Restrukturierung als Chance in der Krise – 5 wichtige Schritte

0

Die vergangenen Jahre zwangen viele Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle zu hinterfragen und harte Einschnitte vorzunehmen. Doch eine solche Restrukturierung birgt die Chance, gestärkt aus Krisen hervorzugehen und sich den ändernden Marktbedingungen anzupassen. Worauf es dabei ankommt.

Die deutsche Wirtschaft steht im Jahr 2025 vor vielfältigen Herausforderungen: Geopolitische Spannungen, weiterhin erhöhte Energiepreise, anhaltender Fachkräftemangel, Handelskonflikte sowie hohe Finanzierungskosten belasten Unternehmen zunehmend. Laut dem Jahreswirtschaftsbericht 2025 gehören zu den strukturellen Herausforderungen insbesondere die Dekarbonisierung, der demografische Wandel und eine hohe Bürokratiebelastung.

Was ist eine Restrukturierung?

Ist ein Unternehmen in seiner Existenz bedroht, soll ein grundlegender Richtungswechsel im Hinblick auf Arbeitsweise, Struktur und/oder Marktausrichtung das Unternehmen vor der Insolvenz retten und wieder auf Wachstumskurs bringen. Dieser Prozess wird als Re- oder Umstrukturierung bezeichnet; auch Sanierung oder Turnaround sind häufig verwendete Begriffe in diesem Kontext.

Höchststand bei Firmeninsolvenzen seit 20 Jahren

Diese Faktoren führen unter anderem zu einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen. Im ersten Quartal 2025 wurden laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) insgesamt 4.237 Insolvenzen registriert, ein Plus von 18,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im vergangenen Jahr hat die deutsche Wirtschaft insgesamt fast 200.000 Unternehmen verloren.

In diesem anspruchsvollen Umfeld gewinnen frühzeitige Restrukturierungsmaßnahmen an Bedeutung. Unternehmen, die hier proaktiv handeln, sichern ihre Wettbewerbsfähigkeit und können gestärkt aus Krisen hervorgehen.

Gefragt wie nie: die Anpassungsfähigkeit des Mittelstands

Doch der deutsche Mittelstand ist widerstandsfähig. Kleine und mittelständische Betriebe können schneller auf veränderte Bedingungen reagieren als Großkonzerne, sich rascher an neue Gegebenheiten anpassen. Und genau diese Anpassungsfähigkeit ist jetzt mehr gefragt denn je. Das alte Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr? Dann muss ein neues her! Eine Restrukturierung kann für Unternehmen der Ausweg aus der Krise sein.

Einen Betrieb umzustrukturieren kann bedeuten, sich von Geschäftsbereichen zu verabschieden, die nicht mehr zukunftsfähig sind. Gänzlich neue Produkte oder Dienstleistungen ins Portfolio zu nehmen. Aufgaben auszulagern oder – das genaue Gegenteil – zentrale Fertigungsschritte wieder in die Organisation zurückzuholen. Ziel ist eine nachhaltige Verbesserung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses. Welche Strategie die richtige ist, das ist sehr individuell.

Lassen Sie sich von Fachleuten beraten

Eine Restrukturierung sollte von Expert:innen begleitet werden. Der Blick von außen hilft dabei, alle Faktoren unvoreingenommen zu durchleuchten und in ganz neue Richtungen zu denken. Möglich ist eine punktuelle Unterstützung ebenso wie die Begleitung des gesamten Prozesses. Auch die Einbindung externer Fachleute ins operative Geschäft, etwa als Interimsmanager:in, kann eine Lösung sein.

Bestimmte Phasen sind in jedem Restrukturierungsprozess nötig, damit er erfolgreich sein kann.

Die fünf wichtigsten Schritte im Überblick:

1Gründliche Analyse

Auch wenn die Zeit in der Krise knapp zu sein scheint, muss die aktuelle Lage zunächst gründlich analysiert werden – interne Faktoren ebenso wie externe Faktoren. Fragen, auf die Sie Antworten finden sollten:

Wie ändern sich die Bedürfnisse meiner Kund:innen?

Welche Erwartungen stellen die Kund:innen an Produkte und Dienstleistungen? Wo suchen sie danach? Wie konsumieren sie diese?

Die Bedürfnisse von Verbraucher:innen und der Geschäftskundschaft haben sich in den vergangenen Jahren verändert. Waren werden immer häufiger online gekauft, Kund:innen per Chatbot, Avatar oder Telefon beraten – die Vielfalt der digitalen Kanäle und Tools für die Kommunikation der Unternehmen mit ihrer Kundschaft wächst rasant. Das Smartphone bleibt das wichtigste Kommunikationsgerät. 

Stellen Sie die Kund:innen in den Mittelpunkt Ihrer Analyse. Marktforschung schafft die Grundlage dafür. Mit Methoden wie Design Thinking können Sie die Zielgruppen direkt in den Entwicklungsprozess für neue Produkte oder Geschäftsmodelle einbeziehen.

Wie verhalten sich die Wettbewerber?

Wie stellt sich die Konkurrenz auf die veränderten Kundenbedürfnisse ein? Welche neuen Wettbewerber drängen in den Markt? Welche Kooperationen bieten sich an?

Der Markt sortiert sich neu. Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen – auch aus anderen Branchen – nutzen die Schwächen von Wettbewerbern, um ihre Marktposition auszubauen. Hier gilt es genau zu schauen, wie das eigene Unternehmen im Markt- und Wettbewerbsvergleich dasteht und wo es Handlungsspielraum gibt.

Was sind die Zukunftsthemen?

Die Bedeutung der Digitalisierung ist uns spätestens seit Corona eindrücklich vor Augen geführt worden. Wer eine Neuausrichtung plant, muss die Chancen, die sich durch digitale Prozesse und Produkte sowie künstliche Intelligenz ergeben, unbedingt mitdenken.

Eine weitere Zukunftsfrage ist die nach grünen Technologien und nachhaltigen Produkten. Die Klimakrise wird die Weltwirtschaft möglicherweise noch stärker herausfordern als es die Corona-Pandemie tat. Eine Restrukturierung kann nur dann langfristig von Erfolg gekrönt sein, wenn sie ökonomisch und ökologisch nachhaltig ist.

Wie ist mein Unternehmen aufgestellt?

Produzierende Unternehmen und Handelsbetriebe sind auf gut funktionierende Lieferketten angewiesen. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat die Verletzlichkeit der globalen, arbeitsteiligen Wirtschaft deutlich gemacht. Insbesondere die stark vernetzten Produktions- und Lieferketten erwiesen sich als anfällig für externe Schocks, was zu erheblichen wirtschaftlichen Verwerfungen führte. Ergeben sich Engpässe oder fallen Lieferanten dauerhaft aus, braucht es eine schonungslose Bestandsaufnahme: Lässt sich die Supply Chain wiederaufbauen oder muss völlig neu gedacht werden.

Gleiches gilt für die internen Arbeits- und Produktionsprozesse des Unternehmens: Wo knirscht es? Welche Bereiche oder Elemente sind nicht mehr wettbewerbsfähig? Was funktioniert einwandfrei und sollte unbedingt erhalten bleiben? Welches Know-how haben die Mitarbeiter:innen und wo benötigen sie neue Fertigkeiten?

2Entscheidung treffen

Ausgehend von der Ist-Analyse lassen sich Handlungsoptionen ableiten, etwa im Hinblick auf ein neues Geschäftsmodell, eine Änderung der Marktausrichtung oder das Outsourcing von Bereichen. Auch bei der Ausarbeitung der Optionen können sich Betriebe von externen Fachleuten unterstützen lassen. Die Entscheidung für oder gegen harte Einschnitte muss aber letztendlich der Unternehmer oder die Unternehmerin selbst fällen. Hier braucht es Mut zur Veränderung.

Dann geht es an die Detailplanung: In welchem Zeitraum sollen welche Maßnahmen umgesetzt werden? Mit welchem Ergebnis? Und wer ist dafür verantwortlich? Neben langfristig wirksamen Maßnahmen braucht es Maßnahmen mit schnell spürbarer Wirkung auf den Cashflow.

3Finanzierung klären

Priorität bei der finanziellen Restrukturierung hat die Sicherung der Liquidität für den laufenden Geschäftsbetrieb. Darüber hinaus müssen finanzielle Spielräume für die operative Restrukturierung des Betriebs geschaffen werden. Besprechen Sie gemeinsam mit Ihrer Sparkasse oder Bank, wie sich Ihre Pläne finanzieren lassen. Grundlage dafür ist ein tragfähiges Sanierungskonzept.

Reichen die finanziellen Mittel nicht aus, um die Kosten einer notwendigen Restrukturierung zu decken, so kann die Restrukturierung im Rahmen des Insolvenzrechts umgesetzt werden, etwa durch eine Eigenverwaltung mittels Insolvenzplan. Dafür müssen jedoch die entsprechenden Maßnahmen frühzeitig eingeleitet werden.

4Beschäftigte einbeziehen

Restrukturierungen gehen häufig mit Entlassungen einher. Auch wenn das nicht zwangsläufig so sein muss, werden sich sicher bestimmte Prozesse und Zuständigkeiten ändern. Das führt zu Verunsicherung in der Belegschaft – nicht nur bei den Mitarbeiter:innen, die das Unternehmen vielleicht verlassen müssen, sondern auch bei denen, die in der Organisation bleiben.

Sie sollten Ihren Beschäftigten offen und transparent erklären, was die Hintergründe der geplanten Maßnahmen sind und welche Ziele das Unternehmen mit der Restrukturierung verfolgt. Ausnahmesituationen führen dazu, dass Mitarbeiter:innen ebenso wie andere Stakeholder um die Ernsthaftigkeit der Situation wissen und sehen, dass ein „Weiter so“ nicht funktioniert. 

5Umsetzung überwachen

Eine Restrukturierung ist ein dynamischer Prozess, in dessen Verlauf Sie sich immer wieder auf Veränderungen einstellen müssen. Deshalb sollten Sie die eingeleiteten Maßnahmen und die Auswirkungen engmaschig überwachen, um schnell erkennen zu können, wenn etwas nicht funktioniert wie erwartet. In diesem Fall müssen Sie den Maßnahmenplan anpassen.

KOMMENTAR SCHREIBEN (Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.)

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein