Die Digitalisierung im privaten und beruflichen Alltag boomt: Homeoffice, Streaming, Cloud-Computing oder Automatisierung bekommen gerade massiven Rückenwind und erschließen sich neue Wachstumspotenziale. Sharing-Anbieter wie Uber, Flinkster oder AirBnB erleben angesichts der Abschottung ganzer Staaten, Regionen und Städte schwere Zeiten. Das liegt aber nicht grundsätzlich an der Idee des digitalen Teilens statt Besitzens. Dafür kann sich die abgeschottete Menschheit in diesen Tagen auf anderer Ebene sogar besonders begeistern: Filme streamen über Netflix oder Online-Games via X-box gewinnen so enorm an Zuspruch, dass die Anbieter zwischenzeitlich die Übertragungsraten senken mussten. Sonst wären die Datenserver kollabiert.
Corona treibt die Digitalisierung voran
Generell hat der Lockdown dem Megatrend zur digitalen Vernetzung fast aller Lebensbereiche noch einmal gewaltigen Schub verliehen: Millionen Berufstätige sind erstmals standardmäßig im Homeoffice und nutzen intensiv Cloud-Computing oder Video-Conferencing, Schüler bekommen digitalen Unterricht, Oma skypt mit den Enkeln, der Vater ordert den Laufdress im Online-Shop, Mutter chattet derweil mit der Anlageberaterin.
„Wer schon vor Corona gute Kundenbeziehungen auf digitalen Kanälen aufgebaut hat, kommt jetzt besser durch die Krise“
Bernd Köcher, Digital-Experte im Analysten-Tema der Deka
Der Corona-Boom für vernetzte Waren und Dienstleistungen führt dabei zu einer rapide steigenden Datenkommunikation: Am größten Internetknotenpunkt der Welt in Frankfurt ist so vor wenigen Tagen die digitale Schallmauer mit einem Datendurchsatz von mehr als 9 Terabit pro Sekunde durchbrochen worden. Das entspricht einem fast 150 Kilometer langen Regal mit prall gefüllten Aktenordnern.
„Alle Unternehmen haben spätestens in der Krise erkannt, wie wichtig die digitale Transformation ist“, sagt der Experte für Digitalisierung und Fachautor Holger Schmidt. In diesem Veränderungsprozess geht es schließlich letzten Endes um Umsatz, Gewinn und einen guten Aktienkurs. Weil in der Krise viele stationäre Händler ihre Ladentüren geschlossen halten mussten, haben Onlinehändler wie Amazon profitiert. Der Kurs des Papiers liegt derzeit mehr als 20 Prozent über dem zu Jahresanfang.
„Aber auch, wer als klassischer Anbieter schon vor Corona gute Kundenbeziehungen auf digitalen Kanälen aufgebaut hat, kommt jetzt besser durch die Krise”, sagt Bernd Köcher. Der Digital-Experte der Deka nennt als Beispiel den Textilriesen Inditex. Dessen Marken Zara, Mango oder Massimo Dutti sind schon lange sehr gut digital vernetzt. Daher können sie je nach Abverkauf tagesaktuell Ware ordern, produzieren oder näher an den möglichen Kunden bringen. Und dieser Kunde weiß auch, wo er Zara und Co. im Web findet, wenn die Läden geschlossen sind. Er vertraut dem Online-Shop – und kauft. Kleinere Anbieter haben sich gute Handels-Software von der Stange zugelegt. „Die Kunden des e-Commerce-Anbieters shopify konnten zum Beispiel so im Schnitt fast 90 Prozent ihrer Umsatzeinbrüche aus dem stationären Handel über das Online-Geschäft kompensieren”, so Köcher.
Und es hat Zoom gemacht
Anfang März erst hat Köcher den Video-Conferencing-Anbieter Zoom in San Francisco besucht – und konnte von guten Geschäften hören. Im Dezember nutzten beachtliche zehn Millionen Menschen täglich die Möglichkeit, über die Plattform virtuell zu kommunizieren. Präsentationen oder Dokumente des jeweils anderen anschauen, diskutieren und zu chatten. Eigentlich wollte Köcher noch viele weitere Firmen im Silicon Valley besuchen, um für Fonds wie den Deka-Industrie 4.0 zu recherchieren. Doch dann kam der Shutdown und der Fondsmanager hat es gerade noch nach Hause geschafft. Jetzt lebt auch er noch ein Stück digitaler – im heimischen Arbeitszimmer, mit „zwei Bildschirmen, Citrix-Anbindung ans Deka-Netz und Bloomberg-Terminal, Tablet, Smartphone und Video-Conferencing”.
Und Zoom? Die haben inzwischen mehr als 300 Millionen Nutzer am Tag: von Business-Meetings über Kaffeekränzchen, Berater-Schulungen oder Universitäts-Seminaren bis zu Gottesdiensten. Sicher werden viele Menschen froh sein, wenn sie dem Pfarrer in der Kirche wieder real in die Augen sehen können. Aber die Erfahrung von Corona hat viele mit den positiven Aspekten der Digitalisierung erstmals in Berührung gebracht. Die jetzige Zeit macht auch immer mehr Ältere für digitale Dienste wie Zoom, Webex oder Skype empfänglich.
In den USA und Großbritannien sind laut der aktuellen Untersuchung „Corona-Research-Report” des Marktforschers Globalwebindex inzwischen auch die 57- bis 64-Jährigen wesentlich online-affiner geworden: 21 Prozent der Älteren sehen jetzt erstmals oder mehr als noch vor Corona Online-Filme, 12 Prozent mehr streamen Musik, 15 Prozent sind inzwischen auf Internet-Zeitungen umgeschwenkt. Bei den Jüngeren sind diese Zuwächse sogar noch viel höher.
Corona-Gewinner in puncto Digitalisierung
In Deutschland hat Experte Köcher auch einen klaren Schub bei Online-Apotheken beobachtet. Millionen Kunden haben im Lockdown erstmals online Medizin, Desinfektionsspray oder Mundschutz ins Haus bestellt. „So eine Krise ist ein digitaler Türöffner; wer einmal online bestellt hat, verliert die Zurückhaltung.” Aus dieser Welle der Erstbesteller werden viele beim digitalen Kanal bleiben. „Das bringt das Geschäft mehrere Jahre nach vorn”, sagt Köcher.
Telemedizin im Trend
Ähnliches gelte für den Online-Lebensmittelhandel oder Telemedizin. „Die Corona-Krise treibt neue Kunden ins Internet. In manchen Branchen steigt die Nachfrage über digitale Kanäle bis zu 300 Prozent“, hat auch Sebastian Schoemann, Partner und Digitalexperte bei der Managementberatung Kearney, in einer Studie analysiert. Vorbild ist dabei China. Dort haben Millionen Menschen schon 2003 während der Sars-Epidemie Erfahrungen mit einem Lockdown und dem Zwang zu digitalen Alternativen gemacht. Daher sind viele digitale Dienste oder auch Zahlungssysteme dort bereits viel verbreiteter als in Europa. Kein Wunder, dass der Aktienkurs von Telemedizin-Anbieter Alibaba Health seit Oktober weltweit knapp 120 Prozent dazu gewonnen hat. Auch für den Konkurrenten Ping An ging es immerhin um rund 90 Prozent voran.
Von diesen Zuwächsen profitieren natürlich auch Hersteller von Computerchips, Servern oder Datenkabeln. Denn auch die Beziehungen zwischen Unternehmen oder in den Unternehmen selbst werden immer digitaler. Köcher rechnet zwar nicht damit, dass nach dem Ende des Lockdowns immer noch 85 Prozent des Deka-Analysten-Teams aus dem Homeoffice arbeiten – aber ein größerer Teil als vor Corona wird es wohl auf jeden Fall sein.
Kollege Roboter ist gefragt
Was für Büroarbeit gilt, ist mit Einschränkungen auch im produzierenden Gewerbe möglich. Die digital vernetzte und hochautomatisierte Fabrik erfährt so gleichfalls einen Schub. Zum Beispiel durch den verstärkten Einsatz intelligenter Roboter. Denn die helfen den Menschen dabei, Abstand voneinander zu wahren, wenn es darum geht, die Produktion aufrecht zu erhalten oder eben wieder hochzufahren.
Die Erfahrungen mit unterbrochenen Lieferketten aus den Niedriglohnländern lassen gerade viele Unternehmen in diese Richtung umdenken. Automatisierungstools können aber in beinahe jedem Beruf eingesetzt werden: von Anwendungen in Büros über smarte Roboter in Fabriken bis hin zu autonomen Fahrzeugen. Auch im Bereich der Pflege und Krankenversorgung ist die Digitalisierung auf dem Vormarsch. Die automatisierten Helfer kommen auch hier immer stärker zum Einsatz. Die Notwendigkeit zur sozialen Distanzierung beschleunigt diese Entwicklung noch. Gute Aussichten für Maschinenbauer. Aus China bekommen sie schon wieder vermehrt neue Aufträge, wie Bernd Köcher beobachtet.
Das neue Öl sprudelt
Entgegen mancher Unkenrufe haben die Festnetze der Welt den Datenansturm bisher gut bewältigt. Aber nun zeigt sich, dass die Funknetze noch besser werden müssen. Auch, weil das Internet der Dinge mit Milliarden vernetzter Geräte, Maschinen und Verkehrsmittel jetzt erst den ganz großen Schwung aufnimmt. Der Ausbau des schnellen 5G-Mobilfunknetzes und dazu passender leistungsfähiger Cloud-Services wird darum global gesehen kräftiger vorangetrieben. China hat inzwischen 50 Städte mit 5G versorgt. Außerdem man gerade das Ausbautempo „und liegt gemeinsam mit Südkorea, Japan und den USA an der Weltspitze“, so Experte Schmidt. Allein Alibaba investiert in den kommenden drei Jahren 28 Milliarden Dollar in Cloud-Infrastruktur.
Kapitalstarke Unternehmen investieren jetzt antizyklisch in ihre Digitalisierung. Konzerne wie Microsoft, Alphabet oder Apple haben Cash-Reserven von 100 Milliarden Dollar oder mehr. Es geht schließlich um Startvorteile in der Welt nach Corona. Dann werden sicher auch die Sharing-Economy oder Apps für die neue Mobilität wieder durchstarten – zumindest die kapitalkräftigsten und innovativsten Anbieter. So gesehen kann es ein kluger Schachzug sein, dass zwei Risikokapitalgeber gerade 1,2 Milliarden Dollar in das schwer Corona-gebeutelte Online-Reiseportal Expedia investiert haben. Der nächste Urlaub oder Business-Trip kommt schließlich bestimmt – und gebucht wird auch dann immer öfter digital.
Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Deka Investmentfonds sind die jeweiligen wesentlichen Anlegerinformationen, Verkaufsprospekte und Berichte, die in deutscher Sprache bei den Sparkassen oder der DekaBank Deutsche Girozentrale, 60625 Frankfurt und unter www.deka.de erhältlich sind.
Quelle: fondsmagazin.de