Aktuelle Markteinschätzung zum Coronavirus

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In dem Hauptszenario der LBBW ist China besonders von der Epidemie betroffen, mit unmittelbaren Folgen für die Nachbarn. Die LBBW-Volkswirte haben die Prognose für das Wirtschaftswachstum in China im Jahr 2020 daher noch einmal von 5,2 % auf nunmehr 3,9 % revidiert. Vor allem asiatische Schwellenländer sind wirtschaftlich sehr eng mit China verflochten. Die von der LBBW prognostizierte Wachstumsabschwächung im Reich der Mitte zieht folglich auch die asiatische Nachbarregion in Mitleidenschaft und führt hier zu reduzierten Wachstumsraten der Wirtschaftsleistung. Noch offen bleibt, wie stark diese Länder direkt von einer Ausbreitung der Epidemie auf ihr Staatsgebiet betroffen sein werden. Produktionseinschränkungen im Zuge von Schutz- und Quarantänemaßnahmen sowie Ängste vor einer Rezession belasten auch die Rohstoffpreise. Da viele Schwellenländer stark abhängig vom Export von Rohstoffen sind, wirkt sich die Epidemie somit auch wachstumsdämpfend auf Schwellenländer in Afrika und Lateinamerika bzw. auf die Ölexporteure aus. Vor dem hier geschilderten Hintergrund wird daher auch eine Revision der LBBW-Wirtschaftsprognose für die Schwellenländer von 3,6 % auf 3,1 % in 2020 notwendig.

Auswirkungen auf die globalen Wertschöpfungsketten

Auch globale Wertschöpfungsketten könnten durch die Epidemie empfindlich getroffen werden. Denn alle Wirtschaftsräume von globaler Bedeutung sind mehr oder weniger von Zulieferungen aus anderen Staaten abhängig. Z.B. können viele Exporte nur durchgeführt werden, wenn zuvor Bauteile aus anderen Ländern importiert wurden. Störungen in diesen Zulieferketten schlagen rasch wachstumsdämpfend auf alle in dieses Netzwerk integrierte Staaten durch. Dies gilt auch für Länder der EU, wie z.B. Deutschland. Branchen wie die Elektronikindustrie, die Autoindustrie oder der Maschinenbau sind sehr stark von diesem Netzwerk abhängig. Vor diesem Hintergrund hat die LBBW die Wachstumsprognosen für 2020 für weitere Länder nach unten revidiert, die Prognose für die Weltwirtschaft bleibt weiterhin positiv:

  • USA: von 1,9 % auf 1,5 %
  • Deutschland: von 0,4 % auf -0,1 %
  • Euroraum: von 0,8 % auf 0,0 %
  • Großbritannien: von 1,6 % auf 0,8 %
  • Japan: von 0,5 % auf 0,2 %
  • Weltwirtschaft: von 3,0 % auf 2,4 %

Die Zunahme der konjunkturellen Risiken erhöht nun auch den Druck auf die Notenbanken. Die US-amerikanische Notenbank hat bereits die Leitzinsen von 1,75 % auf 1,25 % um 0,5 Prozentpunkte gesenkt. Auch mit Blick auf die Europäische Zentralbank sind die Spekulationen auf neuerliche Zinssenkungen wieder deutlich aufgelebt. Die Entscheidung steht am kommenden Donnerstag, den 12. März an. Die LBBW hält einen Zinsschritt beim Einlagesatz von -0,5 % auf -0,6 % für durchaus realistisch.

Hohe Volatilität zu erwarten

Die Analysten der DekaBank setzen den Coronavirus mit einer Naturkatastrophe gleich, glauben aber an eine temporäre Erscheinung. Nach der vorübergehenden Beeinträchtigung wird eine Normalisierung eintreten und es erfolgt in den betroffenen Regionen eine Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Tätigkeiten, so das Hauptszenario der Deka (Stand: 03.03.2020). Auf Immobilienfonds hat das Virus wegen seiner wohlmöglich nur vorübergehenden Erscheinung kaum Auswirkungen. Hier zeigen sich die Stärken dieser Assetklasse als langfristige Geldanlage. Einige Hoffnung wird aufseiten der Deka in mögliche Konjunkturprogramme gesetzt. Diese werden zwar kurzfristig kaum Wirkung zeigen, können aber zur mittelfristigen Stabilisierung der Kapitalmärkte sehr wichtig sein. In den nächsten Wochen ist laut Deka-Analysten weiterhin mit einer hohen Volatilität an den Kapitalmärkten zu rechnen. Große Korrekturen seien aber kaum zu erwarten, da die Börsen die Konjunkturrückgänge bereits zum größten Teil für etwa sechs Monate im Voraus eingepreist hätten.

Attraktive Einstiegschancen

Aufgrund der konjunkturellen Folgen der Eindämmungsmaßnahmen geht die LBBW mittlerweile von einem Wachstumsrückgang für dieses Jahr aus. Auf mittlere Sicht (2. Quartal) dürfte die Talfahrt zu Ende gehen. Vor dem Hintergrund der bereits starken Korrektur und des mittelfristigen Erholungspotenzials behält die LBBW die neutrale Gewichtung für Aktien aufrecht. Aktien sollten aufgrund der wieder günstigeren Bewertung und des Mangels an Alternativen im extremen Niedrigzinsumfeld dann wieder gefragt sein. Im Rahmen dieser starken Korrektur an den Aktienmärkten gibt es für risikoorientierten Anleger wieder attraktive Einstiegschancen. Da das Timing insbesondere in diesen Situationen sehr schwierig ist, sollte der langfristig orientierte Anleger mit Investitionen zum Aufbau eines Portfolios beginnen, so die Deka-Analysten. Wichtig bleibt eine breit diversifizierte Strategie.

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