Bargeldobergrenze: Was sagt ein Autohändler dazu?

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Das Autohaus Rosenfeld in Schwentinental

Die Gedankenspiele des Bundesfinanzministeriums zu einer Bargeldobergrenze sorgen für heftige Diskussionen, nicht nur auf der politischen Bühne. Die Diskussion darüber löst bei vielen Bürgerinnen und Bürgern bereits Verunsicherung aus, z.B. bei Autohändlern. Welche Auswirkungen eine solche Begrenzung auf ihren Geschäftsbetrieb hätte, erzählt Eik Müller, Geschäftsführer des Autohauses Rosenfeld, im Interview mit der Förde Sparkasse:

Herr Müller, die Diskussion über eine Bargeldobergrenze ist in vollem Gange. Wie war Ihre erste Reaktion darauf?

Panik! Man sieht ganz viele Probleme, die für einen in der Abwicklung entstehen könnten. In unserem Falle auch, weil wir nicht nur überregional verkaufen, sondern auch international. Ein solcher Schritt würde eine Wettbewerbsverschlechterung für uns bedeuten. Unser Schwerpunkt liegt im Neuwagenverkauf, d.h. wir bieten diese preislich so günstig an, dass es auch bundesweit interessant ist. Problematisch wird es, wenn die Abwicklung erschwert wird. Viele unserer Kunden handeln so: Kommen, Auto sehen, Anfassen, Reinsetzen, „Nehm ich“!

Viele tun sich schwer damit, das Geld einfach zu überweisen: Es ist nicht überprüfbar, ob die Ware vor Ort ist und man kann nur aufgrund von Indizien oder Bewertungen des Händlers erahnen, ob es sich um einen seriösen Anbieter handelt.
Aufgrund des Internets kaufen die Menschen heute stärker überregional. Früher war der Autohandel eher ein lokaler Markt, in den letzten 10, 15 Jahren wurde das aufgebrochen. Es gibt viele Fahrzeuge, die bar bezahlt werden und für die viele Leute längere Strecken auf sich nehmen, weil das Auto vor Ort nicht zu einem vergleichbaren Preis zu finden ist.

Wir sind zwar schon gut darin, bei Kunden, die uns nicht kennen, Vertrauen aufzubauen – wir gehen mit ihm oder ihr am Telefon einmal um den Wagen herum und sagen: „Hier ist noch ein kleiner Kratzer, da können wir neu lackieren usw.“; aber es ist trotzdem eine Hürde. Wenn dann noch eine weitere Schwierigkeit hinzukommt wie die Bargeldbegrenzung, verändert das diesen Handel noch stärker. Auch die Konsumbereitschaft wird sich verändern und ich persönlich glaube, dass davon sicherlich nicht die Hersteller auf dem deutschen Markt profitieren würden.

„Bestimmte Personen möchten nicht, dass sichtbar ist, wofür Geld überwiesen wurde!“

Angenommen, jemand, der bar bezahlt hat, muss jetzt zwangsweise eine andere Zahlungsart wählen: Was würde sich verändern?

Er müsste vorab überweisen. 90% unserer täglichen Überweisungen laufen über den sogen. Blitztransfer. Diese ist nicht nur gebührenpflichtig, sondern muss auch zu bestimmten Zeiten durchgeführt werden, damit gewährleistet wird, dass das Geld z.B. 3 Stunden später auch da ist. Insofern müsste der Kunde, der z.B. 600 km anreist, schon um 3 Uhr morgens los fahren, um am Vormittag vor Ort zu sein.

Dann muss er möglicherweise in wenigen Minuten sein Fahrzeug begutachten und kann – wenn er noch Zeit hat – ganz schnell eine Probefahrt machen. Er muss dann praktisch aus dem Auto heraus mit der Bank telefonieren, damit er bis 16 Uhr das Geld überwiesen bekommt. Erst dann kann er wieder die Heimfahrt antreten.

Hinzu kommt, dass der Kunde diesen komplizierten Weg gehen MUSS. Er will es ja eigentlich so wenig kompliziert wie nötig und so bequem wie möglich haben. So entstehen ihm aber höhere Kosten, weil er ein viel größeres Zeitfenster in seinem Alltag bereithalten muss für die Abholung des Fahrzeugs. Bar ist für ihn alles viel planbarer, bei der anderen Variante ist er von mehreren Faktoren abhängig. Bestimmte Personen möchten auch gar nicht, dass sichtbar ist, wofür Geld überwiesen wurde, z.B. wenn ein Auto für die Geliebte gekauft wird (lacht).

Bezahlt der Großteil Ihrer Kunden bar oder ist es eher ein kleiner Teil?

Eik Müller, Geschäftsführer des Autohauses Rosenfeld, fürchtet durch eine Bargeldobergrenze wirtschaften Schaden für sein Unternehmen.
Eik Müller, Geschäftsführer des Autohauses Rosenfeld, fürchtet durch eine Bargeldobergrenze wirtschaftlichen Schaden für sein Unternehmen.

Es ist ein sehr großer Teil. 30.000 Euro für einen Passat werden schon mal in bar mitgebracht. Viele haben größere Beträge als Geschenk erhalten oder geliehen oder einfach zusammen gespart. Letzteres ist auch bei vielen Jüngeren der Fall, die handeln nach dem Motto „Ich kaufe nur das, was ich mir leisten kann“, für die ist das wirklich ein psychologischer Prozess, das Auto bar bezahlen zu können. Sie erwähnen das 5x im Gespräch – nicht um einen besseren Preis zu bekommen, sondern weil sie es zelebrieren müssen.

Diese Emotionalität nimmt man denen natürlich, dieses Symbolische: „Ich habe das hart erarbeitet, etwas geleistet, ich muss nichts finanzieren!“ Für viele ist das enorm wichtig.

Wenn der 500€-Schein abgeschafft werden sollte, wird es nicht ohnehin schwieriger, bar zu bezahlen?

Es wird dann einfach nur mehr in der Menge. Wir kennen das von vielen Kunden aus dem Ostblock. Wenn die kommen, holen die aus sämtlichen Körperöffnungen Geldbündel heraus. Es ändert nichts am Verhalten, es schafft einfach nur mehr Arbeit für uns, aber auch für Sparkassen bzw. Banken allgemein.

„Eine Bargeldobergrenze würde bedeuten, dass ich weniger Autos verkaufe.“

Der 500€-Schein spielt also in Ihrem Alltag eine große Rolle?

Auf jeden Fall. Wenn die Kunden anreisen, versuchen sie natürlich, die physische Bargeldmenge auf ein kleines Maß zu bringen, damit man das Geld möglichst auch am Körper tragen kann. 10.000 Euro in 50- oder 100 Euro-Scheinen zu transportieren, erschwert den Vorgang deutlich. Es trifft eigentlich die, die am wenigsten kriminell sind.

Also das Argument zur Eindämmung der Kriminalität zählt für Sie nicht?

Nein, es wird dann einfach nur eine andere Art von Währung geben. Ich glaube, es würde z.B. mehr bewegt werden, wenn man den Nettoverkauf innerhalb Europas abschaffen würde. Durch eine einheitliche Steuerregelung könnte man den Millionenschaden, der durch den Mehrwertsteuerbetrug entsteht, erheblich eindämmen. Dieser Steuerschaden ist sicherlich deutlich höher.

Bitte ergänzen Sie zum Schluss noch folgenden Satz: Eine Bargeldobergrenze würde für mich bedeuten, dass….?

…ich weniger Autos verkaufe und für mich ein wirtschaftlicher Schaden entstehen würde.

1 Kommentar

  1. Dann stellt sich mir die Frage, warum der Händler nicht einfach Kartenzahlung anbietet.
    Der Konsument muss nicht mit Summen aufkreuzen, die in einen Geldtransporter gehören, der Händler sich nicht um das Bargeld kümmern. Via girocard oder Debit-/Kreditkarte ist auch eine Zahlungsgarantie gegeben.
    Und die Aufschläge sind spätestens seit der Regulierung der Interchange Gebühren durch die EU gering genug. Außerdem ist das Bargeldhandling auch nicht kostenlos. Man darf annehmen, dass bei solchen Summen nicht die Sekretärin zur Bank fährt, sondern ein Transportunternehmen. Ich würde gerne eine reale Gegenüberstellung der Kosten BarverkaufKartenzahlung sehen. Meiner Ansicht nach geben die sich nicht viel.

    Insofern finde ich dieses Interview sehr fragwürdig.
    Wenn es allein darum geht, die Zahlung zu zelebrieren, kann ich die Ängste nicht nachvollziehen. Jemand, der sich für 30.000€ einen Passat kauft, wird sich nicht in einer Zeremonie von jedem Schein verabschieden.

    Ich plädiere nicht für eine Abschaffung des Bargelds, aber dennoch kann ich die angeblichen negativen Effekte eines Verbots nicht nachvollziehen.

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