Coronavirus – Szenario V, U oder L

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Der Weltwirtschaft steht eine schwere Rezession bevor. So viel ist klar. Aber wann und wie endet die Talfahrt? Welches Szenario ist am wahrscheinlichsten?

Die Welt steht vor dem schwersten Wirtschaftseinbruch seit der großen Depression im Jahr 1929. So sehen das zumindest die Experten des Internationalen Währungsfonds. Und der IWF ist nicht irgendwer, wenn es um Prognosen geht. Seine regelmäßigen Konjunkturberichte sind rund um den Globus vielbeachtet.

Die aktuelle IWF-Analyse von Mitte April ist jedenfalls mit düsteren Kommentaren zur Lage gespickt. Durch die Corona-Pandemie sei die Weltwirtschaft in eine Krise geraten, wie keine zuvor. IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath kommentiert: „Das Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit der die ökonomische Aktivität kollabiert ist, hat in unseren Generationen noch niemand erlebt.“

In Zahlen ausgedrückt rechnet der IWF für das Jahr 2020 mit einem Schrumpfen des weltweiten Bruttoinlandsprodukts von 3 Prozent. Zum Vergleich: In der Finanzkrise 2009 lag der Rückgang bei 0,1 Prozent – was aber angesichts von normalen Wachstumsraten der Weltwirtschaft von über 3 Prozent bereits sehr wenig war. Europa wird nach Einschätzung des IWF am härtesten getroffen, da große Staaten wie Deutschland, Italien und Frankreich bereits vor Corona geringes Wachstum verzeichneten.

Schlimmer als die Finanzkrise

Bei den konkreten Konjunkturprognosen kommen die Wirtschaftsforschungsinstitute aber zu unterschiedlichen Ergebnissen – was angesichts der großen Ungewissheit über den weiteren Verlauf der Pandemie auch nicht anders zu erwarten ist. Die Volkswirte der Deka rechnen für 2020 zwar nur mit einem Rückgang der globalen Wirtschaftsleistung von 1 Prozent, halten die Corona-Krise aber auch für einzigartig. Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater: „Die Blitzrezession ist schlagartig und rasant wie nie zuvor über die Volkswirtschaften hereingebrochen.“

Deshalb verursacht die Corona-Krise auch Verwerfungen, die man bisher nicht für möglich hielt. So sank der Benzinverbrauch in den USA wegen des wirtschaftlichen Shutdowns um 40 Prozent, und Anbieter der Ölsorte WTI mussten sogar zwischenzeitlich die Käufer bezahlen, damit sie ihnen überhaupt noch Öl abnehmen.

„Je verrückter die Auswirkungen werden, desto näher rückt aber auch der Höhepunkt der Krise“, urteilt der Chefvolkswirt, der alles in allem zuversichtlich bleibt: „Die wirtschaftlichen Konsequenzen sind beherrschbar. Es liegt zwar noch eine große gesellschaftliche Aufgabe vor uns, aber dabei stellen wir uns gar nicht so schlecht an.“

Was die Aktienmärkte angeht, so hätten sich die Investoren inzwischen an Schreckensmeldungen gewöhnt und würden nicht mehr so nervös agieren, wie noch vor wenigen Wochen. Allerdings warnt Kater auch vor zu viel Optimismus: „Es ist längst noch nicht die Zeit, um zur Tagesordnung zurückzukehren. Die Märkte müssen noch Zweit- und Drittrundeneffekte der Krise verarbeiten.“ Damit meint der Deka-Chefvolkswirt Krisenfolgen wie sinkende Unternehmensgewinne, schlechtere Kreditwürdigkeit vieler Staaten und Firmen oder Probleme der Schwellenländer mit Kapitalabflüssen.

Die Deka-Volkswirte haben drei Szenarien – V, U und L – zum weiteren Verlauf der Wirtschaftsentwicklung entwickelt und mit verschiedenen Eintrittswahrscheinlichkeiten versehen. Das Szenario U ist dabei mit 70 Prozent der mit Abstand wahrscheinlichste Verlauf und dient auch im Fondsmanagement der Deka als Richtschnur. Hier die Szenarien im Überblick:

Szenario V: Rasche Eindämmung

Eintrittswahrscheinlichkeit: 10%

In diesem Positivszenario geht es mit der Wirtschaft und den Aktienmärkten fast so schnell aufwärts, wie es zuvor abwärts ging – deshalb das sinnbildliche V. Dafür muss bereits in den kommenden Wochen das Schlimmste der Pandemie überstanden sein. Im dritten und vierten Quartal steigern dann die Unternehmen ihre Produktion nahezu auf Vorkrisenniveau. „Es müsste schon viele positive Überraschungen beim weiteren Verlauf der Pandemie geben, damit das V-Szenario eintreten kann“, erklärt Ulrich Kater die geringe Eintrittswahrscheinlichkeit.

Szenario U: Geringe Zweitrundeneffekte

Eintrittswahrscheinlichkeit: 70%

In diesem Hauptszenario der Deka fällt die Welt in eine tiefe Rezession. Wirtschaft und öffentliches Leben kommen vorübergehend zum Stillstand und es dauert eine ganze Weile, bis ein zunächst schleppendes Hochfahren beginnt. Das U steht für diese längere Bodenbildung. Aber die Finanzmarktturbulenzen greifen nicht nachhaltig auf die Realwirtschaft über und die Pandemie flammt auch nicht im Herbst erneut auf. Stattdessen setzt in der zweiten Jahreshälfte vor allem dank kräftiger Unterstützung der Geld- und Finanzpolitik eine Erholung ein und 2021 kehrt die Wirtschaft wieder zur Normalität zurück.

Szenario L: Verfestigte Rezession

Eintrittswahrscheinlichkeit: 20%

Das L im Negativszenario bedeutet: Die Wirtschaft stürzt ab und bleibt am Boden. Die Staaten bekommen die Infektionswelle nicht in den Griff, der Stillstand der Wirtschaft hält an, Investitionen brechen ein und der Stress an den Finanzmärkten lässt sich nicht eindämmen. Es kommt zu einer Weltwirtschaftskrise mit Arbeitslosenquoten von 10 bis 15 Prozent in vielen Ländern. Aus Angst kaufen die Leute nichts mehr und die Wirtschaft stürzt in eine Abwärtsspirale. Ulrich Kater: „An dieses Szenario glauben wir aber nicht, insbesondere weil der Finanzmarkt sich in der ersten sehr schwierigen Phase der Krise als vergleichsweise widerstandsfähig erwiesen hat.“

Tipp

Anleger, die das U ebenfalls für das wahrscheinlichste Szenario halten, sollten sich noch auf einige Wochen mit hohen Kursschwankungen bei Aktien einstellen. Für den späteren Jahresverlauf und die Zeit danach wären die Perspektiven bereits deutlich freundlicher. Wer die gesunkenen Kurse nutzen will, kann darüber nachdenken, seine Sparverträge etwas aufzustocken.


Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Deka Investmentfonds sind die jeweiligen Wesentlichen Anlegerinformationen, Verkaufsprospekte und Berichte, die in deutscher Sprache bei den Sparkassen oder der DekaBank Deutsche Girozentrale, 60625 Frankfurt und unter www.deka.de erhältlich sind.

Quelle: fondsmagazin.de

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