Kommt nun die jährliche Durststrecke an den Börsen?

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Wertpapierchart mithilfe von Candlesticks

Kennen Sie den Börsenspruch „Sell in May and go away„? Dieser bezieht sich auf die Idee, Aktien im Mai zu verkaufen und erst im November wieder in den Markt einzusteigen. Die Anlagestrategie basiert auf der Beobachtung, dass die Aktienmärkte in den Monaten von Mai bis Oktober oft schlechtere Renditen erzielen als in den anderen Monaten des Jahres. Ist also an diesem Börsenspruch wirklich etwas dran?

Empirische Belege

Studien und statistische Auswertungen zeigen, dass dieser saisonale Trend in vielen Märkten über lange Zeiträume hinweg existiert hat. Die Durchschnittsrenditen der Aktienmärkte von Mai bis Oktober waren oft niedriger als in den Monaten von November bis April. Dieses Phänomen, oft auch als „Halloween-Effekt“ bezeichnet, scheint über verschiedene Märkte und Zeiträume konsistent zu sein.

Mögliche Erklärungen

Es gibt mehrere Theorien, warum der Aktienmarkt in diesen Monaten tendenziell schwächere Ergebnisse zeigt:

Sommerflaute: Viele Investoren, darunter große institutionelle Spieler, reduzieren ihre Aktivitäten im Sommer, was zu geringerem Handelsvolumen und potenziell geringerer Marktliquidität führt. Weniger Handelsaktivität kann zu einer größeren Volatilität oder zu einem Mangel an positiven Kursimpulsen führen.

Steuerliche und geschäftliche Zyklen: Einige Unternehmen schließen ihr Geschäftsjahr im Juni oder Juli ab, was zu bestimmten steuerlichen und buchhalterischen Entscheidungen führen kann, die den Aktienmarkt beeinflussen. Zudem könnte die Veröffentlichung von Quartalsberichten im Sommer eine Rolle spielen.

Psychologische Faktoren: Die Anlegerstimmung kann durch saisonale Effekte beeinflusst werden, wie etwa durch geringere Aufmerksamkeit während der Urlaubsmonate oder durch saisonale affektive Störungen in den dunkleren Monaten.

Kritik am Börsenspruch

Die Strategie „Sell in May and go away“ wirft kritische Fragen auf, insbesondere in Bezug auf die Markt-Timing-Strategie. Markt-Timing gilt oft als unzuverlässig, weil es extrem schwierig ist, den besten Zeitpunkt für den Kauf oder Verkauf von Aktien präzise vorherzusagen. Zudem widerspricht der Börsenspruch dem grundlegenden Anlagegrundsatz, dass langfristiges Halten von Aktien in der Regel zu einer besseren Performance führt als der Versuch, den Markt zu timen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Wertentwicklung der Vergangenheit zwar Muster und Trends aufzeigen kann, sie jedoch kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Ergebnisse ist. Jedes Jahr ist einzigartig, und zahlreiche Faktoren, die nicht saisonabhängig sind, wie wirtschaftliche Nachrichten, politische Ereignisse und Unternehmensentwicklungen, können die Marktperformance in jedem gegebenen Jahr beeinflussen.

Fazit

Während „Sell in May and go away“ auf historischen Mustern basiert und in manchen Jahren durchaus eine praktikable Strategie sein könnte, sollten Investoren vorsichtig sein, diese Regel als festen Bestandteil ihrer Anlagestrategie zu betrachten. Eine gut diversifizierte Anlagestrategie, die langfristige Ziele berücksichtigt und regelmäßige Anpassungen vornimmt, könnte eine klügere Entscheidung sein, um den Herausforderungen und Chancen der Märkte gerecht zu werden.

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