Ab Juli 2021 stiegen die Verbraucherpreise in Deutschland kontinuierlich an und die Inflation erreichte im Dezember 2022 ein Rekordniveau von über 8 Prozent. Inzwischen ist diese Geldentwertung wieder auf ein „normales Maß“ nach unten gegangen. Das Statistische Bundesamt vermeldet für Juni 2024 eine Inflationsrate von 2,2 Prozent, wobei die Kerninflation bei 3,9 Prozent liegt. Moment: Inflation? Kerninflation? Warum überhaupt dieser Unterschied?
Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel
Es existieren verschiedene Methoden Änderungen von Verbraucherpreisen zu berechnen. Dabei geht es immer darum, Preisänderungen von Waren und Dienstleistungen zu erfassen. Das Problem: Energieprodukte wie Kraftstoffe, Gas, Strom aber auch Nahrungsmittel schwanken aufgrund geopolitscher Rahmenbedingungen besonders stark. Diese Einflüsse sind nicht zwangsläufig unmittelbar von den Geschehnissen in Deutschland abhängig. Um diese Schwankungen auszuschließen, wurde das Konzept der Kerninflation entwickelt, indem diese Produktgruppen aus dem Inflationswarenkorb herausgenommen werden, während sie bei der Bemessung der Inflation noch enthalten sind. Aktuell liegt die allgemeine Inflation in Deutschland bei 2,2 Prozent, die Kerninflation hingegen bei 3,9 Prozent.
Wenn die Kerninflation höher ist als die allgemeine Inflation
Wenn nun die Kerninflation in einem Wirtschaftsraum höher ist als die allgemeine Inflation, bedeutet das, dass die Preise für die meisten Waren und Dienstleistungen, – ausgenommen Energie und Nahrungsmittel – schneller steigen als die Preise für Energie und Nahrungsmittel. Dies hat mehrere Konsequenzen für die Wirtschaft und die Verbraucher: Eine höhere Kerninflation deutet darauf hin, dass es einen anhaltenden inflationären Druck in der breiteren Wirtschaft gibt, der nicht auf vorübergehende Schwankungen bei Energie und Nahrungsmitteln zurückzuführen ist. Dies könnte auf eine starke Nachfrage oder Angebotsengpässe bei anderen Waren und Dienstleistungen hindeuten. Eine höhere Kerninflation bedeutet auch, dass die Preise für viele Alltagsgüter und Dienstleistungen schneller steigen. Dies kann die Lebenshaltungskosten der Verbraucher:innen erhöhen und ihre Kaufkraft verringern, insbesondere dann, wenn die Löhne nicht im gleichen Tempo steigen.
Eine höhere Kerninflation gegenüber der allgemeinen Inflation signalisiert also zusammenfassend, dass die wirtschaftlichen Fundamentaldaten starke Preiserhöhungen erleben, die möglicherweise längerfristig und umfassender sind als vorübergehende Schwankungen bei Energie und Nahrungsmitteln.