Über Banken, ihre Krisen und hohe Zinsen

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Frankfurter Skyline mit bedrohlichem Himmel

Letzten Freitag gab es beunruhigende Neuigkeiten zur Credit Suisse. Die zweitgrößte Bank der Schweiz hatte einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken (7,4 Milliarden Euro) ausgewiesen. Die Credit Suisse stand nach Kursverlusten angeblich vor der Zahlungsunfähigkeit. Die Schweizer Notenbank musste die systemrelevante Großbank mit 50 Milliarden Franken Liquidität stützen. Am Wochenende kam es dann nach einem Sitzungsmarathon zur Übernahme durch die UBS Bank. Steht die Finanzwelt vor einer Bankenkrise? Schließlich geriet eine Woche zuvor die kalifornische SVB (Silicon Valley Bank) ins Taumeln.

Ausfall der Credit Suisse hätte ungeahnte Folgen gehabt

Die Credit Suisse ist eine europäische Großbank mit 50.000 Mitarbeiter:innen und gehört zu den 30 systemrelevanten Banken der Welt. Seit Sonntagabend, den 19. März, ist bekannt, dass die UBS – die größte Privatbank der Schweiz, die Credit Suisse mit Unterstützung des schweizerischen Staates für 3 Milliarden Franken übernimmt.

Eine weltweit langanhaltende Inflation, der Ukraine-Konflikt, Zins-Kapriolen der Zentralbanken sowie die Lieferketten-Problematiken halten nicht nur die Weltwirtschaft, sondern auch die Privatbanken und den gesamten Finanzsektor in Atem. Da viele Regionalbanken von Großbanken wie die Credit Suisse abhängig sind, wurde ein Dominoeffekt befürchtet. Ein Zahlungsausfall hätte das internationale Finanzsystem wohl ins Wanken gebracht. Darin sind sich fast alle Expert:innen einig. Schließlich gehört die Credit Suisse zu den größten Vermögensverwalterinnen der Welt. Missmanagement, Vorwürfe der Geldwäscherei und Fehl-Investments trieben in den letzten drei Jahren die Verluste der Bank in die Höhe und ihren Aktienkurs und das Vertrauen ihrer Kund:innen in die Tiefe. Mit der Übernahme geht die UBS als klare Gewinnerin aus dieser Krise hervor, hat sie doch nun ihre größte Wettbewerberin in der Heimat zum Schnäppchenpreis bekommen. Eine Bankenkrise in Europa, verursacht durch die Credit Suisse, scheint damit tatsächlich abgewendet.

US-Zinswende machte Silicon Valley Bank zu schaffen

Allerdings rauschen derzeit die Aktienkurse vieler Banken nach unten. Diese Sog-Wirkung ist nicht erst mit den Schwierigkeiten bei der Credit Suisse entstanden. Kurz zuvor hatte es die Silicon Valley Bank in den USA erwischt. Und auch die First Republic Bank, eine weitere Regionalbank in der USA, zählte noch letzte Woche zu den Pleitekandidaten. Bis andere Banken wie JP Morgan sie mit Liquidität ausstatteten. Die Silicon Valley Bank erlebte hingegen einen Run ihrer Kund:innen auf deren Einlagen. Was war geschehen? Die Schwierigkeiten der Silicon Valley Bank (SVB) sind anders gelagert als bei der Credit Suisse. Das Geschäftsmodell der SVB ist die Finanzierung von Tech-Startups und viele Wagnis-Kapitalgeber:innen zählten zum Kundenstamm. So hatte der bekannte Tech- und Facebook-Investor Peter Thiel 50 Millionen US-Dollar bei der SVB liegen. Nach der US-Zinswende ab 2022 sind viele Tech-Startups in Schwierigkeiten geraten, da solche Unternehmen zu Beginn kaum profitabel sind. Bekannt wurde nun, dass Unternehmenskund:innen ihre Einlagen von der SVB mit der Zinswende nach und nach abgezogen hatten. Um wieder an Liquidität zu kommen, entschied sich die SVB kurzfristig zum Verkauf von Staatsanleihen. Dies mit Verlust, da die hohen Zinsen sich negativ auf die Kurse der Staatsanleihen auswirkten. Als die Bank eine Kapitalerhöhung zum Ausgleich der Verluste anstrebte, kam es zum Run der Kund:innen, die um ihre Einlagen fürchteten.

Europäische Banken müssen Liquidität vorhalten

Die Vorstellung, man kommt nicht mehr an das Geld auf dem Bankkonto heran, treibt jeder Kundin und jedem Kunden die Schweißperlen auf die Stirn. Banken und Sparkassen leben vom Vertrauen Ihrer Kundschaft. Dies erfordert ein perfektes Risikomanagement. Neben einer angemessenen Eigenkapitalquote bedarf es auch ausreichend Liquidität. Diese wird als Liquidity Coverage Ratio (kurz LCR) bezeichnet. Die LCR definiert den Mindestbestand an hochliquiden Geldmitteln, den Kreditinstitute als Liquiditätsreserve vorhalten müssen, um im Falle eines schweren Stressszenarios den über einen Zeitraum von 30 Tagen auftretenden Nettozahlungsverpflichtungen nachkommen zu können. Diese Regelung gilt im europäischen Bankensektor für alle Banken. In den USA hatte Trump diese Verpflichtung für Regionalbanken abgeschafft. Damit ist klar: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Run auf die SVB in den USA und den Schwierigkeiten der Credit Suisse. Einzig die hohen Zinsen der Zentralbanken könnte als gemeinsame „Krisen-Klammer“ verstanden werden.

Bafin gibt Entwarnung für deutsche Banken aus

Aus diesem Grund glauben auch viele Finanzexpert:innen, dass die US-Zentralbank Fed die Leitzinsen – wenn überhaupt – nur noch um 0,25 % erhöhen wird. Der Schaden für den Bankensektor insgesamt ist aufgrund der letzten Vorfälle nicht mehr wegzudiskutieren. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin sah sich nun genötigt, zur Credit Suisse Stellung zu nehmen. Laut einem Bafin-Sprecher hält die Bankaufsicht nach der Rettungsaktion für die Schweizer Großbank Credit Suisse das deutsche Finanzsystem weiter für „stabil und robust“. Dennoch beobachtet die Anstalt die aktuellen Marktentwicklungen und möglichen Folgen für Deutschland. In der Politik macht sich derweil Erleichterung breit. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßte das „schnelle und entschlossene Handeln der Schweizer Behörden, um die Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch die UBS zu ermöglichen.“ Und auch die Bankenaufseher der Europäischen Union betonten heute die Stabilität des Bankenmarktes. „Der europäische Bankensektor ist widerstandsfähig und verfügt über ein solides Kapital- und Liquiditätsniveau“, bekräftigten die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), der europäische Bankenabwicklungsfonds SRB und die europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA in einer gemeinsamen Mitteilung.

Sparkassen haben eigenes Sicherungssystem

Übrigens: Die Sparkassen verfügen über ein institutsbezogenes Sicherungssystem. Der vom Sicherungssystem gebildete einheitliche Stützungsfonds besteht aus 13 funktional miteinander verknüpften Teilfonds: den elf regionalen Sparkassen-Teilfonds („Sparkassenstützungsfonds“), dem Teilfonds der Landesbanken und Girozentralen und dem Teilfonds der Landesbausparkassen. Das institutsbezogene Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe ist als Einlagensicherungssystem nach dem EinSiG amtlich anerkannt. In der gesetzlichen Einlagensicherung hat der Kunde gegen das Sicherungssystem einen Anspruch auf Erstattung seiner Einlagen bis zu 100.000 Euro. Seit der Gründung des Sicherungssystems in den 1970er-Jahren ist es bei keinem Mitgliedsinstitut zu einer Leistungsstörung gekommen. In der Sparkassen-Finanzgruppe hat noch kein Kunde Einlagen oder Zinsen verloren.

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