Aktuell finden die Olympischen Spiele in der französischen Hauptstadt Paris statt. Sportler:innen aus über 200 verschiedenen Nationen kämpfen um die begehrten Medaillen. Auch Oliver-Sven Buder, ein Mitarbeiter der Förde Sparkasse, war zweimal bei Olympia dabei. Welche Erfahrungen er dort als Olympionike gemacht hat und wie er dann zur Sparkasse gekommen ist, wollten wir natürlich genauer wissen.
Zuerst möchten wir Sie natürlich kennenlernen. Erzählen Sie doch gerne kurz etwas über sich.
Mein Name ist Oliver-Sven Buder, ich bin 58 Jahre alt und bin in Sachsen aufgewachsen – ein Kind der DDR. Mittlerweile wohne ich im hohen Norden und arbeite als Individualkundenberater bei der Förde Sparkasse.
Welchen Sport haben Sie damals betrieben und wann haben Sie damit angefangen?
Meine Sportart war Kugelstoßen. Ich war schon immer sehr sportinteressiert, obwohl weder meine Eltern noch mein älterer Bruder damit etwas am Hut hatten. Aber ich war überall dabei – ganz egal, um welche Sportart es ging. Mit 13 Jahren bin ich dann in die Kinder- und Jugendsportschule, die KJS, in Chemnitz gekommen.
Und dort haben Sie sich dann für Kugelstoßen entschieden?
Das war nicht unbedingt meine Entscheidung. Ich wurde eingeschult mit der Maßgabe Kugel, Diskus, Hammer und Speer. Das wurde also von der Schule entschieden.
Also hätten Sie gerne lieber etwas anderes gemacht?
Ehrlich gesagt, hätte mir Diskus besser gefallen. Zum einen ist der Bewegungsablauf eleganter und zum anderen ist es schon cooler, wenn dein Fluggerät über 70 Meter in der Luft ist. Allerdings gab es da keinen Bedarf, denn wir hatten in Chemnitz schon sehr gute Werfer – zum Beispiel Lars Riedel (Olympiasieger und fünffacher Weltmeister). Deshalb die Kugel. Dort sind die Weiten und Flugkurven natürlich weniger spektakulär. Deshalb war mein Ziel klar: Auf jeden Fall 20 Meter weit stoßen, damit es auch nach etwas aussieht.
Rückblickend hat es mit der Kugel ja auch sehr gut funktioniert. Wann konnten Sie Ihren ersten Erfolg verzeichnen?
Das war 1985. Da bin ich ganz überraschend Junioren-Europameister geworden. Damit hatte wirklich niemand gerechnet. Ich war nur als Back-Up nach Cottbus mitgereist. Unser Top-Mann war eigentlich der Titel-Favorit. Und dann sind mir 19,34 Meter gelungen.
Haben Sie mit dem Sport dann alles auf eine Karte gesetzt?
Nein, ich hatte mich zuvor für ein Ingenieurstudium im Bergbau beworben. Allerdings waren meine Noten nicht gut genug. Nach dem EM-Titel hatte ich dann plötzlich meinen Studienplatz. Also habe ich 1986 das Studium begonnen und es hat mich sehr interessiert. 1990 wurde der Studienlehrgang jedoch eingestellt – und auch sonst veränderte sich durch die Wende ja einiges.
Wie haben Sie persönlich den Mauerfall erlebt?
Ich habe erst einen Tag später davon erfahren und konnte es gar nicht glauben. Damals lebte ich in einer Zwei-Zimmer-Wohnung, ich war Junioren-Europameister, gehörte dem Nationalkader der DDR an und trainierte als Sportstudent für die Europameisterschaft 1990. Freunde berichteten mir, dass wir ab sofort jederzeit ausreisen dürfen.
Es ging dann ja auch sehr schnell für Sie in den Westen.
Mit der Wiedervereinigung endete das Sportsystem der DDR. Ich konnte nun Sportsoldat der Bundeswehr werden. Aber dann kam das Angebot vom TV Wattenscheid mit dem Mäzen Klaus Steilmann. Ich konnte eine Ausbildung als Industriekaufmann machen und weiterhin zweimal täglich trainieren. Das war praktisch, zumal der Bundestrainer auch hier war. Damit hat sich für mich von den Trainingsbedingungen her nicht viel geändert.
Hier wurde dann ja auch die Grundlage für eine große Karriere gelegt: Sie zählten über ein Jahrzehnt lang zu den Top Acht der Welt.
Stimmt, das hat außer mir kein Deutscher bis dahin so hinbekommen.
Was würden Sie als den größten Erfolg ihrer Karriere bezeichnen?
Den Vizeweltmeistertitel mit 21,43 Metern von 1999.
Sie waren ja 1996 und 2000 auch bei Olympia dabei. Wie haben Sie das erlebt und waren Sie mit Ihren erreichten Ergebnissen zufrieden?
Olympia ist als Sportler etwas ganz Besonderes. Man trifft andere Sportlerinnen und Sportler aus unterschiedlichsten Sportarten und die Stimmung ist eine ganz besondere, da es eine Veranstaltung ist, die nur alle vier Jahre stattfindet. In Atlanta 1996 habe ich Platz 5 erreicht und 2000 in Sydney Platz 8. In Atlanta hätte es vom Vermögen her doch eine bessere Platzierung sein können, aber trotzdem waren es beides gute Wettkämpfe, mit denen ich im Nachhinein zufrieden bin.
2002 haben Sie Ihre sportliche Karriere beendet. Was war der Grund dafür?
Ein Bandscheibenvorfall und eine Knochenwucherung haben mir keine Wahl gelassen. Ich war dann noch Trainer und bin später im Norden Deutschlands gestrandet.
Welche Rolle hat Sport dann in Ihrem Leben gespielt?
Das Kugelstoßen hat keine Rolle mehr gespielt. Dieses Kapitel war abgehakt. Allerdings habe ich im Norden das Segeln kennengelernt. Es hat mich sofort gefesselt. Ich fand es spannend, einen Teamsport zu erleben. Außerdem war ich schon immer fasziniert vom Wasser. Ich habe bei Star-Skipper Jesper Bank angeheuert und bin beim America’s Cup mitgesegelt, welcher die Formel 1 des Segelsports ist. Zwei Jahre lang habe ich das gemacht.
Treiben Sie jetzt immer noch Sport?
Eher nicht. Ein bisschen auf dem Fahrrad sitzen oder ins Fitnessstudio gehen, würde ich jetzt nicht als Sport bezeichnen.
Was würden Sie jungen Menschen, die auch eine professionelle sportliche Karriere anstreben, mit auf den Weg geben?
Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein. Gebt immer alles, was ihr könnt und seid mit dem Herzen bei der Sache.
Abseits vom Sport haben Sie ja 2005 noch eine besondere TV-Erfahrung gemacht…
Ja, das stimmt. Ich war im Big-Brother-Haus – unter anderem zusammen mit Werner Böhm (alias Gottlieb Wendehals), Nadja „Naddel“ Abd el Farrag und Schwimmer Stev Theloke. Damals hatte Klaus Wolfermann, der legendäre Speerwerfer, da Kontakte. Er hat mich angerufen, dass er ein Angebot für mich hätte. Ich habe zuerst gelacht und gefragt, ob er spinnt. Aber dann hat er mir eine Summe genannt. Und wenn das dann plötzlich ein halbes Jahresgehalt ist, überlegst du dann schon. Was soll ich sagen, auch die Zeit bei Big Brother war eine gute Erfahrung.
Wie und wann sind Sie denn nach dieser sportlichen Karriere bei der Förde Sparkasse gelandet?
Nach einer beruflichen Station als Vertriebler im Außendienst bei einer Textilfirma, wollte ich einen Job, der weniger gefährlich ist und wo es einen geregelten Arbeitsalltag gibt, ich aber immer noch einen Umgang mit Kunden pflegen kann. Da kam das Angebot der Förde Sparkasse 2019 als Quereinsteiger zu arbeiten gerade recht – und ich habe diese Entscheidung noch keinen Tag bereut.