EZB hat den Leitzins gesenkt – zum ersten Mal nach 8 Jahren

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Euro-Zeichen und Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt

Nach einer Serie von Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation haben die Euro-Währungshüter die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent verringert. Das teilte der EZB-Rat am 6. Juni in Frankfurt mit. Es ist die erste Zinssenkung seit rund 8 Jahren – und damit ein historischer Schritt. Denn so lockert die Europäische Zentralbank (EZB) ihre straffe Geldpolitik erstmals wieder. Doch die Notenbank bleibt vorsichtig: Weitere Zinssenkungen sind unsicher. Diese Auswirkungen hat das auf Ihre Geldanlage und Kredite.

DSGV-Präsident Ulrich Reuter: „Richtige Entscheidung“

Viele Volkswirt:innen und Analyst:innen hatten bereits fest damit gerechnet, dass die EZB eine Senkung um 0,25 Prozentpunkte beschließen würde. Ebenso die Akteur:innen in der Wirtschafts- und Finanzwelt: Der wichtigste deutsche Aktienindex Dax stieg bereits in den vergangenen Monaten von einem Rekordhoch zum nächsten. In der Spitze notierte er bei knapp 18.900 Punkten.

Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), sagte zu der EZB-Entscheidung: „Es war richtig, den bereits signalisierten und an den Märkten erwarteten Zinsschritt zu vollziehen. Damit nutzt die Notenbank den Spielraum aus der Preisentwicklung, den sie hat, um die Bremse für die Wirtschaft jetzt ein wenig zu lockern.“

Inflationsentwicklung im Auge behalten

Die Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung in den vergangenen Monaten seien deutlich sichtbar, so Reuter weiter. Daher sei es angemessen, die Zinsschraube wieder leicht zu lösen. „Allerdings sind die letzten Meter bei der Inflationsbekämpfung die schwierigsten. Vorsicht bleibt geboten“, fügte er hinzu.

Erst im Mai stieg die Inflationsrate wieder etwas an: In Deutschland verteuerten sich Waren und Dienstleistungen um durchschnittlich 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Als besonders hartnäckig erweisen sich derzeit die Dienstleistungspreise. Sie verteuerten sich in Deutschland wie auch im gesamten Euroraum zuletzt mit Jahresraten von 4 Prozent – deutlich mehr als das angestrebte Ziel von 2 Prozent.

Das bedeutet die Zinssenkung für Kreditnehmer:innen und Sparer:innen

Aufgrund der erwarteten Zinssenkung passten viele Finanzinstitute im Vorfeld ihre Zinsen an: Vor allem Menschen, die eine Immobilie finanzieren möchten, können sich freuen. Die Bauzinsen, die sich an der Verzinsung von Bundesanleihen orientieren, sind bereits gefallen. Für zehnjährige Kredite waren nach Angaben der FMH-Finanzberatung zuletzt 3,66 Prozent pro Jahr fällig (Stand: 3.6.2024), Ende Oktober waren es noch mehr als 4 Prozent.

Im Gegensatz dazu bekommen Sparer:innen aber nun nicht mehr so hohe Zinsen wie noch vor ein paar Monaten. Brachte Festgeld mit einem Jahr Laufzeit im Dezember durchschnittlich 3,34 Prozent Zinsen, sind es aktuell 2,98 Prozent. Das ermittelte das Vergleichsportal Verivox bei einem Vergleich der Konditionen von etwa 800 Banken und Sparkassen für eine Anlagesumme von 10.000 Euro (Stichtag: 1.6.2024).

Kommt jetzt die Trendwende?

Vieles deutet darauf hin, dass die Notenbank nach der aktuellen Zinssenkung zunächst keine weiteren folgen lassen wird. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, der im EZB-Rat über die Geldpolitik für den Euroraum mitentscheidet, betonte in einem Interview, man dürfe nichts überstürzen. Es gelte, die Preisentwicklung weiter genau zu beobachten.

EZB-Chefvolkswirt Philip R. Lane vertrat in einem Interview die Auffassung, die EZB-Geldpolitik müsse „das ganze Jahr über restriktiv“ bleiben. Restriktiv heißt, dass sich der Leitzins auf einem neutralen Niveau bewegt, so dass die Wirtschaft weder gebremst noch angetrieben wird. Im kommenden Jahr sieht es Lane zufolge vermutlich etwas anders aus, wenn die Inflation sichtbar in den Zielbereich der EZB sinke. Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig eine Inflation von 2 Prozent an.

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