Die ersten Börsenexperten sprachen schon vom großen Crash an den Aktienmärkten als am vergangenen Montag ein Zusammentreffen diverser Faktoren die größten Leitindizes in die Knie zwang. Inzwischen haben sich die Kurse teilweise schon wieder erholt, ohne dabei ihre Bestmarken erreichen zu können. Doch was war eigentlich geschehen und wie geht es weiter?
Hauptfaktor für den Kursrutsch dürften die aufkommenden Rezessionsängste in den USA gewesen sein. Die enttäuschenden US-Daten zum Einkaufsmanagerindex ISM und zum Arbeitsmarkt befeuerten die konjunkturellen Sorgen in den USA. Betroffen waren vor allem die großen US-Technologie- und Plattformunternehmen, die in den vergangenen Jahren mit dem KI-Boom maßgeblich für die herausragend positive Wertentwicklung verantwortlich waren. Die generelle Verunsicherung führte zu Gewinnmitnahmen. Durch die Auflösung sogenannter Carry Trades durch japanische Investoren verlor der japanische Nikkei Index zudem bis zu 12 Prozent. Bei Carry Trades nehmen Anleger:innen einen Kredit in einer niedrig verzinsten Fremdwährung auf, um dieses Geld in Vermögenswerte mit einem höheren Zinsniveau zu investieren. Und wäre dies nicht alles schon genug gewesen, belastete die jüngste Zuspitzung im Nahostkonflikt – in Folge der Tötung des Hamas-Führers Hanija in Teheran, die Stimmung an den Börsen.
Die Korrektur kam nicht überraschend
An den Aktienmärkten kam die Korrektur nicht überraschend, wohl aber ihre Heftigkeit. Die extreme Konzentration auf wenige Titel (in der Spitze 30 % des S&P 500 in den größten sechs Werten) war Ausdruck einer Überspekulation, unterfüttert durch eine enorme Erwartungshaltung an die Zahlenwerke und Ausblicke der KI-Lokomotiven.
Wie geht es nun weiter?
Schon am Dienstag, den 06. August, beruhigten und erholten sich die Märkte. Nach den teilweise extremen Ausschlägen am Montag kehrte zumindest eine gewisse Konsolidierung ein. Der am stärksten gebeutelte japanische Aktienmarkt legte wieder um 10 % zu. Nach panikartigen Verkäufen scheint eine gewisse Rationalität Einzug zu halten. Die grundlegenden Belastungsfaktoren einer sich abschwächenden US-Konjunktur sowie die Risiken in Nahost bleiben jedoch erhalten.
Eine schnelle Wende nach oben ist angesichts des angeknacksten Vertrauens wenig wahrscheinlich. Unser Analysepartner LBBW erwartet aktuell eine „fragile Stabilisierung“ an den Märkten. Erfahrungsgemäß dauert es vom Hoch zum Zwischentief häufig zwei bis drei Monate. Der Zeithorizont wäre damit September. Ein Wendesignal für die Börsen könnte dann eine Zinssenkung durch die us-amerkanische Federal Reserve Bank (Fed) sein. Der nächste Aufschwung sollte dann deutlich breiter ausfallen.
Kein Änderungsbedarf bei diversifizierten Porfolios
„In den kommenden Wochen könnte es durchaus noch zu stärkeren Kursbewegungen kommen, schreibt der Deka-Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater in seinem aktuellen Analyse-Papier. Die anstehenden Leitzinssenkungen der US-amerikanischen Notenbanken werden zu einer Entspannung an den Börsen beitragen. „Unserer Einschätzung nach handelt es sich somit um eine klassische Stimmungskorrektur, aber keine grundsätzliche Trendwende“, so Kater. Die jetzige Marktphase könnte daher gut für den schrittweisen Aufbau von Aktienpositionen genutzt werden. Insbesondere für breit aufgestellte, langfristig orientierte Anlageportfolios sieht der Deka-Volkswirt aus der aktuellen Situation heraus keinen grundlegenden Änderungsbedarf.