Inflation: gekommen, um zu bleiben?

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Tagtäglich taucht in den Nachrichten eine makroökonomische Größe auf, der eine maßgebliche Rolle beim aktuellen Konjunktur- und Kapitalmarktausblick zugewiesen wird: die Inflation. Angesichts des derzeitigen deutlichen Anstiegs der Inflationsraten wie auch der Inflationserwartungen lautet in diesen Tagen die Gretchenfrage: Ist dies nur ein vorübergehendes Phänomen, oder droht im Zuge der stark expansiven Geld- und Finanzpolitik die Gefahr von längerfristig spürbar höheren Inflationsraten? Unsere Experten der Deka versetzt der aktuelle Inflationsanstieg aus zweierlei Gründen nur in höhere Wachsamkeit, nicht jedoch in übermäßige Sorge:

Pandemie wirbelt die Wirtschaft durcheinander

Es ist nämlich die Corona-Krise, die vieles durcheinandergewirbelt hat und die für zeitlich befristete stärkere Preisanstiege sorgt. So verzeichnen die Energiepreise zurzeit im Vorjahresvergleich ein zweistelliges Plus. Sie waren vor einem Jahr wegen des Corona-bedingten Stillstands regelrecht eingebrochen. Jetzt sind sie wieder auf „normalen“ Niveaus und die betreffenden Jahresveränderungsraten deshalb im Höhenflug. Speziell in Deutschland kommen noch zwei Themen dazu: Die zwischenzeitliche Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr 2020 sorgt hierzulande im Jahr 2021 für weitere Inflationssprünge, und auch die CO2-Steuer hat zum Jahresbeginn die Preise für Treibstoff und Heizung kräftig steigen lassen.

Grafik zeigt Inflation der USA und Euroland von 2016 bis einer Prognose von 2022

Aufgestaute Nachfrage entlädt sich dynamisch

Preisauftrieb kommt weltweit zudem von den kurzzeitigen logistischen Engpässen im Welthandel. Es ist zwar recht einfach, eine Wirtschaft (per Lockdown) herunterzufahren. Eine ungleich komplexere Aufgabe ist es dagegen, die Volkswirtschaften wieder hochzufahren. Die Zahnrädchen des Lieferketten-Uhrwerks müssen wieder ins Laufen kommen und neu ineinandergreifen. Das braucht Zeit und bringt für eine Weile gewisse Lieferengpässe. Die rohstoffintensiven Industriebereiche boomen, und die durch die Corona-Rezession aufgestaute Nachfrage entlädt sich dynamisch. Deshalb steigen die Rohstoffpreise kräftig, und die Unternehmen müssen für Vorleistungsgüter deutlich mehr bezahlen. All diese Sondereffekte werden weitgehend bis Anfang des Jahres 2022 verschwinden. Dann dürften die Inflationsraten insbesondere in Europa erneut deutlich sinken.

Stärkerer Preisauftrieb: ein zeitlich befristetes Phänomen

Und so lauschen die Finanzmarktteilnehmer auf sämtliche Inflationssignale – und auf die Kommentare aus den Notenbanken. In den kommenden Monaten ist damit zu rechnen, dass das Szenario nur vorübergehend erhöhter Inflationsraten immer wieder in Zweifel gezogen wird. Dann wird die Furcht vor einer frühzeitigen schnellen Straffung der Geldpolitik möglicherweise für kurze Zeit die Börsen belasten und zu Marktkorrekturen führen. Doch der Aktienmarktausblick für die kommenden Jahre bleibt konstruktiv, weil die Inflationssorgen verschwinden werden, die geldpolitische Unterstützung aber noch für sehr lange Zeit bleiben wird.

Quelle: DekaBank

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