Schulden können eine Last sein, aber nicht alle Schulden sind schlecht. Dieser Ratgeber führt Sie durch den Unterschied zwischen guten und schlechten Schulden und bietet praktische Strategien, um schuldenfrei zu werden.
Überschuldung kann jeden treffen
Die Zahl der von Überschuldung betroffenen Menschen in Schleswig-Holstein befindet sich seit Jahren auf einem hohen Niveau. Aktuell gelten rund 8 Prozent der erwachsenen Personen im Land als überschuldet. Die Gründe dafür sind vielfältig. Nicht selten führt das Zusammentreffen mehrerer unvorhergesehener Ereignisse in eine prekäre wirtschaftliche Lage. So können der Verlust des Arbeitsplatzes, eine Trennung, Scheidung oder eine Krankheit dazu führen, dass bisherige Einnahmen wegbrechen oder sich reduzieren und die laufenden Ausgaben nicht mehr gedeckt werden können. Ebenso können mangelnde Finanzkompetenz und Überschätzung der eigenen finanziellen Möglichkeiten der Grund dafür sein, in eine finanzielle Notlage zu geraten.
Schuldnerberatungsstellen in unserer Region
Die Zahl der Ratsuchenden in den 36 staatlich anerkannten Schuldnerberatungsstellen in Schleswig-Holstein ist unvermindert hoch. Die Sparkassen in Schleswig-Holstein unterstützen die Beratungsstellen mit 360.000 Euro jährlich.
| Kreis Plön |
| Schuldnerberatungsstelle Am Alten Amtsgericht 5, 24211 Preetz |
| Eckernförde |
| Tide Gemeindenahe Sozialpsychatrie Schuldnerberatung Eckernförde Kieler Straße 57, 24340 Eckernförde |
| Kiel |
| Sozialdienst Kath. Frauen e.V. Muhliusstraße 67, 24103 Kiel |
| Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Kiel e.V. Schuldner- und Insolvenzberatung Holzkoppelweg 21, 24118 Kiel |
| Lichtblick Kiel e. V. Schuldner- und Insolvenzberatungszentrum Kiel Preußerstr. 1-9, 24105 Kiel |
Die Beratungsstellen arbeiten nach einheitlichen Qualitätsstandards und beraten kostenlos und unabhängig. Weitere Informationen und eine Übersicht über alle Beratungsstellen in Schleswig-Holstein finden Sie hier.
Von guten Schulden und schlechten Schulden
Schulden aufzunehmen ist nicht immer direkt etwas Negatives. Investitionsschulden für wichtige Anschaffungen sind, im Gegensatz zu Konsumschulden, nicht verwerflich. Dennoch kann es vorkommen, dass man sich finanziell übernimmt oder andere Gründe in Schulden führen. Wie man damit am besten umgeht und was getan werden kann, zeigen wir Ihnen in diesem Ratgeber. Ohne die Aufnahme von Krediten könnte sich kaum jemand etwa ein Eigenheim leisten und die eigene Existenz sichern. Auf der anderen Seite stehen jedoch häufig unnötige Konsumschulden für die neuesten Elektronikartikel, Urlaube und Co. Gerade diese Schulden werden für viele Menschen zum Problem. Aus diesem Grund spricht man auch von „guten Schulden“ und „schlechten Schulden“.
- „Gute Schulden“ umfassen Kredite, die für Investitionen in Güter aufgenommen werden, die im Wert steigen oder zumindest werthaltig sind. Beispiele hierfür sind Immobilien zur Vermietung oder Eigennutzung, geschäftliche Investitionen in Maschinen sowie Kredite zur Finanzierung der eigenen Ausbildung.
- „Schlechte Schulden“ bezeichnen auf Pump finanzierte Konsumgüter vom Smartphone über den Fernseher bis zur Kreuzfahrt. All diese Güter verlieren schnell an Wert, während Sie weiterhin die dafür aufgenommenen Schulden tilgen müssen. Besonders prekär wird es, wenn Sie diese Konsumschulden über den besonders teuren Dispositionskredit mit seinen hohen Zinsen finanzieren.
Die Autofinanzierung schwebt zwischen den guten und schlechten Schulden. Die Einordnung hängt davon ab, welche Art von Fahrzeug Sie per Kredit finanzieren und ob Sie für Ihre Berufsausübung auf ein Fahrzeug angewiesen sind. Ein Luxuswagen, den Sie sich ohne Kredit nicht leisten könnten, gehört definitiv in die Kategorie der schlechten Schulden. Der junge gebrauchte Kleinwagen für den Arbeitsweg und den Weg der Kinder zur Schule dagegen ist aus der Perspektive deutlich weniger kritisch.
Schulden abbauen: Diese 3 Wege haben Sie
Der Weg, auf dem Sie Schulden abbauen und wieder schuldenfrei werden können, hängt von der Höhe der Schuldensumme, der Dringlichkeit und den einzelnen Konditionen der Forderung ab. Neben dem Abbezahlen der geschuldeten Summe und dem Schuldenerlass durch den Gläubiger bleibt Ihnen in letzter Konsequenz die Privatinsolvenz. Die Möglichkeiten zur Schuldenbefreiung im Überblick:
- Schulden abbauen durch Zahlung: Der einfachste und nachhaltigste Weg zur Schuldenbefreiung ist das Abbezahlen offener Kredite und anderer Forderungen. Das funktioniert aber nur, wenn Sie Ihre Situation rechtzeitig analysieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen.
- Schuldenerlass durch Gläubiger: Die zweite Option kommt häufig in Kombination mit dem klassischen Schuldenabbau zum Tragen. Beim Schuldenerlass verzichtet der Gläubiger zumindest teilweise auf seine Geldforderung, da ein Teilschuldenerlass für ihn die bessere Alternative zum möglichen Totalverlust ist. Gerade private Gläubiger erklären sich oftmals dazu bereit, doch auch bei institutionellen Gläubigern ist das eine denkbare Lösung. In der Regel werden Schulden aus Gründen wie einer Erkrankung oder auch Arbeitslosigkeit erlassen. In ernsten Fällen kann auch ein kompletter Schuldenerlass erwirkt werden.
- Gang in die Privatinsolvenz: Bei besonders hohen Schuldenbergen kann es sein, dass weder das Abbezahlen noch der (teilweise) Schuldenerlass funktionieren. Für diesen Fall sieht der Gesetzgeber die Privatinsolvenz vor. Schulden schnell abzubauen ist mit der Privatinsolvenz allerdings nur eingeschränkt möglich. Während der sogenannten Wohlverhaltensphase des Insolvenzverfahrens werden alle Einnahmen oberhalb der Pfändungsfreigrenze für die Schuldentilgung abgezogen. Dieser Zeitraum ist je nach Verfahren auf 3 bis 6 Jahre angelegt. Ist die Zeit abgelaufen, sind Sie Ihre Schulden los – Ihre Gläubiger bekommen kein weiteres Geld. Gerade bei einer besonders hohen Überschuldung ist das der beste Weg. Bevor eine Privatinsolvenz beantragt werden kann, müssen allerdings einige Voraussetzungen erfüllt werden. So muss die vorangehende Schuldnerberatung erfolglos und eine außergerichtliche Einigung mit dem Gläubiger unmöglich gewesen sein.
In 7 Schritten schuldenfrei werden
Wer schuldenfrei werden will, kann sich glücklicherweise an einem groben Fahrplan orientieren und selbst schnelle Maßnahmen ergreifen. Die nachfolgenden Schritte sind beinahe bei jeder Schuldensumme gleich, entfalten ihren größten Nutzen jedoch vor allem bei größeren Schuldensummen sowie mehreren Gläubigern. Gerade hier verlieren Schuldner schnell den Überblick und geraten in Mahnverfahren und Schuldenprobleme. Mit den folgenden Tipps und Tricks vom Schuldenbereinigungsplan bis hin zum Ergreifen eines Nebenjobs können Sie vergleichsweise schnell schuldenfrei werden.
Tipp zum Schluss: Übernehmen Sie sich nicht
Schulden zu reduzieren ist ein ehrbares und sinnvolles Ziel. Es bringt jedoch nichts, wenn Sie Ihre Ziele zu hoch ansetzen. Schulden abzubauen ist ein Prozess, der einige Jahre dauern kann. Wer sich jeden Euro abknapst, beraubt sich über diese Zeit seiner Lebensqualität. Genau das kann das Projekt „Schuldenfrei werden“ scheitern lassen. Feiern Sie Ihre Erfolge beim Schuldenabbau von Zeit zu Zeit und lassen Sie sich finanziell Luft zum Atmen. Legen Sie für unvorhergesehene Ereignisse außerdem einen kleinen Puffer an. Sie wollen bei der nächsten notwendigen Autoreparatur schließlich nicht gleich wieder in den Dispo rutschen.
Fazit
Verschaffen Sie sich einen Überblick über alle Gläubiger und die Summen, die Sie zurückzahlen müssen. Führen Sie ein Haushaltsbuch und streichen Sie unnötige Ausgaben. Priorisieren Sie Ihre Schulden und legen Sie fest, in welcher Reihenfolge Sie sie abbezahlen werden. Prüfen Sie, wie Sie Ihre Einnahmen erhöhen können, beispielsweise über eine Gehaltserhöhung oder einen Nebenjob. Prüfen Sie, ob Sie durch eine Umschuldung Zinszahlungen einsparen können. Teure Kredite wie der Dispo sollten zeitnah ausgeglichen werden. Falls nötig, nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch.















