Seit 2012 ist die Förde Sparkasse auf der Plattform Twitter aktiv. Mittlerweile hat sich dort einiges verändert, nicht nur der Name. Das soziale Netzwerk, das heute X heißt, ist aus unserer Sicht nicht mehr kompatibel mit der Marke Sparkasse. Als Alternative nutzen wir ab sofort den Kurznachrichtendienst Threads vom US-Konzern Meta. Was sich dadurch ändert und wie die neue Plattform funktioniert, erklären wir im Folgenden.
Die Veränderungen bei Twitter
Twitter zählte einst zu den erfolgreichsten Social Media Plattformen weltweit. Für 44 Milliarden Dollar kaufte Elon Musk im Oktober 2022 das Netzwerk. Was dann folgte, war eine Abwärtsspirale: Mittlerweile haben Millionen Nutzer:innen ihre Accounts deaktiviert, Werbeumsätze sind um die Hälfte gesunken, der Unternehmenswert wird nur noch auf acht Milliarden Dollar geschätzt. Direkt zu Beginn seiner Übernahme entließ Musk Tausende Mitarbeiter:innen – darunter auch viele, die sich bisher um kritische Inhalte kümmerten. Die stark eingedämmte Content-Moderation hat erheblichen Einfluss auf die Sicherheit auf der Plattform. Da es praktisch kein Monitoring von unethischen oder rechtswidrigen Posts und Kommentaren mehr gibt, hat insbesondere die Zahl an ungefilterten Hassreden und Desinformationen rapide zugenommen.
Etablierte Sicherheitsmaßnahmen wurden durch Musk eingeschränkt oder komplett abgeschafft. So sind beispielsweise seriöse Accounts nicht mehr so leicht am blauen Verifikations-Häkchen erkennbar, denn dieses kann sich nun jeder einfach kaufen. Inhalte von bezahlten Accounts werden sichtbarer ausgespielt, was wiederum zu einer Beeinflussung von Diskussionen führt. Viele Accounts, die ehemals wegen Regelverstößen (u.a. Verbreitung rassistischer, transfeindlicher oder gewaltverherrlichender Inhalte oder Verschwörungsideologien) gesperrt wurden, sind mittlerweile reaktiviert. So darf Donald Trump wieder aktiv posten. Und auch Musk selbst postet immer wieder antisemitische Anspielungen und Verschwörungstexte.
Schluss mit X
Nachdem sich bereits mehrere namhafte Marken zurückgezogen haben, ist nun auch bei der Förde Sparkasse der Entschluss gefallen, keine aktive Kommunikation mehr bei X durchzuführen. Inhalte, die wir bisher bei X veröffentlicht haben, zum Beispiel den wöchentlichen Kommentar von Deka-Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater, Hinweise auf die neusten Blogbeiträge sowie Aktuelles zu Finanzthemen werden wir fortan in ähnlicher Weise auf Threads veröffentlichen. Hier geht es zu unserem Profil: https://www.threads.net/@foerdesparkasse
Threads: So funktioniert die Alternative
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg vereint unter der Dachmarke „Meta“ bereits die beliebten Plattformen Facebook, Instagram und WhatsApp. Seit Juli 2023 gehört auch der eigene Kurznachrichtendienst Threads dazu. In Europa startete das Netzwerk im Dezember 2023. Laut Zuckerberg hatte Threads bereits innerhalb von fünf Tagen 100 Millionen monatliche Nutzer:innen. Es wäre damit schneller als ChatGPT, die bis dahin schnellstwachsende Anwendung im Netz.
Im Google Play sowie im App-Store ist die App mit der Sucheingabe „Threads“ zu finden. Die Website www.threads.net enthält ebenfalls einen QR-Code zur App-Installation. Ohne eigenes Threads-Profil können Sie Inhalte zwar lesen, teilen und sogar melden, jedoch nicht selbst veröffentlichen. Um Beiträge selbst veröffentlichen und liken zu können, ist ein bestehender Instagram-Account erforderlich.
Threads und X: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Der Begriff thread bedeutet aus dem Englischen wörtlich übersetzt Faden – und online bezeichnet es genau das: Einen digitalen Nachrichtenverlauf zu einem Thema, der ähnlich wie ein vom Garn abgerollter Faden sehr lang sein kann. Mehrere Kurztexte werden dazu aneinander geheftet. Vor allem bei Live-Berichterstattungen zu bestimmten Events oder zum Erzählen einer längeren Geschichte oder zur Aufzählung ist diese thread-Funktion – die es übrigens auch bei X gibt – sehr beliebt.
Gemeinsamkeiten:
Sowohl bei X als auch bei Threads können Nutzer:innen Kurztexte, Bilder, Videos, GIFs, Abstimmungen, Sprachnachrichten und Links veröffentlichen, fremde Beiträge lesen und darauf antworten sowie anderen Nutzer-Profilen folgen. Gepostet werden kann entweder über die App oder den Browser. In beiden Netzwerken gibt es eine Unterteilung in eine „Für dich“ Kategorie einer Mischung von Postings von Accounts, denen man folgt und anderen, von Threads/X ausgewählten. Zudem gibt es eine „Gefolgt/Folge ich“ Kategorie – ein absteigend-chronologischer Feed aller Accounts, denen man folgt. Die Optik ist ebenfalls ähnlich: Das App-Logo zeigt einen schwarzen Hintergrund mit einem weißen Icon (ein X bzw. ein @-Zeichen für Threads). Im eigenen Nutzer-Profil kann ein Bild sowie eine Kurzinformation hinterlegt werden. Bei Threads sind Gesprächsverläufe mit einer seitlichen Linie gekennzeichnet, am unteren Rand des Beitrags sind die Anzahl der Antworten und Likes ersichtlich, vergleichbar wie bei X. Außerdem sind auch bei Threads einige Nutzer-Profile mit dem typischen blauen Haken versehen, der die Echtheit des Threads-Accounts verifiziert. Schließt man mit seinem Instagram-Konto ein Meta-Verified-Abo ab, wird der Haken von dort auch bei Threads übernommen.
Unterschiede:
Threads-Nutzer:innen können Kurznachrichten mit bis zu 500 Zeichen posten. Bei X sind hingegen maximal 280 Zeichen möglich, lediglich zahlende Abonnent:innen mit einem X Premium Abo können bis zu 25.000 Zeichen posten. Zudem gibt es bei Threads keine Hashtags, die Nutzer:innen auf Beiträge der gleichen Thematik lenken, sondern sogenannte Themen-Tags, die mit Suchergebnissen zu dem Begriff verlinkt sind. Die Tags werden zwar wie die Hashtags bei X blau markiert, jedoch nicht mit einem # versehen. Es kann maximal ein Schlagwort als Tag pro Post verwendet werden. Die Möglichkeit, private Nachrichten an andere Nutzer:innen zu verschicken, gibt es bisher nur bei X. Threads werden bei Follower:innen in der Instagram-App angezeigt, zudem können sie in Instagram-Stories eingebettet werden.
Twitter („X“) nicht mehr zu verwenden ist ein erster Schritt in die richtige Richtung – gute Entscheidung!
Warum muss es aber mit Threads ein weiterer Baustein aus dem facebook-Universum sein? Threads ist von Meta und kommt aus den USA. Häufige Kritikpunkte daran sind mangelnder Datenschutz, Propaganda und Desinformation.
Bei ihren anderen genutzten Social Media-Kanälen sieht es nicht besser aus. Facebook und Instagram gehören ebenfalls zu Meta aus den USA. Facebook wird Überwachung, Erzeugung von Suchtverhalten und Manipulation der öffentlichen Meinung vorgeworfen. Instagram steht wegen des negativen Einflusses auf die psychische Gesundheit junger Menschen, Zensur und dem Ausbeuten persönlicher Daten in der Kritik.
Häufige Kritikpunkte an TikTok aus China sind mangelnder Daten- und Jugendschutz, Spionage und Zensur zugunsten der chinesischen Regierung.
YouTube von Google aus den USA wird mangelnder Jugendschutz und sowohl unbegründete, wie auch ausbleibende Entfernung unerwünschter Inhalte vorgeworfen. (Infos mit Quellen auf Wikipedia zu finden)
Alles Angebote mit großer Reichweite, aber auch mit heftigen Nebenwirkungen. Ist ihnen das egal? Zählen nur Klicks und Aufmerksamkeit? Sie sind eine regionale Sparkasse, kein globaler Konzern. Welche Werte repräsentieren sie mit ihren online Aktivitäten dort?
Wie wäre es denn mit einem weiteren Schritt in eine andere Richtung? Als Sparkasse ist ihnen doch das föderale Prinzip vertraut und sie kennen die Vorteile. Werden Sie doch Vorbild auf Mastodon! Dort finden sich immer mehr öffentliche Stellen (z.B. das Land) und auch die Wissenschaftskommunikation nimmt dort Fahrt auf. Ein regionaler Einstiegspunkt ist zum Beispiel „norden.social“.
Sparkassen sind immer dort, wo ihre Kunden sind – das gilt in der Realität genauso wie für die Online-Welt; v.a. um mit unseren jüngeren Kund:innen in Kontakt zu sein, sind wir auf deren beliebtesten und meistgenutzten Netzwerken aktiv. Die Angebote von Meta werden auch von unseren Kund:innen intensiv genutzt (insgesamt mehr als 20K Follower) – bei X haben wir keine größeren Interaktionen mehr feststellen können. Hinzu kommt, dass bei X keine Filterung von Hassreden etc. mehr passiert, bei Meta gibt es dafür zumindest noch einen Rahmen und ein funktionierendes Community Management. Mastodon ist mit in Deutschland nicht mal 1 Mio. Nutzer:innen nicht mal unter den Top 10 der relevanten Netzwerke. Die Zahl der aktiven User in unserem Geschäftsgebiet ist sehr gering. Bei jedem neuen Netzwerk prüfen wir sorgfältig, ob wir dort aktiv werden und unseren Kund:innen einen Mehrwert bieten können. Ob Threads sich durchsetzen kann, wird sich zeigen.
Schade. Leider also Reichweite vor Ethik? Keine Energie für eine Vorreiterrolle für positive Veränderung? PS: Nicht mal Bluesky?