Lockdown in unserer Region – 3 Unternehmer*innen berichten

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Immer mehr Menschen in Deutschland haben ihre Erstimpfung inzwischen erhalten, die Infektionszahlen sind seit einigen Wochen rückläufig und zahlreiche Lockerungen treten nach und nach in Kraft. Doch auch wenn wir auf einem guten Weg sind, die Pandemie in den Griff zu bekommen, sind die wirtschaftlichen Konsequenzen kaum greifbar. Viele Unternehmen waren oder sind vor allem durch den Lockdown auf Unterstützungen angewiesen, einige können bis heute nicht ihre eigentlichen Dienstleistungen anbieten und andere mussten bereits resignieren und ihren Geschäftsbetrieb dauerhaft einstellen.
Wir möchten in diesem Blogartikel drei Unternehmer*innen aus unserer Region zu Wort kommen lassen. Sie waren so freundlich und haben uns im Rahmen eines Kurzinterviews ein paar Fragen beantwortet.

Kaufrausch

Kaufrausch in der Holtenauer Straße

Das ist Kaufrausch: Ein besonderer Laden in der Holtenauer Straße und im CITTI-Park Kiel, in dem man Schätze findet, die man gar nicht gesucht hat. Schönes Design jenseits des Mainstream, individuell, exklusiv und besonders! Zu unserem Sortiment gehören u.a. schöne Wohnaccessoires wie Kissen, Decken, Lampen, Windlichter, viele schöne Dinge für die Küche wie Geschirr und Gläser, ein Papeteriebereich, ausgefallende Männergeschenke, Bluetooth–Lautsprecher und Uhren, ein bunter Kinderbereich, schöne Dinge für’s Bad und für den Garten und vieles mehr! [Quelle: Kaufrausch.de]
Inhaberin: Petra Steffen

Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf Ihre beiden Standorte?

Frau Steffen: Mein Geschäft musste zwei Mal geschlossen werden. Ca. einen Monat im Frühjahr 2020, als die Pandemie in Deutschland ankam und ein zweites Mal für ca. 2,5 Monate, von Mitte Dezember 2020 bis Anfang März 2021.

Wie ist angesichts der aktuellen Situation die finanzielle Lage vom Kaufrausch?

Frau Steffen: Auf einer Skala von 1 (gering) bis 10 (hoch) würde ich den finanziellen Schaden, der meinem Kaufrausch durch Corona entstanden ist, mit 5 bewerten. Ich erhielt die Soforthilfe, sowie die Unterstützung III, die mir die Zeit ohne Einnahmen erleichterten. Um schnellstmöglich wieder eröffnen zu dürfen starteten wir im März u.a. mit dem Konzept der Floristik. Die steht ohnehin seit 2016 in meinem Gewerbeschein. Die Ladenfläche wurde in Absprache mit dem Ordnungsamt eingeschränkt und wir haben mindestens 50 Prozent Pflanzen, Pflanzenzubehör und Lebensmittel angeboten. Natürlich habe auch ich kurz über die Erweiterung durch einen Onlineshop nachgedacht, da ich jedoch ein Geschäft mit vielen kleinen Artikeln habe und der Fokus vom Kaufrausch einfach auf Impulskauf liegt, habe ich die Idee wieder verworfen.

Was ist am Gesamtkonzept Kaufrausch jetzt ggf. anders, als vor der Pandemie?

Frau Steffen: Wir haben jetzt deutlich mehr Pflanzen und Interieur, da das Kaufverhalten der Kunden sich verändert hat. Viele machen vermehrt Homeoffice und mussten Urlaube notgedrungen canceln. Das übrige Geld wird derzeit einfach gerne in das Zuhause investiert.

Hier gehts zum Kaufrausch

Sandhafen

Der SANDHAFEN an der Kiellinie

Das ist der SANDHAFEN: Deutschlands einzig komplett schwimmende Strandbar. Zwischen Palmen, Sand und vielen Holzelementen kann man es sich auf einem 500qm großen, schwimmenden Ponton bei entspannter Hintergrundmusik gemütlich machen. Aus einem umgebauten Seecontainer wird man mit leckeren Drinks, aromatischem Kaffee und frischen Hafenbroten bestens versorgt. Von dort hat man den wohl besten Blick auf die Kieler Skyline und ist dabei mitten auf der Förde. [Quelle: sandhafen.de]
Geschäftsführer: Tim Bielinski

Der SANDHAFEN macht eine geplante Winterpause. Musste der Betrieb darüber hinaus geschlossen werden?

Tim Bielinski: Leider ja. Dieses Jahr hatten wir durch den Lockdown anstatt Ende März erst ab dem 14.04. geöffnet und dann auch nur am Wochenende. Dann gab es 4 Wochen eine Übergangszeit in der wir unsere Öffnungstage und Öffnungszeiten immer angepasst haben. Seit Mitte Mai hoffen wir nun wieder kontinuierlich vor Ort zu sein, keinen weiteren Lockdown zu erleben und unsere normalen Öffnungszeiten (täglich ab 12 Uhr) beibehalten zu können.

Wie sieht es finanziell aus? Ist Ihnen ein Schaden entstanden?

Tim Bielinski: Finanziell sind wir als Außengastronomie noch in einer verhältnismäßig guten Lage. Allerdings ist unser Konzept überhaupt nicht auf ein ToGo-Geschäft ausgelegt. Auf der anderen Seite haben wir mit der großen Fläche direkt auf dem Wasser natürlich hohe laufende Kosten. Die Personalkosten für das Team waren in 2020 schon extrem hoch, vor allem durch die zusätzliche Position am Empfang und der Aufwand der Kontakterfassung. Zudem konnten keine Events oder Partys durchgeführt werden, das sind normalerweise die Einnahmen die uns gut durch den Winter bringen.

Gab es neben den bekannten Hygienemaßnahmen weitere Veränderungen am Geschäftsprozess um schnellstmöglich (wiederer-)öffnen zu dürfen?

Tim Bielinski: Wir haben komplett von Selbstbedienung auf Service am Platz umgestellt. Dieser Schritt war ohnehin geplant, jedoch musste dieser dann relativ schnell umgesetzt werden und das Team entsprechend geschult werden. Vom Prozess ist das eine sehr große Veränderung, die wir aber sehr gut gemeistert haben. Durch den Service am Platz wurden deutlich mehr Speisen bestellt. Da mussten wir auch erstmal schauen wie wir die gewohnte, frische Qualität auch bei jedem Gast hinbekommen, ohne dass man Ewigkeiten warten muss. Aber auch das haben wir durch gute Vorbereitung, verbesserte Arbeitsabläufe, kleine Umbauten in unseren Containern und zusätzliches Personal gemeinsam geschafft.

Haben Sie coronabedingt neue Konzepte oder Vertriebswege für sich entwickelt?

Tim Bielinski: Ja tatsächlich waren wir hier sehr aktiv. Wir haben u. a. das Onlinegeschäft in unserem Shop ausgebaut. Dazu haben wir Spenden durch „virtuelle Produkte“ gesammelt. So konnten wir auch über 20 anderen Gastronomen in Kiel eine Plattform bieten. Außerdem sind wir mit unseren eigenen Produkten rund um Wein, Kaffee und Kleidung in den Einzelhandel gekommen und immer noch vertreten. MHier mal eine Gutschein Aktion, da ein ToGo-Verkauf. Im Winter haben wir Online Cocktailabende als alternative Weihnachtsfeier angeboten. Hierbei haben wir Pakete mit allen Zutaten zu den Kunden geschickt und dann Live über Zoom gemeinsam Drinks gemixt.

Was ist im SANDHAFEN jetzt ggf. anders als 2019?

Tim Bielinski: Hauptsächlich der Service am Platz, aber wir versuchen immer in allem was wir tun und anbieten unserem Kern treu zu bleiben und den Gästen einen Kurzurlaub mitten auf der Förde zu bieten.

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metro-Kino

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Das metro-Kino und sein Geschäftsführer, Jan-Per Sellmer

Das ist das metro-Kino: Im September 2006 wurde das Kieler Traditionskino „Metro“ in der Holtenauer Straße, welches mit verschiedenen Unterbrechungen seit 1939 bestand, als „metro-Kino im Schloßhof“ nach Komplettsanierung unter Beibehaltung des alten Kino-Charmes und Ausstattung mit modernster Technik wiedereröffnet. Das Kino hat drei Säle, ein Kino-Café und einen sonnigen Außenbereich. Neben erlesenen Weinen, hausgemachtem Kuchen und Café-Spezialitäten bietet „dasretro.“ mittwochs bis sonntags Frühstück und Brunch an, samstags und sonntags auch in Verbindung mit einem Kinobesuch ein reichhaltiges Kinofrühstück an. [Quelle: metrokino-kiel.de]
Geschäftsführer (seit 1.10.2020): Jan-Per Sellmer

War das metro-Kino von den Lockdowns betroffen?

Jan-Per Sellmer: Wir gliedern uns intern in drei Geschäftsbereiche: Kino, live Veranstaltungen und Cafe/Bistro. Das Kino und die Veranstaltungen waren bzw. sind von zwei langen Lockdowns von insgesamt 12 Monaten betroffen. Der Cafebereich, „dasretro.“, hatte auch im Lockdown zu sehr eingeschränkten Zeiten (FR bis SO) und mit neuem Lieferdienst außer Haus Frühstücks- und Brunchboxen anbieten können. Aktuell läuft die Außengastronomie und – noch sehr eingeschränkt – langsam auch die Innengastronomie.

Haben Sie aufgrund finanzieller Einbußen Hilfen beantragt und erhalten?

Jan-Per Sellmer: Ja, neben dem Kurzarbeitergeld haben wir auch ÜH 1, 2 und 3 beantragt und erhalten, daneben auch Förderprogramme speziell für die Kinobranche aus Landes- und Bundesmitteln. Es laufen auch noch Anträge speziell für den Kulturbetrieb, hier ist leider noch vieles unklar und ist in Bearbeitung.

Viele Unternehmen sind während der Pandemie notgedrungen sehr kreativ geworden. Stichwort Onlineshops, Außerhaus-Verkauf etc.. Konnte das metro-Kino auch neue Vertriebswege einschlagen, um trotz Lockdown weiterhin Einnahmen zu generieren?

Jan-Per Sellmer: Mit unseren „Puschenkinoboxen“, haben wir das originäre Getränke- und Essensangebot aus unserem Kinotresen in eine Box gepackt. Auch konnten wir mit Frühstücks- und Brunchboxen aus dem retro inklusive Lieferservice neue Produkte und Betriebswege aufbauen. Außerdem haben wir Software für den online Gutschein- und Gastronomieverkauf eingekauft sowie das Ticketing coronakonform gemacht.

Wie geht es dem metro-Kino derzeit?

Jan-Per Sellmer: Wir haben vor allem die ersten Monate nach der Wiedereröffnung im Sommer 2020 bei sehr eingeschränkter Kapazität nicht das erwirtschaften können, was für ein positives Geschäftsergebnis nötig gewesen wäre. Durch die Hilfen von Bund und Land konnten wir dies zum Teil kompensieren. Die baldige Wiedereröffnung wird dann zeigen, inwiefern die Gäste unsere Angebote wieder annehmen werden. Eine Öffnung zu den normalerweise schlechtesten Kinomonaten im Sommer und zeitgleich mit der EM ist leider keine so gute Voraussetzung. Die Filmauswahl ist allerdings groß und gut, so dass wir aus einem guten Fundus ein tolles Programm entworfen haben. Liveveranstaltungen werden aufgrund der Kapazitätsbegrenzung leider noch nicht mit der Kinoeröffnung am 01.07.2021 durchführbar sein, da die Kapazitätsbegrenzung und weiteren Beschränkungen der derzeitigen Erlasse dies leider noch nicht zulassen.

Hier gehts zum metro-Kino


Wir bedanken und für die ehrlichen Worte der drei Unternehmer*innen und wünschen ihnen alles Gute und ganz schnell eine große Portion Normalität, um wieder gewohnt erfolgreich viele Kunden mit ihren Angeboten und Konzepten zu begeistern.

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