„Das Runde muss ins Eckige“ und „Abseits ist, wenn der Schiri pfeift!“ – Fußballweisheiten wie diese kennt wohl jeder. Doch sie treffen nicht nur auf den regulären Fußball zu, wie er seit über 150 Jahren gespielt wird. Auch das virtuelle Fußballspielen mit den Spielen der FIFA-Reihe basiert auf den Regeln eines „richtigen“ Fußballspiels. Apropos Fußball: Seit Dezember 2018 ist auch Holstein Kiel im E-Sports Bereich aktiv. Die Förde Sparkasse ist von Anfang an als Partner von „Holstein eSPORTS“ mit dabei.
Die Virtual Bundesliga (VBL)
Die FIFA-Spielereihe gibt es bereits seit 1993. Sie hat sich im Laufe der Zeit zu einer festen Größe im gesamten E-Sport entwickelt. Seit 2000 fanden die Spiele Einzug in zahlreiche E-Sport-Meisterschaften – u.a. in die Virtual Bundesliga (VBL), die 2012 von der Deutschen Fußball Liga (DFL) und EA Sports eingeführt wurde. Seit der Saison 2018/19 besteht die VBL aus vier Teilen: VBL Open, VBL Club Championship, VBL Playoffs und VBL Grand Final.
Die VBL Club Championship startete erstmals im Januar 2019. Dabei treten 22 Clubs aus der 1. und 2. Bundesliga mit eigenen E-Sport Kadern an. Der Titel „VBL Club Champion“ wurde Mitte März vergeben (an Werder eSPORTS). Die Spieler der besten sechs Teams qualifizierten sich direkt für das VBL Grand Final, die Spieler der Plätze 7 bis 16 konnten in den VBL Playoffs noch um diesen Einzug kämpfen. Im VBL Grand Final wird der übergeordnete Titel „VBL Champion 2019“ als Deutscher Meistertitel unter den Einzelspielern ausgespielt.
Holstein Kiel und Holstein eSPORTS
Tim Jost (Leiter Sponsoring) und Jan-Eric Krajewski (Digital Manager) von Holstein Kiel haben uns im Interview alle offenen Fragen beantwortet.
Wie kam es zu der Idee, ein eigenes E-Sport-Team zu gründen?
Beim VBL Club Championship wird der sogenannte leveled-off Modus gespielt. „Das heißt, nur weil ein E-Sportler für Holstein Kiel antritt und einen Zweitliga-Innenverteidiger hat, hat er trotzdem die gleiche Stärke wie ein Spieler aus der ersten Bundesliga. So wurde eine Chancengleichheit geschaffen. Es kommt also wirklich auf Technik und auf Spielstärke an.“, so Tim Jost. Das Marketing Team von Holstein Kiel behält stets den digitalen Wandel und damit einhergehende Neuerungen am Markt im Auge, deshalb stand fest: „Wenn man jetzt schon dabei sein und die Lehren daraus ziehen kann, ohne extrem viel Geld zu investieren, dann sind wir dabei.“. Dies biete zudem den Vorteil, die Marke Holstein Kiel in einer sehr jungen Zielgruppe weiter zu stärken.
Wie wurde das Team zusammengestellt?
Drei der insgesamt fünf Spieler wurden im Dezember 2018 beim Digitale Woche Scouting Turnier entdeckt. Bennett Rohwedder, Nils Mohr und Yannik Ersahin sind die „Local Heroes“ von Holstein eSPORTS. Jan-Eric Krajewski bestätigt: „Bei den dreien war uns relativ schnell klar, dass sie nicht nur spielstark sind, sondern auch von der Persönlichkeit zu uns passen.“. Die beiden Hauptspieler Mario Pflumm („elast1Cooo“ von mousesports) und Burhan Yerli („BNY“ von Besiktas E-Sport) wurden über eine E-Sport-Agentur gescoutet.
Welche Anforderungen stellt ihr an eure E-Sportler?
E-Sportler zu sein, hat bei Holstein Kiel nicht den Status eines Nebenjobs, sondern eher den eines anspruchsvollen Hobbys. Als Auswahlkriterium zählte deshalb vor allem, dass die Spieler genug Zeit dafür aufbringen können, ohne dabei ihre schulischen Leistungen bzw. ihre Ausbildung, ihr Studium oder ihren Job zu vernachlässigen. „Und dann kommen dazu natürlich die ganzen klassischen Werte wie: Sie müssen ein gutes Auftreten nach Außen haben und sie sollen einen vernünftigen sozialen Umgang pflegen können. Sie repräsentieren uns als Verein, deshalb müssen sie zu Holstein Kiel passen“, ergänzt Jost. Auch untereinander verstehen sich die Spieler gut und trainieren zusammen – von Zuhause aus. Diese Einzelspiele werden dann im Nachgang analysiert und die E-Sportler erhalten ein Feedback von ihrem Coach. „Das ist wie bei einem normalen Fußballer auch: Man weist auf die Fehler hin und dann müssen die Spieler selber an sich arbeiten, um besser zu werden“, so Krajewski.
Holstein Kiel Fußballspieler und E-Sportler – gibt es da Gemeinsamkeiten?
Sowohl beim Fußball als auch beim E-Sport spielt ein sehr gutes Koordinationsgefühl eine wichtige Rolle. Bei den E-Sportlern ist es die Augen-Hand-Koordination, bei den Fußballspielern eher die Augen-Fuß-Koordination. Fest steht: Fußball ist physisch sehr anstrengend und erfordert Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft und Beweglichkeit. „Aber auch bei den E-Sportlern werden in einem Match die gleichen körperlichen Vorgänge ausgelöst: Der Puls geht hoch, Adrenalin schießt in den Körper“, sagt Krajewski. Denn genauso wie die Profi-Fußballer müssen die E-Sportler mit stressigen Situationen und großem Druck umgehen können und dabei hoch konzentriert bleiben. Zudem sind sie in den Medien präsent, geben Interviews, machen Presse-Fotos und werden häufig auch bei wichtigen Wettkämpfen live gefilmt.
Welche Ziele habt ihr für dieses Jahr?
Tim Jost sagt: „Wir wollen mit unseren Partnern noch verschiedene Events umsetzen, um E-Sport der breiten Masse in Schleswig-Holstein zugänglicher zu machen. Wir wollen aufklären, dass E-Sport für uns einfach nichts Böses ist: Wir wollen nicht, dass die Leute nur vor der Konsole sitzen, sondern sie sollen sich auch normal bewegen.“ Holstein Kiel möchte die Landespolitik dabei unterstützen, den E-Sport an die Menschen in Schleswig-Holstein heranzutragen. Zudem gilt es, eine möglichst gute Platzierung beim VBL Club Championship zu erreichen, um sich für die VBL Playoffs und bestenfalls für das VBL Grand Final qualifizieren zu können. Aber: „Andere Vereine haben uns da einiges voraus. Da müssen wir zusehen, dass wir auf ein Level kommen. Wir möchten gern die Strukturen bei Holstein Kiel soweit aufbauen, dass wir ordentlich in die neue Saison starten können“, so Krajewski.
Zur offiziellen Homepage der Virtual Bundesliga geht es hier.
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