsteht folgender Ertrag:

10.000 Euro * 0,02 *2 = 400 Euro

Müssen Zinseinnahmen versteuert werden?

Als Sparer oder Sparerin dürfen Sie jährlich bis zu 801 Euro Zinsen steuerfrei einnehmen. Steigen Ihre Einnahmen über 801 Euro, müssen Sie diese versteuern.

Wann muss man Zinsen bezahlen?

Die Person oder Instanz, die sich Geld leiht, muss Zinsen zahlen. Die Höhe des Kreditzinses hängt von drei Faktoren ab.

  1. Der aktuellen Marktlage.
  2. Der Kreditwürdigkeit: Je höher das Risiko für die Bank oder Sparkasse, dass der Kredit nicht zurückbezahlt werden kann, desto höhere Zinsen werden gefordert.
  3. Der Laufzeit: Je länger eine Bank oder Sparkasse den Betrag zur Verfügung stellt, desto höher ist der Zinssatz.

Andere Kosten eines Kredits ergeben sich erst auf den zweiten Blick. Teils wird ein kleinerer Betrag als der ursprüngliche Kreditbetrag an den Kreditnehmer oder die Kreditnehmerin ausgezahlt. Teils fallen auch Gebühren an. Die Kosten für einen Kredit werden im sogenannten „effektiven Jahreszins“ gesammelt. Kreditgebende sind dazu verpflichtet, den effektiven Jahreszins zu kommunizieren und über höhere Zinsen zu informieren.

Welche Zinsarten gibt es überhaupt?

Dispozins

Wenn Sie ein Konto eröffnen, können Sie sich in vielen Fällen für einen Dispositionskredit entscheiden. Kurz Dispo genannt, räumt dieser einen Kreditrahmen für die Kontoüberziehung ein. Überziehen Sie Ihr Konto, fallen Zinsen auf den genutzten Betrag an. Der Dispositionskredit ist für die Bank am schwierigsten zu kalkulieren, weil er, einmal eingeräumt, ohne weitere Vereinbarung jederzeit von den Kunden in Anspruch genommen werden kann. Deswegen werden beim Dispo höhere Zinsen berechnet. Der Dispo sollte also immer nur in besonderen Ausnahmesituationen und nur für kurze Zeit in Anspruch genommen werden.

Geldmarktzins

Der Geldmarktzins wird erhoben, wenn es sich um kurzfristige Kapitalanlagen handelt. Am Kapitalmarkt partizipieren jedoch nur Firmen, Versicherungen und Kreditinstitute.

Guthabenzinsen

Sparen Sie als Anleger oder Anlegerin Ihr Geld, bieten Banken und Sparkassen Guthabenzinsen auf Ihre Einlagen. Das kann für das Tagesgeldkonto, das Festgeldkonto und seltener auch für das Girokonto gelten. Bausparkassen vergeben Guthabenzinsen für Bausparverträge, die sich in der Ansparphase befinden.

Kapitalmarktzins

Der Kapitalmarktzins wird fällig, wenn Sie Ertrag aus langfristigen festverzinslichen Geldanleihen erwirtschaften. So gesehen ist es der Gewinn Ihrer Geldanlage.

Leitzins

Notenbanken bestimmen einen Referenzzins für Kreditinstitute. Das ist der Leitzins. In den USA legt das Federal Reserve System (FED) den Leitzins fest. In Europa übernimmt das die europäische Zentralbank (EZB). Benötigen Kreditinstitute Geld, leihen Sie dieses von der EZB. Dafür müssen sie Zinsen bezahlen.

Erhöht die EZB den Leitzins, steigen auch bei Banken und Sparkassen die Zinssätze für Kunden und Kundinnen. Kredite werden so teurer, das Sparen hingegen lohnt sich. Niedrige Zinsen dagegen fördern die Kreditnachfrage, während sich das klassische Sparen weniger lohnt.

Negativzins

Der Negativzins ist das Gegenteil herkömmlicher Zinsen. Als Anlegerin oder Anleger zahlen Sie auf Ihre Anlagen Geld. Das heißt: Ihr Kapital reduziert sich durch den Negativzins. Die Europäische Zentralbank nutzt diese Strategie auch, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Nominalzins / Realzins

Der Zins beinhaltet vier Bestandteile.

  1. die Bearbeitungsgebühr
  2. die Liquiditätsprämie
  3. die Risikoprämie
  4. die Inflationsprämie

Die Liquiditätsprämie gleicht den nicht möglichen Zugriff eines Anlegers oder einer Anlegerin auf das Vermögen aus. Der Verzicht auf Liquidität wird somit entschädigt. Über die Risikoprämie sichern sich Banken und Sparkassen vor dem Ausfall des Schuldners oder der Schuldnerin ab. Die Inflationsprämie wird an der jährlichen Inflationsrate gemessen.

Diese vier Bestandteile bilden in der Summe den Nominalzins. Zieht man die Inflationsprämie ab, spricht man vom Realzins.

Sollzins

Der Sollzins wird auch Nettozinssatz genannt, ein allgemeiner Begriff für Kredit- und Darlehenszinsen. Er gibt an, mit welchem Prozentsatz das Darlehen verzinst wird. Hinzukommen können beispielsweise Bearbeitungsgebühren.

Überziehungszins

Überziehen Sie Ihr Konto über den eingeräumten Kreditrahmen (Dispo), wird der Überziehungszins fällig. In der Regel fallen diese Zinsen hoch aus und liegen bei 10 bis 15 Prozent. Er bezieht sich auf die Minussumme und wird nur so lange fällig, bis das Konto nicht mehr überzogen ist.

Zinsen auf Sachkapital

Diese Zinsen werden auch als Mietzinsen bezeichnet. Eine Immobilie wird für einen bestimmten Zeitraum einer Person überlassen. Diese Person muss für diesen Zeitraum Geld bezahlen. Das sind die Zinsen auf Sachkapital.

Zinseszins

Durch den Zinseszins wächst die Kapitalsumme für Sparer und Sparerinnen nicht linear, sondern exponentiell. Der Zins eines Kredits oder einer Anlage wird durch den Zinseszins erneut verzinst.

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