Die Bundesregierung arbeitet derzeit an einem Rentenreformpaket, das den Einstieg in die Altersvorsorge grundlegend verändern soll. Kernstück ist die sogenannte Frühstartrente, die laut dem Koalitionsvertrag als „neue Generationenrente“ angekündigt wurde. Geplant ist, dass der Staat für jedes Kind zwischen 6 und 18 Jahren monatlich 10 Euro in ein individuelles Altersvorsorgedepot einzahlt. Starten soll das Modell – vorbehaltlich Haushalt und Gesetzgebung – rückwirkend für 2026 zunächst mit dem Jahrgang 2020.
Das Geld wird bis zum gesetzlichen Rentenalter – aktuell 67 Jahre – angelegt, ein vorzeitiger Zugriff ist nicht möglich. Insgesamt kämen so maximal 1.440 Euro staatliche Einzahlungen pro Kind zusammen, die über Jahrzehnte am Kapitalmarkt arbeiten sollen.
Sechs verlorene Jahre
So sympathisch die Idee klingt: Sie kommt zu spät, ist zu klein gedacht und zu schwach finanziert. Nach jetzigem Stand sollen die staatlichen Einzahlungen bei rund 1.440 Euro pro Kind über die gesamte Laufzeit liegen – also ein symbolischer Startbetrag, nicht mehr. Selbst bei einer angenommenen Kapitalmarktrenditen von 6 Prozent jährlich würde das Endvermögen kaum reichen, um den Lebensstandard im Alter spürbar zu erhöhen. Selbst bei einer sehr langen Anlagezeit ergäbe das bestenfalls eine Zusatzrente von circa 100 Euro im Monat. Und dabei ist der Kaufkraftverlust durch Inflation gar nicht berücksichtigt.
Wer sich mit Vermögensaufbau beschäftigt, weiß, dass Zins und Zeit ein Kraftduo sind. Je früher das Kapital arbeitet, desto stärker greift der Zinseszinseffekt. Aber wenn die staatliche Förderung erst zum 18. Geburtstag oder im Berufsleben merklich wirkt, ist das wichtigste Zeitfenster längst verstrichen. Warum also nicht von Geburt an investieren? Genau hier liegt einer der zentralen Kritikpunkte: Die Frühstartrente setzt 6 Jahre zu spät an. Wenn der Staat den Kapitalmarktzugang wirklich demokratisieren wollte, müsste jedes Kind bereits ab dem ersten Lebenstag in den Genuss eines Anlagekontos kommen. Denn ein Kind, für das ab der Geburt monatlich nur 25 oder 50 Euro angelegt werden, profitiert in 65 Jahren von einem vielfach höheren Zinseszinseffekt als jemand, dessen Vorsorge erst später beginnt. Die Verzögerung zeigt, dass politische Symbolik oft Vorrang vor finanzmathematischer Logik hat. Während die Politik mit Gerechtigkeit argumentiert, verschenkt sie Renditezeit – das ist in der Welt der Kapitalmärkte ein Kardinalfehler.
Zu wenig Geld, zu viele Hoffnungen
Der zweite Schwachpunkt ist die Finanzierung. Die Frühstartrente soll aus Bundesmitteln gespeist werden – geplant sind laut Koalitionsvertrag weniger als 10 Milliarden Euro jährlich. Selbst bei beständigem Zufluss über Jahrzehnte ist das in Relation zur demografischen Lücke zu wenig: Allein die Rentenversicherung gibt heute jedes Jahr über 370 Milliarden Euro aus. Das bedeutet: Schon rein rechnerisch kann die Frühstartrente nur einen verschwindend kleinen Beitrag zur Altersarmutsbekämpfung leisten. Sie entlastet den Bundeshaushalt kaum und wird die Rentenquote nicht spürbar stabilisieren.
Warum Eigeninitiative den Unterschied macht
Für Eltern bedeutet das alles: Die Verantwortung endet nicht an den Grenzen staatlicher Vorsorgeideen. Wer seinem Kind echte finanzielle Freiheit ermöglichen will, muss selbst ansetzen – idealerweise mit Geburt. Privater Vermögensaufbau, etwa über ETF-Sparpläne, Aktienfonds oder Breitindizes, sorgt dafür, dass Kapital nicht auf dem Papier, sondern für das Kind arbeitet. Schon monatliche Beträge von 50 bis 100 Euro können – über 60 bis 70 Jahre – ein Vermögen im sechsstelligen Bereich aufbauen. Dabei gilt die einfache Formel des Zinseszinses: Kapital x Zeit x Rendite. Der Staat kann nur einen kleinen Baustein liefern, aber Eltern besitzen den entscheidenden Hebel – den Faktor „früh anfangen“. Zudem lassen sich solche Sparmodelle individuell anpassen: werthaltig, transparent und im Gegensatz zur Frühstartrente frei verfügbar. Und: Kinder können früh lernen, was Kapitalmarkt bedeutet, wie Vermögen wächst und wieso langfristiges Denken belohnt wird – eine finanzielle Bildung, die der Staat bis heute kaum fördert.
Finanzielle Bildung statt bloßes Versprechen
Das geplante Modell mag den richtigen Geist atmen – weg vom reinen Umlagesystem hin zu mehr Kapitaldeckung. Doch ohne finanzielles Bewusstsein in der Bevölkerung wird es nicht greifen. Den meisten Bürger:innen ist nicht bewusst, wie stark selbst kleine Beträge über Jahrzehnte anwachsen können, und wie wichtig es ist, regelmäßig zu investieren. Wenn der Staat ernsthaft Generationengerechtigkeit will, müsste er mit Bildung beginnen: verpflichtender Wirtschaftsunterricht an Schulen, transparente Finanzrechner auf staatlichen Portalen, steuerliche Vorteile für Eltern, die langfristig sparen. Eine echte Reform würde Kommunen, Schulen und Finanzinstitute gemeinsam einbinden – nicht nur den Bundeshaushalt. Nur dann wird aus dem Vorsorgegedanken ein Kapitalbewusstsein, das trägt.
Fazit: Es bleibt an den Familien zu handeln
Was bleibt, ist eine ehrliche Erkenntnis: Die Frühstartrente kann ergänzen, aber niemals ersetzen. Sie kann Hoffnung wecken, aber keine Altersarmut verhindern. Deshalb sollten Eltern – so nüchtern es klingt – selbst zum Vermögensarchitekten für ihre Kinder werden. Wer heute beginnt, baut nicht nur Kapital auf, sondern schenkt finanzielle Selbstbestimmung. Denn am Ende gilt: Zeit schlägt Beitrag, und Eigeninitiative schlägt Gesetz. Wer diesen Satz ernst nimmt, müsste mit der Früherziehung zum Sparen beginnen – spätestens mit der Geburt. Weil Sie aber als Elternteil Ihre Mission „Vermögensaufbau fürs Kind“ umso ernster nehmen, empfehle ich Ihnen ein Beratungsgespräch bei der Förde Sparkasse. Nutzen Sie dazu einfach unsere Online-Terminvereinbarung in der Internet-Filiale.

Über den Autor: Richard Bartsch ist Abteilungsleiter-Wertpapiermanagement der Förde Sparkasse.


















