Korrektur mit Ansage
Es kam dann doch schneller als es ohnehin erwartet worden war. Ausgehend von den USA verzeichneten die globalen Aktienmärkte zuletzt deutliche Rückgänge. Der S&P 500-Index brach im Tagesverlauf des 5. Februar um über 4 % ein und steht damit jetzt auch seit Jahresanfang im Minus. In Asien setzte sich am 6. Februar die Verkaufswelle fort, und auch die europäischen Märkte, die bereits am 5. Februar unter Verkaufsdruck gestanden hatten, verzeichnen am 6. Februar erneut spürbare Abschläge. Mit dem Kurssturz geht ein sprunghafter Anstieg der Nervosität der Marktteilnehmer einher. Überraschend kommt dieser nicht. Denn nach der ungewöhnlich schwankungsarmen Marktentwicklung der vergangenen Monate war es nur eine Frage der Zeit, dass eine stärkere Nervosität an die Märkte zurückkehrt. Daran dürfte sich so schnell nichts ändern. In den kommenden Wochen muss zunächst weiter mit stärkeren Kursschwankungen gerechnet werden, die dann aber wieder moderater werden und den Weg für eine Konsolidierung der Aktienkurse frei machen.
Kein konkreter Anlass – viele Ursachen
Der Kurseinbruch hatte keinen konkreten Anlass. Die neuen Höchstkurse, die der US-Aktienmarkt seit Anfang des Jahres hervorgebracht hatte, waren noch im Zusammenhang mit der US-Steuerreform und der daraus resultierenden Konjunkturstimulierung zusehen. Doch bereits diese Kurse standen unter dem Damoklesschwert der steigenden Zinsen: Mit dem Fortschreiten des konjunkturellen Booms kommt inzwischen die Lohnentwicklung ins Rollen. Das schürt Ängste vor weiteren kräftigen Leitzinsanhebungen durch die US-Notenbank Fed. Dies wäre für Konjunktur und Aktienmärkte keine günstige Perspektive, denn stärkere Zinsanstiege können leicht den Aufschwung abbremsen bzw. sogar zu einem Abschwung führen. Dazu kommen mehr und mehr Zweifel am langfristigen Erfolg der derzeitigen US-Wirtschaftspolitik. Die jüngste US-Steuerreform ist neben der Stärkung des Standortes USA auch ein Aufruf zum weltweiten Steuerwettbewerb und eine Absage an eine wirtschaftliche Kooperation der Volkswirtschaften. In die gleiche Richtung gehen die Regierungsäußerungen zum Außenwert des US-Dollar, die vor allem in Europa als möglicher Auftakt eines Währungskrieges gesehen wurden. Dies vermiest die Stimmung, was die langfristige weltwirtschaftliche Entwicklung angeht.
Längst überfällige Korrektur, aber kein Beginn des Bärenmarktes
Eine Korrektur der langen Aufschwungbewegung war überfällig. Nachdem wir im letzten Jahr noch kurzfristige Spielräume nach oben gesehen hatten, war unser Ausblick auf 2018 gemischt. Mit einer Korrektur war zu rechnen, ohne dass wir hieraus einen Bärenmarkt mit dauerhaft sinkenden Kursen abgeleitet hätten. Bei dieser Einschätzung bleiben wir. Sowohl die konjunkturellen als auch die unternehmerischen Rahmenbedingungen sind intakt. Der für die Märkte so wichtige fundamentale Ankerpunkt ist durch die Kurskorrektur nicht ins Rutschen geraten. Dies spricht dafür, dass sich am Markt recht bald ein Boden ausbilden kann und Käufer wieder zurück an den Markt gelockt werden. Allerdings, und das zeigt die derzeitige Marktbewegung auch, nehmen die Unwägbarkeiten mit Blick auf das sich verändernde geldpolitische Umfeld und die Möglichkeit einer zumindest leichten Belebung der Inflation zu, was im gesamten Jahresverlauf 2018 zu erhöhten Schwankungen an den Märkten führen dürfte.