Mit der DKMS Leben retten

Jörg Willms von der Förde Sparkasse wurde Stammzellenspender

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Im November erfuhr Jörg Willms, Bereichsleiter und Vorstandsvertreter bei der Förde Sparkasse, dass es ein Match gibt und er Leben retten kann. Vor Kurzem fand dann die Stammzellenspende über die DKMS statt und er hat uns dazu im Interview ein paar Fragen beantwortet.

Seit wann bist du bei der DKMS registriert und was hat dich dazu bewogen?

Ehrlich gesagt, wusste ich es nicht mehr und musste meine Frau fragen. Die wusste es auch nicht, aber sie wusste, wo die Unterlagen liegen – wir sind seit Dezember 2010 bei der DKMS registriert. Meine Frau meint sich zu erinnern, dass der Anlass damals ein regionaler Fall gewesen ist, für den Spender gesucht wurden. Wir haben uns die Testkits nach Hause schicken lassen und uns so vor 13 Jahren registriert.

Wann war dieses Match mit dir als potenziellem Spender, wie hast du davon erfahren und was war das in dem Moment für ein Gefühl?

Ich habe das während der Arbeit erfahren, als ich meine privaten E-Mails gecheckt habe. Das war Anfang November im letzten Jahr. Dann habe ich meiner Frau davon erzählt und sie sagt, dass die auch schon angerufen haben. Die erzeugen dann schon eine gewisse Dringlichkeit. Es werden wohl mehrere Spender abgeklappert und man ist immer sehr froh, wenn man die Leute überhaupt erreicht. Das größte Problem ist nämlich, wenn die Menschen umziehen oder eventuell eine neue Handynummer oder Emailadresse haben. Dann gibt es ein Match und sie finden die Leute nicht.

Mein erster Gedanke war: Mensch, das ist ja toll. Viele andere Gedanken habe ich mir bis zu dem Zeitpunkt noch nicht gemacht. Ich habe dann abends zurückgerufen, als ich zu Hause war. Dann gab es so ein paar Grundsatzfragen, die wir durchgegangen sind und als das alles positiv war, habe ich einen Link gesendet bekommen mit einem Online-Fragebogen. Als der dann auch positiv war, kam die Nachricht, dass mir zwei Röhrchen zugeschickt werden, mit denen ich dann bitte zum Arzt gehen soll, um Blut abzunehmen.

Wie ist denn der weitere Ablauf und über welchen Zeitraum sprechen wir überhaupt vom Match bis zur Spende?

Jörg Willms in Hannover

Das Match war wie gesagt Anfang November. Ich weiß es deshalb noch so genau, weil ich am 08.11. Geburtstag habe und das Wochenende darauf eine Feier stattfand. Ein Freund von mir ist Arzt und hat mir dann das Blut zu Hause auf der Geburtstagsparty abgenommen. Leider kam er etwas später, sodass ich bis dahin noch kein Bier trinken durfte 😉 denn ich wollte natürlich keine Blutprobe abliefern, in der noch Alkohol enthalten ist. Vom Match bis zu der Blutentnahme waren es echt nur ein paar Tage, das ging Schlag auf Schlag.

Nach ungefähr 14 Tagen kam dann der Anruf, dass alles passt und ich Spender sein soll. Da habe ich das erste Mal realisiert, dass es jetzt ernst wird. In dem Zuge habe ich dann auch ein paar Fragen gestellt, weil ich bis dahin immer geglaubt habe, dass in so einem Prozess auch immer noch mehrere Leute ausgewählt und sozusagen bis zu einer Spende gebracht werden. Aber das ist nicht so. Das war dann der Moment, in dem ich erfahren habe: Ein Patient, ein Spender. Die Chance, dass es mit jemandem ein Match gibt, liegt bei 1:100, also viel besser als beim Lotto.

Die hatten damals auch schon gleich die Termine fixiert. Also die Entnahme konnte frühestens Anfang Februar passieren. Das hat immer etwas mit der Therapie beim Patienten zu tun. Somit gab es dann drei mögliche Termine zur Auswahl und ich habe direkt den ersten genommen. Ich konnte mir auch aussuchen, wo ich das mache. Die DKMS hat eben nur bestimmte Entnahmekliniken und Kiel war leider nicht dabei. Zur Auswahl standen z. B. Bremen, Hannover, Berlin, Köln oder Dresden. Ich habe mich für Hannover entschieden.

Muss man denn noch irgendwelche bestimmten Dinge beachten bis zur Entnahme? Beispielsweise in Hinblick auf Alkohol, rauchen, etc.?

Man macht ungefähr vier Wochen vorher einen gründlichen Untersuchungstermin. Da war ich einen ganzen Tag in Hannover. Dort finden dann auch Aufklärungsgespräche statt und man bekommt nochmal sehr viel Informationsmaterial.

Bestimmte Dinge sollten dann vorher tatsächlich auch nicht mehr passieren, wie zum Beispiel ein Tattoo stechen lassen oder auch andere kleinere Eingriffe, die immer ein minimales Infektionsrisiko haben. Ansonsten gab es da kaum irgendwelche Einschränkungen. Ich habe dann von mir aus die letzten zehn Tage vorher in Besprechungen Maske getragen und auch große Menschenansammlungen gemieden, weil mir das einfach zu riskant war.

Das klingt so, als hast du dich da selber ein bisschen unter Druck gesetzt, oder?

Unter Druck gesetzt nicht, aber ich war mir der Verantwortung bewusst und wollte eben nicht, dass ich mir nachher durch eigenes leichtsinniges Verhalten Vorwürfe machen muss, dass es nicht zu dieser Spende gekommen ist.

Die Begleitung durch die DKMS ist dabei auch total super, weil sie zu jeder Zeit einen Ansprechpartner liefern. Die würden dir auch, wenn du da irgendwie Schwierigkeiten hast, psychologische Begleitung anbieten und es wird seitens der DKMS überhaupt kein Druck ausgeübt. Es wird immer wieder betont, in jedem Gespräch, dass es deine freie Entscheidung ist, was du tust. Du kannst bis zum Moment der Entnahme noch sagen, dass du es doch nicht machst. Du weißt aber natürlich, was das dann für den Patienten für eine Konsequenzen haben kann. Insofern, finde ich, ist es einfach nur eine Frage von Verantwortlichkeit, dann ein bisschen sorgsamer mit dem Thema Kontakte umzugehen.

Zur Entnahme direkt: Das ist ja vermutlich der Punkt, weshalb viele vielleicht doch vor der Typisierung zurückschrecken, weil sie sich das einfach schmerzhaft vorstellen oder verschiedene Dinge mal gehört haben, die nicht der Realität entsprechen. 

Jörg Willms während der Stammzellenentnahme

Das erste ist ja, und das kam mir ganz oft entgegen, dass viele Menschen glauben, dass etwas aus dem Rückenmark entnommen wird – das ist ein Irrtum. Es geht um das Knochenmark, denn dort sind Stammzellen enthalten, die für die Blutproduktion verantwortlich sind. Von dem Knochenmark hat man am meisten im Beckenkamm und in den Oberschenkelknochen, weil das die größten Knochen sind. In früheren Zeiten war es häufig so, dass man das mit einem operativen Eingriff über eine Punktion entnommen hat. Das ist mittlerweile nur noch bei 20% der Fälle so. Bei den anderen 80% wird es über das Verfahren „Periphere Stammzellenentnahme“ gemacht. Das heißt, man bekommt ein Medikament vorher. Das ist ein körpereigenes Hormon, was man sich spritzt. Dadurch werden die Stammzellen ausgewaschen ins Blut. Dann kommt man an eine Maschine, die ähnlich funktioniert wie ein Dialysegerät, und da werden dann in einer Zentrifuge diese Stammzellen rausgespült. Das ist völlig unproblematisch, da merkt man nichts von. Man muss eben nur 4-5 Stunden still liegen und kann die Arme nicht einknicken, sonst fließt das Blut nicht.

Das ist ja interessant. Ich dachte tatsächlich immer, dass es einen Eingriff mit sich bringt.

Genau, viele Menschen denken, dass es eine Operation und schmerzhaft ist. Aber das ist alles andere als schmerzhaft. Was etwas speziell sein kann, sind die Spritzen, die man vor der Entnahme bekommt. Das sind so Einwegspritzen, die man sich selbst in die Bauchdecke geben muss oder man lässt sie sich vom Arzt verabreichen. Da ich relativ schwer bin, habe ich auch eine hohe Konzentration bekommen und da passieren dann ähnliche Prozesse als wenn du einen Infekt hast und dein Immunsystem angekurbelt wird. Deshalb kann man je nach Konzentration eben Nebenwirkungen wie Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen oder so etwas haben. Dadurch weiß man dann aber auch, dass der Prozess funktioniert und die Vorbereitungen für die Entnahme gut laufen.

Also zwischen Benachrichtigung und vier Wochen vor Entnahme passiert nichts, dann die große Untersuchung und ein paar Tage vorher noch die Spritzen?!

Ja, genau. Und die DKMS organisiert das alles richtig gut. Die Kontakte waren immer super und man hat auch keine Kosten. Also wenn der Arbeitgeber den Lohnausfall geltend macht, erstatten die den. Man bekommt von denen auch das Hotel gebucht. Das war in meinem Fall direkt neben der Klinik. Auch die Bahntickets bekommt man geschickt. Das ist alles wunderbar von der Betreuung her. Also das zahlt dann im Endeffekt die Krankenversicherung des Patienten, die DKMS verauslagt das nur und organisiert eben alles.

Weißt du irgendetwas über die Person, für die du gespendet hast und weißt du auch irgendwann, ob es geklappt hat?

Die entnommenen Stammzellen

Ja, das ist alles genau geregelt. Erstmal ist in Deutschland gesetzlich geregelt, dass bei solchen Stammzelltransplantation eine 2-jährige Anonymitätsfrist zu wahren ist. Das macht man hauptsächlich zum Schutz der Spender oder auch der Patienten, damit da nicht irgendwie emotionale Druckverhältnisse oder ähnliches entstehen können. Gerade weil auch nochmal eine Nachspende notwendig sein könnte. Deshalb ist das immer anonym. Ich weiß also nicht, wer das in Person ist. Ich habe aber hinterher erfahren, dass es eine erwachsene Frau aus Deutschland ist. Erwachsen heißt über 30 Jahre. Und das war mir deshalb auch wichtig zu wissen, ist es in Deutschland oder woanders, weil in anderen Ländern ist es teilweise komplett verboten, dass man hinterher in Kontakt treten kann. In Deutschland ist es aber eben anders geregelt. Da gibt es dann bei der DKMS eine eigene Abteilung, die sich „Spenderkontakte“ nennt, und alles weitere koordiniert. Nach der Spende wurde ich gefragt, ob ich ein Update zum Gesundheitszustand bekommen möchte. Dem habe ich zugestimmt. Man kann über diese Abteilung auch in anonymer Form Kontakt aufnehmen. Dazu habe ich für mich entschieden, dass ich erst einmal nichts mache und warte, denn meistens ist auf der Seite des Patienten irgendwann der Wunsch da, sich zu melden. Also warte ich einfach, ob irgendwann etwas kommt.

Kennst du andere Personen, die auch schon gespendet haben?

Tatsächlich habe ich gerade vor ein paar Tagen von einem Kameraden aus der Feuerwehr erfahren, dass er auch schon gespendet hat. Vorher kannte ich nur eine ehemalige Kollegin aus Rendsburg. Dort war es allerdings tragischerweise so, dass der Patient kurz vor ihrer Spende verstorben ist.

Warum würdest du jedem empfehlen, sich typisieren zu lassen?

Wenn nichts Gesundheitliches dagegenspricht, ist das für mich erste Bürgerpflicht. Das ist so wie Verpflichtung zur Lebensrettung – alleine schon aus Gründen der Menschlichkeit. Wenn jemand etwas geben kann, was ihm dann selbst nicht schadet, aber er einem anderen damit das Leben retten kann, gibt es eigentlich keinen sachlichen Grund, es nicht zu tun. Mir ist jetzt auch erst so richtig bewusst geworden, als ich mich damit beschäftigt habe, dass da ganz viel Aufklärungsarbeit notwendig ist, denn die Hürde ist ja minimal. Deswegen finde ich es auch super, dass wir intern bei der Förde Sparkasse eine Typisierungsaktion gemacht haben, denn da kann etwas ganz Großartiges draus werden.


Typisierungsaktion in der Förde Sparkasse

Mund auf, Stäbchen rein, Spender:in sein! Am 30.03.2023 starteten wir eine DKMS Typisierungsaktion für unsere Mitarbeiter:innen. In unseren vier Finanzzentren in Kiel, Plön, Eckernförde und Hohenwestedt konnten sich alle Freiwilligen typisieren lassen, zudem verschickten wir Registrierungspakete an alle Filialen. Hier könnt ihr euch auch registrieren lassen.

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