Corona-Krise: Die zweite Welle

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Spontane Börsenschwäche und zweite Corona-Welle in Europa

Die Corona-Pandemie war nicht ganz weg und ist nun mit Beginn des Winterhalbjahrs auf der Nordhalbkugel offenkundig wieder zum vorrangigen Thema für Gesellschaften, Unternehmen und die Finanzmärkte geworden. Denn die Anzahl der Neuinfizierten steigt global derzeit mit einer sehr hohen Dynamik an, der 7-Tagesdurchschnitt hat weltweit bereits 450.000 Personen erreicht. Bei wesentlich weniger Testungen lag das Niveau der Neuinfektionen im Frühjahr nur bei knapp 100.000 Personen. Trotz nennenswerter Infektionszahlen in Ländern wie den USA und Russland, schwappt die zweite Corona-Welle mit besonderer Wucht über Europa. Die Haupttreiber dieser Entwicklung sind Frankreich, Italien, Deutschland, Spanien und das Vereinigte Königreich.

Der Deutsche Aktienindex (DAX) hat an den ersten drei Tagen dieser Woche rund 1.000 Punkte eingebüßt. Hierfür lieferte am Montag die deutsche Softwareschmiede SAP den Anstoß, nach der Gewinnwarnung mit einem Kursabschlag um 22 %, was allein für einen Rückgang von 265 Punkten im DAX verantwortlich war. Seither übernehmen die Corona-Sorgen das Ruder an den Börsen. Schwächere Konjunkturindikatoren wie der Rückgang beim ifo Geschäftsklima für den Oktober gehören dazu. Maßgeblich sind die überall in Europa angekündigten Lockdown-Maßnahmen. Sie lassen Erinnerungen an die unheilvolle Börsenentwicklung im Frühjahr aufkeimen.

Besser aufgestellt durch den Winter

Es stimmt, die zweite Corona-Welle kam früher als erwartet, und das Infektionsgeschehen zeigt sich leider dynamischer als gedacht. Doch gehen die Vergleiche zum Frühjahr mit historischer Rezession und heftigem Börseneinbruch im Ausmaß zu weit.

Blicken wir nach Deutschland. Die am Mittwoch von der Bundeskanzlerin und den Ministerpräsidenten vereinbarten Lockdown-Maßnahmen bedeuten einen deutlichen Rückschlag in der wirtschaftlichen Erholung. Der Einbruch ist jedoch nicht mit den Verlusten im zweiten Quartal (-9,7 %) vergleichbar. Denn die neuen Lockdown-Regeln sind flexibler und gezielter als im Frühjahr. Hinzu kommt, dass sich die Wirtschaft mit besseren Arbeitssicherheitskonzepten auf eine Produktion unter Corona-Bedingungen eingestellt hat. Die weltweite Nachfrage stellt sich dank eines stabilen chinesischen und US-Marktes besser dar. Auch sollen Schulen und Kindergärten sowie der Groß- und Einzelhandel geöffnet bleiben, was die wirtschaftlichen Auswirkungen abfedert.

Hilfeleistung

Die Unterstützung der expansiven Geld- und Finanzpolitik war und bleibt wichtig für die Erholung von Konjunktur und Aktienmärkten. So kündigte Finanzminister Scholz an, die Umsatzverluste kleiner Unternehmen durch Schließungen im November nennenswert finanziell kompensieren zu wollen. Auch Frankreich und Schweden haben jüngst bereits umfangreiche Konjunkturpakete geschnürt, in den USA wird darüber gerade verhandelt. Die Europäische Zentralbank dürfte ihr Anleiheankaufprogramm (PEPP) zeitlich verlängern und im Volumen erhöhen. Geld- und Finanzpolitik sind bereit, willens und in der Lage, mit jeweils zusätzlichen Mitteln auch den Belastungen der zweiten Corona-Welle aktiv zu begegnen. Konjunktur und Märkte können so letztlich Halt und Orientierung gegeben werden. Bei allen Unwägbarkeiten trägt dies zu positiven Umsatz- und Gewinnperspektiven der Unternehmen für das kommende Jahr bei.

Impfstoff

Nicht zu unterschätzen sind die Erwartungen an Impfstoffe und Medikamente. Überall auf der Welt forschen und entwickeln die Wissenschaftler daran. Gerade bei den Impfstoffen kommen die Testphasen gut voran. Doch neben der Verfügbarkeit wird die Impfung selber einen großen logistischen Aufwand bedeuten und Zeit brauchen. Damit kann die Corona-Pandemie nicht auf einen Schlag beendet werden. Doch die weiteren Perspektiven werden sich mit dem medizinischen Fortschritt bei der Bekämpfung des Virus verbessern.

Was sollten Anleger jetzt bedenken und tun?

Wir haben bislang immer wieder darauf hingewiesen, dass die Finanzmärkte die Corona-Krise als verkraftbar ansehen, weil eine Wirtschaftserholung wahrscheinlich bleibt und weil die Geld- und Finanzpolitik effektiv sind. Bei dieser Einschätzung bleiben wir auch angesichts der zweiten Infektionswelle. Damit sehen wir als angemessene Reaktion, weiter im gewohnten Umfang Aktien zu halten und zu akkumulieren, Sparpläne beizubehalten und nicht übermäßig auf vermeintliche Krisenanlagen zu spekulieren.

Unsere Empfehlung

Das Börsenwetter mag in den Winter hinein Corona-bedingt ungemütlich bleiben, und begrenzte weitere Kursrückgänge erscheinen möglich. Doch ist das unmittelbare Rückschlagpotential begrenzt. Die Unterschiede zum Frühjahr sind deutlich, die konstruktive Überwindung der zweiten Corona-Welle ist angezeigt und die wirtschaftspolitische Unterstützung ist gewährleistet. Somit können Anleger kurzzeitig schwächere Marktphasen für den zeitlich gestaffelten Aufbau von Aktienpositionen für die lange Haltefrist nutzen. Grundsätzlich gilt: Breit diversifizierte Anlageportfolien sind auf die langfristige Geldanlage ausgerichtet. Und deren Basis bleibt bestehen. Denn am langfristigen, trendmäßigen Aufwärtspfad der Weltwirtschaft kann diese zweite Corona-Welle nicht rütteln.

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