Trinkgeld: Wie viel ist richtig?

7

Italien, USA, Skandinavien – im Moment sind viele Menschen aus der Region im Sommer-Urlaub oder stehen kurz davor. Dabei stellt sich immer wieder die Frage: Wie viel Trinkgeld gebe ich denn überhaupt?

Andere Länder, andere Sitten

Die Höhe des Trinkgelds hängt von den lokalen Gepflogenheiten ab. Fast jeder hat sich schon einmal gefragt: Wie viel Trinkgeld muss ich im Restaurant geben? Sollte ich nach der Taxifahrt aufrunden? Bekommt der oder die Kofferträger:in auch etwas – wenn ja: wie viel? Kann der Obolus gar als Beleidigung aufgefasst werden? Und was, wenn das Essen nicht schmeckt und der oder die Kellner:in unhöflich ist? Eine einheitliche Antwort gibt es nicht. Die Trinkgeldkultur ist von Nation zu Nation unterschiedlich. Während in vielen Ländern das finanzielle Dankeschön zum guten Ton gehört, gilt guter Service anderenorts als Selbstverständlichkeit. Wer sich sicher sein will, bereitet sich vor der Reise mit den folgenden Trinkgeld-Regeln vor:

  1. Mit der guten alten „Zehn-Prozent-Regel“ sind Sie in Restaurants tendenziell auf der sicheren Seite.
  2. Schlechter Service und schlechtes Essen müssen nicht honoriert werden. Ein unzufriedener Gast kann seine Kritik über das Trinkgeld höflich erklären.
  3. Zahlen Sie mit Kreditkarte, sollten Sie das Trinkgeld in bar zur Rechnung dazu legen. So geht das Geld komplett an die Servicekraft.
  4. In den meisten Ländern gilt es als unhöflich, das Trinkgeld auf dem Tisch liegenzulassen. Ein persönliches „Dankeschön“ sollten Sie auch persönlich übergeben.
  5. Im Taxi wird in der Regel aufgerundet.

Trinkgeld in verschiedenen Ländern

Australien
Trinkgelder werden nicht erwartet, sind aber willkommen. Runden Sie einfach auf!

Arabischer Raum
Dem oder der Kellner:in sollten Sie mehr als zehn Prozent der Rechnung geben. Auch beim Friseur wird hier ein „Bakschisch“ erwartet. Ein:e touristische:r Busfahrer:in erhält in Ägypten umgerechnet etwa ein bis drei Euro Trinkgeld pro Tag und Person.

China
Trinkgelder sind eher unüblich – außer in Touristenzentren.

Großbritannien
Die Insel ist teuer. Das schlägt sich auch aufs Trinkgeld nieder. In Restaurants werden eher 15 Prozent erwartet. Der oder die Kofferträger:in sollte ein Pfund bekommen. Im Taxi genügt es, den Betrag aufzurunden.

Italien
In Italien ist Trinkgeld nicht obligatorisch, da in vielen Restaurants der Service bereits in der Rechnung enthalten ist. Üblicherweise rundet man in Cafés, Bars und Taxis den Betrag auf oder lässt das Wechselgeld liegen. Bei Hotels und anderen Dienstleistungen sind kleine Beträge als Anerkennung für guten Service angemessen.

Japan
In Japan können Sie mit Trinkgeld den oder die einheimischen Gastronom:innen ungewollt beleidigen. Japaner:innen haben eine starke Arbeitsethik und betrachten guten Service als eine selbstverständliche Verpflichtung. Das Anbieten von Trinkgeld könnte als eine Art Bestechung oder als Versuch gesehen werden, jemanden zu bevorzugen.

Mittelmeer
In den meisten Mittelmeerländern macht der Urlauber im Restaurant mit rund zehn Prozent Trinkgeld nichts falsch. Im Taxi runden Sie den Betrag einfach auf. Wer nichts zusätzlich gibt, könnte als geizig gelten.

Frankreich
Wenn der oder die Kellner:in trotz Trinkgeldansage das volle Rückgeld bringt, bedeutet das nicht, dass er das Geld nicht will. Lassen Sie den Zuschlag einfach auf dem Tisch zurück.

Skandinavien
Die Nordeuropäer:innen sind bescheiden. Selbst das kleinste Trinkgeld ist ein Zeichen für zufriedene Gäste. Aber niemand erwartet dieses finanzielle Dankeschön. Würden Sie gern Ihre Anerkennung ausdrücken, sagen Sie einfach „Tack“, also Danke. Für alles. So oft wie möglich.

USA
Wer es sich in Amerika mit dem oder der Kellner:in nicht verscherzen will, sollte nie ein Restaurant verlassen, ohne ein Trinkgeld von 20 Prozent zu hinterlassen. Der Grund: Die Gehälter sind sehr niedrig und der Tip wird mit eingeplant. Auch der oder die Taxifahrer:in geht nicht leer aus: mit 15 Prozent der Fahrtkosten kann ein Ausflug schon mal teuer werden. Der oder die Kofferträger:in freut sich über einen Dollar.

7 Kommentare

  1. Die Schreibart z.B „Ein oder eine touristische:r Busfahrer:in…“ finde ich sehr anstrengend – sie steht dem Lesefluss im Weg!

  2. Ich stimme Herrn Schulte 100%ig zu. Warum wird diese schlechte Angewohnheit mit :in auch bei der Fördekasse praktiziert. Ich bin im Text beim Lesen ständig „gestolpert“ – nur wegen diser politischen Masche.
    Wenn der Service in der Holtenauer Str. nicht so gut wäre, würde ich mein Konto auflösen.
    Man muß als normaler Mensch solchen politischen, rot-grünen Quatsch nicht mitmachen und unterstützen.
    Sprache wächst nicht per Anordnung, sondern im praktischen Leben!

    • Naja, gendern ist nicht nur rotgrün. Ich bin auch nicht mit allen Varianten einverstanden, aber ich verstehe die Absicht dahinter. Gewohnheit muss nicht heißen, dass man (!) wie bisher weitermacht! Das ist nämlich auch eine Ideologie, wohlgemerkt! Ich persönlich bevorzuge die sicherlich umständliche Variante „Busfahrer oder Busfahrerin“. Sprache entwicktelt sich und kann nicht unbegrenzt geformt werden, aber kann beeinflusst werden. Und entwickelt sich dann im praktischen Leben.

  3. In Japan ist es tatsächlich nicht verpönt oder unüblich Trinkgeld zu geben. Dazu gibt es ein interessantes Video von Hirofumi Yamada (einfachjapanisch) auf YT oder IG. 🙂

  4. Das Gendern geht hier auch an der Wirklichkeit vorbei. Schon in Deutschland gibt es kaum Frauen in solchen Männerberufen, in Ägypten mit Sicherheit erst recht nicht.
    Aber ich bin ja schon froh, wenn ich von einer Firma nicht geduzt werde. Zumindest das mutet die Förde-Sparkasse ihren Kunden bisher nicht zu.

KOMMENTAR SCHREIBEN (Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.)

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein