Gute Aussichten für die Weltwirtschaft

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Weltwirtschaft
World economy financial injection

US-Konjunkturpaket: Stimulus für die Weltwirtschaft

5.900 Milliarden US-Dollar planen die USA in Konjunktur- und Infrastrukturprogramme zu investieren. Geplant ist damit die Folgen der Corona-Pandemie zu überwinden und die Vereinigten Staaten zu modernisieren. Davon profitieren auch Unternehmen in Europa und Asien und somit auch die Weltwirtschaft.

Gigantische Geldspritze

Das schon auf den Weg gebrachte Konjunkturpaket soll US-Unternehmen und Privathaushalten helfen, die Corona-Rezession zu überwinden. Ein 1.900 Milliarden US-Dollar schweres Konjunkturpaket hat Joe Biden schon im März durch den Kongress gebracht. US-Bürger erhalten gerade einen Scheck über 1.400 US-Dollar, steuerfrei, verschickt vom Staat. Daran ist nur eine Auflage gebunden: Das Geld möglichst schnell auszugeben. Weitere 4.000 Milliarden US-Dollar sollen in den nächsten acht bis zehn Jahren für gigantische Infrastrukturprogramme hinzukommen. Zusammen sind das 5,9 Billionen US-Dollar. In Fünf-Dollar-Noten übereinandergelegt überragt der Stapel knapp den Mount Everest.

Das Infrastrukturprogramm richtet die US-Wirtschaft komplett neu auf Nachhaltigkeit aus und will den Klimawandel bremsen. Strom soll nicht mehr durch Kohle-, sondern Solar-, Wasser- und Windkraftwerke generiert werden. Zudem gilt es, das gesamte Land mit Ladestationen für Elektromobile zu bestücken und Mobilfunknetze sowie Datenleitungen zu beschleunigen. AUch marode Straßen, Brücken und das Schienennetzwerk werden mit Hilfe des Infrastrukturprogramms modernisiert. Laut Biden sei es das größte Arbeitsmarktprogramm seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Auch Europa wird profitieren

Was auf den ersten Blick wie ein Booster für die US-Wirtschaft erscheint, ist mehr: „Die Maßnahmen stimulieren die gesamte Weltwirtschaft“, sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka. „Das Gesamtpaket ist ein globales Konjunkturprogramm, das in Corona-Zeiten auch Unternehmen in Europa und Asien helfen wird.“ 

Ambitionierter Infrastrukturplan

Wie das gelingen kann, zeigt beispielhaft die vorgesehene Erneuerung der Verkehrsinfrastruktur. 621 Milliarden US-Dollar sind dafür vorgesehen. Doch US-Zementproduzenten haben nur begrenzte Kapazitäten. Deshalb dürften wie bei US-Großprojekten in der Vergangenheit auch diesmal zahlreiche Aufträge an den Schweizer Lafarge-Holcim-Konzern, den größten Zementhersteller der Welt, gehen – und ebenso an die Nummer zwei: die deutsche HeidelbergCement. Der Ausbau des Ladenetzes für Elektrofahrzeuge wiederum stärkt nicht nur den Absatz der US-Hersteller stromgetriebener Modelle. Auch asiatische und europäische Produzenten werden samt Zulieferern mit erhöhter Nachfrage rechnen können. Das kommt wie gerufen für die deutsche Automobilindustrie, die gerade mit Macht ihre E-Mobil-Produktpalette ausbaut. „Deutsche Hersteller von Elektromobilen werden vom Umbau der US-Wirtschaft auf Nachhaltigkeit profitieren“, sagt Kater.

Ebenfalls auf der Gewinnerliste sieht der Deka-Chefvolkswirt die US-amerikanischen und ausländischen Elektrokonzerne, Netzwerk- und Digitalisierungsspezialisten, Strom- und Wasserversorger, Hersteller von Solar- und Windkraftanlagen – und generell die Bauindustrie. Denn Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und öffentliche Gebäude sollen modernisiert und erweitert werden. „Indirekte Gewinner dürften auch die Banken sein“, sagt Kater. „Die Infrastrukturpakete werden zu einem leichten Zinsanstieg führen, der den Geldinstituten höhere Margen bei der Kreditvergabe bescheren wird.“

Angleichung des Mindeststeuersatz für Unternehmen?

Zum Nulltarif gibt es die Hilfs- und Infrastrukturpakete jedoch nicht. Um sie zu finanzieren, plant die US-Regierung die erste große Steuererhöhung seit 30 Jahren. War die Unternehmenssteuer noch 2017 von 35 auf 21 Prozent gesenkt worden, ist geplant, sie in den kommenden Jahren sukzessive auf 28 Prozent heraufzusetzen. „Börsennotierte Konzerne müssen sich darauf einrichten, dass sie langfristig höhere Steuern zahlen werden“, sagt Schallmayer. Flankierend soll die Einkommenssteuer für US-Bürger mit mehr als 400.000 US-Dollar Jahreseinkommen angehoben werden. Das trifft allerdings nur 2 Prozent der Bevölkerung, sodass kein negativer Effekt auf den Konsum zu erwarten ist.

Um zu verhindern, dass Konzerne sich der Erhöhung der Unternehmenssteuer durch eine Verlagerung von Tochtergesellschaften ins Ausland entziehen, wirbt US-Finanzministerin Janet Yellen bei der G20-Gruppe – den 20 größten und wichtigsten Industrie- und Schwellenländern – für die Einführung eines globalen Mindeststeuersatzes für Unternehmen. Ziehen die anderen Staaten mit, könnte dies den seit gut 30 Jahren anhaltenden Wettlauf um die niedrigsten Steuersätze beenden. In diesen drei Dekaden haben zahlreiche Länder, darunter auch die USA, versucht, mit Steuersenkungen Unternehmen anzulocken. Von einem solchen globalen Mindeststeuersatz könnte auch der Unternehmensstandort Deutschland profitieren, sagt Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel: „Deutschland ist im internationalen Vergleich ein Hochsteuerland.“ Ein internationaler Mindeststeuersatz würde es für Unternehmen weniger attraktiv machen, „den Firmensitz oder gar die Produktion aus Deutschland ins Ausland zu verlegen“. Das würde langfristig die Kaufkraft hierzulande und damit Absatz und Gewinn der auf den deutschen Markt fokussierten Unternehmen erhöhen.

Bedeutung für die Kapitalmärkte

Auch das ist ein Beispiel dafür, wie die neue Wirtschafts- und Fiskalpolitik der USA die Konjunktur weltweit stärken kann. Um am globalen Aufschwung teilzuhaben und dabei mögliche Risiken zu begrenzen, sollten Anleger daher breit in Aktienfonds investieren und „neben US-Titeln auch europäische und asiatische Werte im Portfolio haben“, so Deka-Chefvolkswirt Kater. Anleger haben dabei die Wahl, ihr Kapital über mehrere Aktienfonds zu streuen, die sich jeweils auf eine der Weltregionen Asien, Europa und Nordamerika fokussieren. Sie können aber auch auf einen Fonds setzen, der in die aussichtsreichsten Unternehmen aus allen Teilen des Erdballs investiert.

Leitzinserhöhung unwahrscheinlich

Für eine breite Streuung spreche auch, dass US-Aktien an den Börsen schon höher bewertet sind als Titel aus anderen Teilen der Welt. „Dadurch haben US-Werte ein höheres Rückschlagpotenzial“, erklärt Kater. Allerdings stützt die US-Notenbank massiv die Konjunkturerholung in den Vereinigten Staaten. „Die Federal Reserve Bank hat klar signalisiert, dass sie bis 2023 keine Leitzinserhöhungen vornehmen wird, selbst wenn die Inflationsrate vorübergehend über die Marke von 2 Prozent steigt“, sagt DekaBank-Stratege Schallmayer. „In den nächsten zwei Jahren dürfte so keine restriktivere Geldpolitik der Notenbank die Wirtschaftserholung in den USA beeinträchtigen – ebenso wenig die Umsatz- und Gewinnentwicklung der dort aktiven Unternehmen aus Asien, Europa und den Vereinigten Staaten selbst.“ Dennoch dürften Spekulationen über Leitzinsanhebungen immer wieder „auf der Aktienkursentwicklung lasten“, so Schallmayer. „Kursschwankungen werden weiterhin zum Börsenalltag gehören.“

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