Ein Interview mit Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank, anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des MDAX.
Am 19. Januar 1996 erblickte er das Licht der Welt. Seit seiner Geburt vor bald 25 Jahren hat sich der deutsche Nebenwerteindex MDAX prächtig entwickelt. Für Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank, sind vor allem die Unternehmen selbst für die glänzende Entwicklung verantwortlich.
Herr Schallmayer, am 19. Januar wurde der MDAX, der kleine Bruder des Deutschen Aktienindex Dax 25 Jahre alt. Wie hat sich die „zweite Börsenliga“ entwickelt?
Der MDAX hat sich hervorragend geschlagen. Mehr als 1.000 Prozent Wertentwicklung seit der Auflage des Index spricht für sich. Er legt damit doppelt so stark zu wie der „große Bruder“ DAX und kann sich auch international sehen lassen. Auch in 2020 hat der MDAX mehrere Rekorde verzeichnet, die Schwelle von 30.000 Punkten überwunden und knapp zehn Prozent zugelegt. Beim Dax waren es „nur“ 3,5 Prozent. Natürlich ist die angegebene Wertentwicklung kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Wertentwicklung DAX / MDAX pro Kalenderjahr in %
Was zeichnet die 60 im MDAX vertretenen Unternehmen aus?
Es fällt vor allem eines auf: Die Unternehmen haben es geschafft, über den gesamten Zeitraum ihre Gewinne stetig und überdurchschnittlich zu steigern. Das zeigt sich in anderen Indizes so nicht. Die Unternehmen selbst sind also für die glänzende Entwicklung verantwortlich.
Welche Branchen stechen besonders hervor?
Die starken Zuwächse lassen sich nicht auf einzelne Branchen und einzelne Unternehmen herunterbrechen. Die gute Entwicklung verteilt sich gleichmäßig. Eine Ausnahme ist aber die Aktie von Airbus mit ihrer hohen Gewichtung im MDAX. Sie ist in diesem Index lediglich aufgrund der bisherigen Regelung des Börsenumsatzes gelistet, da dieser in Frankfurt nicht ausreichend hoch ist.
Welchen Einfluss hat die Corona-Pandemie auf die Entwicklung des MDAX?
Wie auch bei anderen Unternehmen sind die Gewinne im ersten Halbjahr 2020 wegen des Stillstands in der Wirtschaft sehr stark eingebrochen. Auch auf den MDAX wirkt die Pandemie wie eine Naturkatastrophe. Fundamental sind die Unternehmen aber gesund. Wir sehen deshalb schon seit Monaten eine starke Aufholbewegung und erwarten, dass sie sich fortsetzt.
Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Faktoren für einen weiteren Erfolg der gelisteten Unternehmen?
Die Unternehmen sind extrem innovativ. Ein Beispiel ist die Elektromobilität. Nach Startschwierigkeiten sind Hersteller und Zulieferer jetzt vorne mit dabei. Das gilt auch für das Megathema Nachhaltigkeit. Die Innovationskraft zeigt sich gerade auch bei den mittelgroßen Unternehmen.
Wie können Anleger in den MDAX investieren?
Eine interessante Möglichkeit sind Fonds. Dies war in der Vergangenheit der vorteilhaftere Weg, weil durch die Anlage in sehr viele Aktien das Risiko breit gestreut wird. Bei Einzelinvestments kann es schließlich auch mal deutlicher nach unten gehen.
Wagen Sie eine Prognose für den MDAX? Wird es in diesem Jahr weitere Rekorde geben? Wo steht der MDAX Ende 2021 und wo in fünf Jahren?
Zum Ende dieses Jahres erwarten wir, dass der MDAX bei 33.000 Punkten steht. Er wird also weitere Rekordmarken erreichen. In fünf Jahren, also per Ende 2026, rechnen wir mit knapp 45.000 Punkten.
Stand: 18.01.2021. Das Interview führte Rolf Obertreis, Wirtschaftskorrespondent aus Frankfurt am Main.