„Buy now, pay later” – Flexibilität oder Schuldenfalle?

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Frauenhände halten Smartphone, auf dem Buy New Pay Later steht

Nur wenige Klicks und die neuen Klamotten sind bestellt. Dabei ist das Geld auf dem Girokonto für diesen Monat eigentlich schon aufgebraucht. Doch die „buy now, pay later” Funktion macht‘s möglich, denn damit können Sie Käufe tätigen, ohne direkt bezahlen zu müssen. Wir klären auf, welche Vor- und Nachteile dieses Prinzip beinhaltet.

Was bedeutet „buy now, pay later”?

Durch das zunehmende Online-Shopping der Kund:innen geben viele Verkäufer:innen ihre Zahlungsabwicklung an Zahlungsdienstleister ab. Diese weiten aufgrund der erhöhten Nachfrage ihre Angebote der Zahlungsmöglichkeiten aus und bieten unter anderem auch das „jetzt kaufen, später bezahlen“ an. Meist wird die Fälligkeit der Bezahlung der Rechnung um 14 oder 30 Tage verschoben.

In Deutschland wird bei Online-Käufen überwiegend per PayPal gezahlt. Nicht nur hier haben Kund:innen die Möglichkeit, das Zahlen ihrer Rechnung aufzuschieben, auch Klarna und diverse weitere Zahlungsdienstleister bieten dieses Verfahren an.

Wo liegt der Unterschied zum Rechnungskauf?

Der Rechnungskauf ist bei Verbraucher:innen beliebt, denn dabei muss die Ware nicht direkt beim Kauf bezahlt werden. Stattdessen erhalten Sie mit der Lieferung der Ware eine Rechnung und überweisen dann den fälligen Betrag. In der Regel bieten Online-Shops den Rechnungskauf selbst an. Die „buy now, pay later” (BNPL) Zahlungsmethode wird hingegen von Zahlungsdienstleistern angeboten, die Zahlung wird also von einem Dritten und nicht dem Shop selbst abgewickelt. Meist erfolgt dies über eine App des jew. Zahlungsdienstleisters. 

Welche Vorteile kann die BNPL-Funktion für Verbraucher:innen haben?

Sie können bei einem finanziellen Engpass die Bezahlung der Rechnung vertagen und die Ware bereits jetzt bestellen, die eigenen Ersparnisse müssen Sie nicht dafür nutzen. Meist wird der nächste Gehaltseingang abgewartet, um dann die Ware bezahlen zu können. Dieses Angebot kann auch schon bei kleinen Rechnungsbeträgen genutzt werden. Auch bei höheren Summen müssen Sie sich keine Gedanken um einen Kreditantrag bei der Bank machen oder ob Sie die damit verbundenen Anforderungen erfüllen, die Fälligkeit der Rechnung wird einfach verschoben.

Zudem bietet das Prinzip, die Ware erst zu kaufen und später zu bezahlen, Sicherheit vor unseriösen Anbietern. Insbesondere bei höherpreisigen Waren, etwa aus dem Elektronikbereich, ist es eine gute Absicherung, die Bezahlung der Ware erst nach vollständigem Erhalt vorzunehmen. Beim Kauf von Kleidung kommt es außerdem häufig vor, dass Retouren anfallen, da nicht alle Teile behalten werden. Der Preis passt sich also im Nachgang noch an und es ist von Vorteil, nicht in Vorkasse gehen zu müssen.

Welche Nachteile birgt dieses Prinzip?

Das Prinzip des „buy now, pay later” kann dazu führen, dass Sie bei der Verschiebung mehrerer Rechnungen den Überblick über die noch zu zahlenden Rechnungen verlieren. Dann summieren sich viele Rechnungen und müssen ggf. alle auf einmal bezahlt werden. Bei fehlender Kontodeckung kann das dazu führen, dass Sie Zinsen und Mahngebühren zahlen müssen. Häufig sind die dann anfallenden Kosten den Verbraucher:innen im Vorwege nicht bewusst, da durch einen schnellen Klick bei der Bestellung nicht die Bedingungen im Hintergrund wahrgenommen werden und das Kleingedruckte nicht gelesen wird. Hier können sowohl Kosten von der Hausbank und auch vom Zahlungsanbieter entstehen. Gerade für unerfahrene Kund:innen kann das schnell zur Schuldenfalle werden. 

Verschuldungsgefahr?

Auch die SCHUFA und die Verbraucherzentrale nehmen BNPL kritisch ins Visier. Eine gewisse Verschuldungsgefahr bestünde vor allem für jüngere Menschen. In einer repräsentativen Stichprobe wurden mehr als 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren zu ihrem persönlichen Finanz- und Konsumverhalten befragt. Das Ergebnis des W²-Jugend-Finanzmonitors, den die SCHUFA-Bildungsinitiative WirtschaftsWerkstatt (W²) gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa erhoben hat, zeigt: 2022 hat knapp die Hälfte der jungen Erwachsenen in Deutschland bereits die Möglichkeit genutzt, im Internet einzukaufen und die Ware mit der BNPL Zahlungsmethode erst später zu bezahlen. 27 Prozent der Befragten gaben dabei an, nur selten die Bezahlfrist zu vergessen. Zehn Prozent passiert das häufig, drei Prozent fast immer.

Die Jugendlichen sind sich der Risiken dabei durchaus bewusst. Die Mehrheit der Befragten (90 Prozent) hält es für ein (sehr) großes Risiko, den Überblick über die eigenen Ausgaben und Finanzen zu verlieren, wenn Waren erst später bezahlt werden müssen. Zudem sehen 80 Prozent ein (sehr) großes Risiko, dadurch Schulden anzuhäufen.

Fazit

Unser Rat lautet: In Ausnahmefällen kann es vorteilhaft sein, die Rechnung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Allerdings sollte das möglichst nicht zur Regel werden, da Sie ggf. den Überblick verlieren könnten und bei Komplikationen oft hohe Kosten auf Sie zukommen.

Die beste Lösung ist natürlich das Zurückgreifen auf die eigenen Ersparnisse. Da es aber nicht immer leicht ist, monatlich einen Teil des Geldes beiseite zu packen, haben wir Ihnen ein paar Tipps in diesem Artikel zusammengestellt. Wer den digitalen Finanzplaner nicht nutzen möchte, kann natürlich auch das altbewährte Haushaltsbuch führen und dort einfach die monatlichen Einnahmen und Ausgaben niederschreiben. Sie sollten darauf achten, unnötige Ausgaben zu vermeiden und zudem ein Budget für Freizeitaktivitäten festlegen. Auch ein fester monatlicher Sparbetrag kann helfen – setzen Sie diesen im Rahmen Ihrer Möglichkeiten an. Unser Profi-Tipp: Überweisen Sie den Sparbetrag für das finanzielle Polster direkt nach Eingang des Gehalts auf ein Tagesgeldkonto. Somit ist das Geld direkt separiert und der Restbetrag auf dem Girokonto kann für die Fixkosten etc. ausgegeben werden.

Benötigen Sie noch mehr Informationen zum Thema Sparen? Dann vereinbaren Sie gern einen Termin bei Ihrer persönlichen Beraterin oder Ihrem Berater. 

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